Katakomben (van den Berg)
den
Boulevard Leopold III überging. Dann bog die Psychologin rechts ab und parkte
ihren Flitzer am Parc Josaphat. Hugo zögerte und überlegte, ob die junge Frau
verabredet war. Nicole stieg aus ihrem Wagen und ging gemäßigten Schrittes in
die Grünanlage. Hugo war nun fest entschlossen, zuzuschlagen, eine bessere
Gelegenheit, sie zu erledigen, konnte er nicht kriegen. Der Park war mit
stattlichen Bäumen bepflanzt und er schien menschenleer. Nicole beschleunigte
ihre Schritte. Während sie lief, zog sie einen Spiegel aus ihrer Handtasche.
Sie konnte kaum etwas erkennen, dafür war es an dieser Stelle des Weges zu
dunkel, aber sie meinte, hinter sich eine Bewegung bemerkt zu haben. Sie nahm
die erste Abzweigung und rannte nun so schnell sie konnte. Jetzt konnte sie
deutlich hören, dass jemand im Laufschritt hinter ihr her war. Hugo war beinahe
noch in der exzellenten Verfassung, in der er zu Zeiten der Fremdenlegion
gewesen war. Es zahlte sich jetzt aus, dass er den Kaschmirmantel und die
Maßschuhe gegen Jeans und Sneakers eingetauscht hatte – so konnte er viel
besser rennen. Hugo kam der Psychologin immer näher, er konnte ihren Atem hören.
Während er ihr nachjagte, fragte er sich, was sie in den Park getrieben hatte.
War er dabei, in eine Falle zu tappen? Hinter jedem Busch konnte eine
unangenehme Überraschung lauern. Doch Hugo wollte die Sache jetzt durchziehen,
er musste die junge Frau hier erledigen. Nicole war am östlichen Ende des Parks
und lief in Richtung ihres Wagens. Hugo fürchtete, dass sie bald ihr Auto
erreichen würde, wenn er nichts unternahm. Er überlegte einen kurzen Moment,
was er tun sollte. Dann zog er blitzschnell seine Beretta aus dem Halfter,
entsicherte sie und feuerte aus vollem Lauf. Er rechnete nicht damit, dass sie
der erste Schuss traf, aber vielleicht würde sie panisch und Fehler machen. Die
Kugel zischte an der Frau vorbei. Nicole schaffte es, das Tempo noch einmal zu
beschleunigen. Sie blieb cool, obwohl sie spürte, dass es eng wurde. Jede ihrer
Bewegungen folgte einem Instinkt. Sie hatte das Auto erreicht, drückte auf die
Fernbedienung und hörte das Klicken des Schlosses. Hugo ärgerte sich, dass sie
es geschafft hatte. Als Nicole die Tür aufriss, feuerte er noch zwei Kugeln ab,
die das Blech durchschlugen. Nicole warf sich auf den Beifahrersitz und zog
eine FN-Browning HP aus dem Handschuhfach. Sie drückte ohne Vorwarnung ab, als
Hugo auf den Wagen zu rannte. „Scheiße!“ Der erste Schuss traf ihren Verfolger
am linken Oberarm. Hugo ging mit einem lauten Aufschrei zu Boden, aber er
konnte sich hinter einem parkenden Auto verschanzen. Nicole hatte die Situation
unter Kontrolle, sie startete den Wagen und gab Gas. Hugo rannte zu seinem
Mercedes und nahm die Verfolgung auf. Seine Wunde schmerzte und blutete. Mit
einem flüchtigen Blick stellte er fest, dass es nur ein Streifschuss war. Der
Schmerz störte ihn kaum, aber es machte ihn rasend, dass ihn die Schnüfflerin angeschossen
hatte. Jetzt war keine Zeit, sich darum zu kümmern. Erstmal musste er die
Polizistin töten, dann konnte er sich immer noch verarzten. Nicole fuhr auf die
Avenue Eisenhower und wählte van den Bergs Nummer. In dem Moment, als der
Kommissar antwortete, fiel ihr das Handy aus der Hand und rutschte unter den
Sitz. „So ein Mist“, fluchte Nicole. „Hol mich hier raus, ich bin auf Avenue
Eisenhower, ich werde verfolgt.“ Nicole wusste nicht, ob die Leitung immer noch
stand und van den Berg ihren Hilferuf mitbekam. Hugo hing Nicole dicht an der
Stoßstange. Als sie an die Kreuzung der Avenue Rogier kamen, beschleunigte Hugo
und rammte den Sportwagen. Nicole versuchte verzweifelt gegenzulenken,
schleuderte aber unkontrolliert über die Straßen. Hugo lachte siegesgewiss. Als
der Alfa stehen blieb, zielte der Killer auf die Windschutzscheibe. Nicole ging
blitzschnell in die Hocke und erwiderte das Feuer durch das Seitenfenster. „Du
kriegst mich nicht, du Idiot“, brüllte sie nach draußen. Dann gab sie Gas und
raste zurück die Avenue Eisenhower entlang. Hugo würgte seinen Wagen ab. „Merde!“,
fluchte er laut, Nicole hatte einen kleinen Vorsprung. Nach zwei Minuten hatte
Hugo wieder Tuchfühlung aufgenommen, die Psychologin war wieder in Sichtweite.
Er zielte auf die Reifen und traf. Das Auto schlingerte über den Asphalt und
blieb i n der Mitte der Straße stehen. Hugo spürte immer deutlicher, wie sehr er
diese Frau hasste, er sprang aus dem Auto und feuerte wie in Ekstase bis
Weitere Kostenlose Bücher