Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
Vom Netzwerk:
beinahe austauschbar. Irina war diejenige, die ihnen die genauesten Informationen lieferte. Sie stammte aus Khimki, einer Kleinstadt in der Nähe von Moskau und war in einem der unzähligen seelenlosen russischen Ghettos aufgewachsen. „Wo haben sie Hugo kennengelernt?“, fragte van den Berg gespannt. „Irina blickte ihn fragend an.“ Sie legten das Foto auf den Tisch, das den Killer auf der Bank am Café Belga zeigte. „Paul“, sagte Irina. „Das ist Paul. Das Arschloch hat mich beim Basketball angequatscht.“ „Beim Basketball?“, fragte der Kommissar überrascht. „Wir haben ein echt geiles Profiteam in Khimki, ich schaue mir die Jungs oft an. Dieser Schleimscheißer hat mich an einer Imbissbude angelabert, als ich mir eine Cola geholt habe.“ „Und weiter?“ „Der Typ hat mir ein Essen spendiert, in einem Top-Laden in Moskau. Das war der Hammer.“ Irina strahlte über das ganze Gesicht. „Er meinte, ich kann Kohle wie Scheiße machen, wenn ich mit nach Brüssel komme.“ „Hat er gesagt womit?“ „Model, Bardame, was weiß ich.“ „Und das ist ihnen nicht komisch vorgekommen?“ „Warum denn? Ich wollte raus aus diesem Nest. Woher sollte ich wissen, dass er für so einen perversen Sack arbeitet?“
    „Wie ist es weiter abgelaufen?“, fragte van den Berg leise nach. „Wir sind mit dem Auto los gefahren, da war noch so ein Kleiderschrank dabei, mit dunklen Haaren.“ „Jorge Ramos.“ „Keine Ahnung, jedenfalls sind wir erstmal in eine Hütte verfrachtet worden – die war in einem Wald – am anderen Tag haben die uns in diesen Keller verschleppt.“ „Haben sie sich gewehrt?“ „Die haben mich mit Drogen vollgepumpt, uns alle – mir war scheißegal, was mit mir passierte. Ich habe mich gar nicht schlecht gefühlt – im Gegenteil, ich war echt gut drauf. Außer, wenn ich mal klar im Kopf war, aber das war ich selten.“ „Sie haben euch ständig Drogen gegeben?“ „Klar! Wir haben keine Pillen gekriegt, nichts zum Schlucken oder so. Ich schwöre euch, das war im Fleisch drin oder in den Drinks. Ich bin immer erst nach dem Essen richtig breit geworden.“ Der Kommissar nickte. „Wie lief euer Tag ab?“ „Wenn wir nicht pünktlich beim Essen waren, gab’s Stress – ansonsten konnten wir machen, was wir wollten, Sport, Fernsehen gucken oder irgendwelche Spiele – es war der pure Luxus da unten. Es ist ja nicht so, dass wir keinen Spaß hatten.“
    Van den Berg zog die Augenbrauen hoch. „Möchten sie von den Vergewaltigungen sprechen?“ Irina zögerte einen Moment, das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. „Der Alte kam drei Mal zu uns – jeden Tag. Wir hörten immer, wenn der Lift ging, dann ging so ein ätzendes Pfeifen los. Und dann hat er sich eine geholt. Wir wussten nie, wann wir dran waren.“ „Ging das in einer bestimmten Reihenfolge?“ „Am Anfang dachte ich, er krallt sich einfach, worauf er gerade Bock hat, aber irgendwann war mir klar, dass jede gleich oft mit ihm im Bett war.“ „Wie oft?“ „Einmal die Woche? Ich weiß es nicht.“ „Hat Fontaine sie gequält?“
    Sie sahen dem Mädchen an, dass sie den Namen ihres Peinigers zum ersten Mal hörte. Irina blickte starr auf den Boden, sie kniff die Augenlider zusammen. „Er hat mich gefesselt, zusammengeschnürt, ich konnte mich nicht bewegen. Er hatte Spaß daran, mich zu bumsen, verstehen sie?“ Das Mädchen kratzte an ihren Fingernägeln und schaute aus dem Fenster. „Mit den anderen war es genauso. Wir haben viel darüber gequatscht. Mit jeder hat er die gleiche Nummer durchgezogen. Dem war scheißegal, mit wem er es gerade machte.“ „Was war mit Hugo?“ „Der? Nein! Ich habe von keiner gehört, dass da was lief. Er kam nur, um uns Befehle zu geben und um zu sehen, was los ist. Und natürlich, wenn Mädchen abgeholt wurden.“ „Abgeholt?“ „Ja, Paul kam dann immer mit dem Alten runter, da war noch einer – am Anfang der Riese, später so ein Typ, der war Ukrainer.“ „Haben die Wachen sie angerührt?“
    Das Mädchen verzog angeekelt den Mund. „Die haben uns geil angegafft, aber die durften nicht. Die hatten keinen Bock, auf uns aufzupassen, aber die hatten tierische Angst vor Paul und dem Alten.“ „Habt ihr daran gedacht, zu fliehen?“ „Wie denn? – Nein, das war unmöglich. Stellen sie sich doch mal vor, ich stand den ganzen Tag unter Drogen – ich konnte nicht denken und dann die Wachen. Zwei Mädchen haben es probiert, aber die hatten keine Chance.“
    „Könnt ihr

Weitere Kostenlose Bücher