Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
seine Reaktion kam zu spät. Hugo zielte zweimal in den Hinterkopf – die Blutfontäne ergoss sich auf die cremefarbenen Polster des Wagens.
Hugo drückte den Mann ohne die geringste Gefühlsregung mit einem Ruck auf die Hinterbank und schaute sich gründlich um - niemand schien auf dem dunklen Parkplatz etwas bemerkt zu haben. Hugo setzte sich neben den Toten und zog ihm in aller Ruhe die Arbeitskleidung aus, die am Ärmel blutdurchtränkt war. Anschließend verstaute er die nackte Leiche im Kofferraum des Wagens. Als er die Klamotten anprobierte, stellte Hugo zufrieden fest, dass sie beinahe perfekt saßen. Den blutverschmierten Teil des Kittels umwickelte er mit einem hellen Tape, das er im Auto fand. Er zog den Mundschutz beinahe bis unter die Augen – es war unmöglich ihn zu erkennen, sein dichtes Haar war unter der Haube verborgen, seine Beretta hielt er unter dem weißen Kittel versteckt.
Das Hospital verfügte neben dem Hauptportal noch über einen unauffälligen Seiteneingang. Wie selbstverständlich schritt Hugo durch die Tür. Auf den ersten Metern kamen ihm zwei Krankenschwestern entgegen, die ihn freundlich grüßten. Hugo lächelte vergnügt, die Verkleidung erfüllte ihren Zweck offenbar perfekt.
Zur Sicherheit suchte Hugo eine Toilette auf und kontrollierte vor dem Spiegel den korrekten Sitz seiner Garderobe. Alles, was er tun musste, war ein paar Blutflecken zu entfernen, die nicht abgedeckt waren. Als er sich von Kopf bis Fuß betrachtete, fand er, dass er als Doktor eine gute Figur abgab. Wenn Dimitri wirklich noch lebte, würde er ihn finden, da war sich Hugo ganz sicher. Systematisch lief er sämtliche Etagen der chirurgischen Abteilung ab. Es dauerte keine zehn Minuten, bis er am Ziel war. Er stoppte, als er die zwei Polizisten sah, die vor einem der Krankenzimmer saßen und sich lebhaft unterhielten.
Dimitri war also nicht tot – jetzt war klar, dass er es war, der ihn verraten hatte. Er fragte sich, ob ihm die beiden Bullen Probleme machen würden oder ob er leichtes Spiel hätte. Gerne hätte er Dimitri zur Rede gestellt, bevor er sein Licht ausblies, aber die Situation gab ihm keine Gelegenheit dazu. Von der anderen Seite des Flurs kam eine Schwester, die eilig im Zimmer des Ukrainers verschwand. Hugo wartete, bis sie wieder herauskam. Auf einem Fensterbrett lag eine Kladde, die offenbar einer der Ärzte während seiner Visite vergessen hatte. Damit war Hugos Verkleidung perfekt. Die kräftige Pflegerin verschwand genauso schnell, wie sie eingetreten war. Jetzt war der Augenblick gekommen. In zackigen Schritten bewegte sich Hugo auf das Zimmer zu, rief den Polizisten ein kurzes „Bonsoir“ zu und betrat den Raum. Dimitri lag im letzten Bett, das am Fenster stand – die beiden anderen waren leer. Während der falsche Arzt auf den dreifachen Mörder zuging, zog er die Haube ganz tief ins Gesicht und den Mundschutz nach oben.
Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als übertrieben. Sein alter Freund war in allerlei dicke Verbände gepackt und schlief. Er musste alles erledigt haben, bevor die Krankenschwester zurückkam. Hugo warf einen prüfenden Blick zur Tür, dann griff er eines der Kissen von den unbenutzten Betten und drückte es dem Killer aufs Gesicht. Im gleichen Moment zog er seine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer und feuerte dem Ukrainer zweimal in den Hinterkopf. Dimitri zuckte einmal heftig zusammen, dann regte er sich nicht mehr. Mit weit aufgerissenen Augen lag er in seinem Blut. „Du hast mich enttäuscht, mein Freund“, hauchte Hugo. Er musste etwas Zeit gewinnen. Er drehte den Kopf des Killers in Richtung Tür und schloss dessen Augen. Dann legte er ein paar Handtücher auf das blutdurchtränkte Kopfkissen und drückte den Kopf des Toten in den Nacken, sodass das Blut nach hinten floss. Auf den ersten Blick sah der tote Killer so aus, als würde er schlafen.
Hugo verließ das Zimmer genauso eilig, wie er es betreten hatte. Er nickte den Polizisten zu, aber die beiden Männer waren in eine lebhafte Diskussion verstrickt, sodass sie ihn kaum beachteten. Hugo fiel es leicht, sich im Krankenhaus zu orientieren, innerhalb von zwei Minuten war er wieder an dem Nebeneingang, durch den er gekommen war.
Es dauerte zwanzig Minuten bis auffiel, dass Dimitri Shevchenko tot war. Die selbe Schwester, die den Killer als vorletzte lebend gesehen hatte, schlurfte in das Zimmer, um den Verband zu wechseln. „Oh mein Gott“, schrie sie, als sie das
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