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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Aschenbecher. Dann ging er zum
Spiegel und stylte sein Haar.
    Hugo
war außer sich. Es war unverzeihlich, dass sie Jorge lebend in die Finger
bekamen. Der Befehl war unmissverständlich. Wenn er in der Falle saß, musste er
sich selbst töten. Hugo war sich sicher gewesen, dass Jorge gehorchen würde,
nie hatte er ihm widersprochen. Aber der Riese hatte sich entschieden, am Leben
zu bleiben und war er in den Fängen der Bullen. Würde er auspacken, wenn sie ihn
folterten? Hugo glaubte nicht, dass er weich würde, aber er war sich nicht
sicher. Er musste etwas unternehmen.
    Die
Sonderkommission trat am Vormittag zusammen. Van den Berg begann einzusehen,
dass er den Fall nicht alleine stemmen konnte. Die Federführung musste bei ihm
bleiben, aber ohne die Unterstützung der Kollegen ging es nicht mehr. Die drei
toten Mädchen hielten das ganze Land in Atem, seit dem Fall Dutroux hatte
nichts mehr so hohe Wellen geschlagen.
    Der
Kommissar war hochkonzentriert, als er an der Tafel mit Filzstift Pfeile und Kommentare
zwischen die bereits eingezeichneten Namen kritzelte. Die Polizisten im
Besprechungszimmer redeten durcheinander, jeder musste etwas loswerden. Keiner schien
zu merken, dass van den Berg ungeduldig darauf wartete, dass sie endlich die
Klappe hielten. Der Kommissar schlug mit der Kante des Stiftes heftig auf die
Tischplatte. „Ich brauche hier wohl niemanden daran zu erinnern, dass wir
schnelle Erfolge brauchen. Ihr seid ja selbst an der Journalistenmeute
vorbeigelaufen und lest jeden Tag die Zeitung. Wir wissen nicht, ob der Spanier
der Mörder der drei Mädchen ist. Wir wissen aber, dass er mit der Sache zu tun
hat. Wir glauben nicht, dass er alleine handelt, aber sicher wissen wir das
nicht.“ Nicole meldete sich zu Wort. „Ich habe mir den Typen am Krankenbett
gründlich angeschaut. Das ist nicht unser Mann! Jedenfalls ist er es nicht allein.
Die perverse Handschrift, die Nachthemden, die Tätowierungen und das Gift – das
passt irgendwie nicht zu dem – er ist viel zu straight.“ Van den Berg nickte. „Jorge
Ramos ist wahrscheinlich nur ein kleines Rädchen in dem Spiel. Die Hauptfigur
ist irgendwo da draußen. Das ist unser Problem, und das sollten wir schnell
lösen.“ De Breuyn meldete sich zu Wort. Er war der Einzige in der Runde, der
wie in der Schule den Finger hob. Der kauzige Polizist sagte selten etwas in
großer Runde, aber wenn er es tat, hatte er immer etwas Wichtiges beizutragen.
„Es gibt weitere Gemeinsamkeiten zwischen den Mädchen. Alle drei wurden zwanzig
Jahre alt, kurz bevor sie starben und sie sind alle seit fünf Jahren vermisst
gewesen.“ Marc nickte und fuhr kurz dazwischen: „Wenn die Mädchen miteinander
zu tun gehabt hätten, könnten wir mehr damit anfangen. Wenn sie
Schulfreundinnen wären oder man sie zusammen verschleppt hätte. Aber es gibt
keinen einzigen Hinweis darauf, dass sie sich auch nur flüchtig kannten“, sagte
van den Berg nachdenklich. „Aber De Breuyn hat schon recht: Warum mussten die
Mädchen an ihrem zwanzigsten Geburtstag sterben? Und warum sind sie alle vor
fünf Jahren verschwunden?“ De Breuyn war nervös, er schwitzte. Der Polizist
hatte den ganzen Vormittag recherchiert und etwas zutage gefördert, dass dem
Fall eine neue Dimension gab. „Ich habe die Vermisstenlisten von 2005
durchgekämmt.“ Er machte eine kurze Pause und schaute betroffenen in die Runde.
„In diesem Jahr gab es in Belgien etwa doppelt so viele Anzeigen wie in den
Jahren zuvor. Die Zahl der aufgeklärten Fälle ist allerdings nicht höher als in
den anderen Jahren.“ Den Polizisten wurde schlagartig bewusst, was De Breuyn da
gerade gesagt hatte. „Wie viele Vermisste waren es mehr in 2005?“, fragte van
den Berg nervös. „Je nach dem, welches Jahr man zum Vergleich nimmt, zwischen
fünf und zehn.“ Van den Berg setzte sich. „Allein in Belgien“, setzte De Breuyn
nach. „Was heißt das? Allein in Belgien.“ „Ich habe unter anderem die Kollegen
in Moskau und in Kiew angerufen. Auch in Russland und der Ukraine hat es 2005
mehr Vermisstenmeldungen als üblich gegeben. Ich habe aber noch keine Zahlen.“
Van den Berg stand wieder auf. „Das ist ja der reinste Horror. Wenn diese
Zahlen mit unserem Fall zu tun haben, dann …“ „Dann werden wir vor jeder
Brüsseler Kirche bald eine Mädchenleiche liegen haben“, ergänzte Deflandre
zynisch. „Und Kirchen gibt es hier viele“, gab Philip De Wilde dazu. „Erik,
Nicole und ich nehmen uns den Spanier vor.

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