Katakomben (van den Berg)
gefälschten
Papieren würde er nicht auffallen, aber sein Foto flimmerte noch immer über
alle Fernsehkanäle und es zierte die Titelseiten der Boulevardblätter. Aber es
gab noch eine dritte Möglichkeit. Hugo entschied sich für die kleine aber gut
ausgestattete Hütte im Südosten der Stadt, die als Zwischenlager diente, als
sie dazu übergegangen waren, das Frischfleisch, wie es der Jäger nannte, nicht
mehr in Belgien, sondern in Osteuropa zu besorgen. Lange würde er ohnehin nicht
mehr in Brüssel bleiben – er rechnete damit, sein Geschäft schnell zu
erledigen.
Van
den Berg orderte personelle Verstärkung und ordnete an, jeden Winkel der
riesigen Villa auf den Kopf zu stellen. Er wandte sich an den Butler: „Wir
gehen davon aus, dass in diesem Haus über einen längeren Zeitraum Mädchen
gefangen gehalten wurden – haben sie etwas davon bemerkt?“ Der kleine dünne
Mann blickte den Kommissar ratlos an. „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen
– das wäre mir sicher aufgefallen.“ Philip De Wilde kam mit zwei Kollegen in
die Villa – er nickte van den Berg und Deflandre zu, ohne die Miene zu
verziehen. „Mir wäre lieber, er würde im Präsidium Stallwache schieben“, raunte
der Kommissar genervt. Es war klar, dass sie mit dem Butler nicht weiterkamen.
„Ich frage mich, was er mit den Mädchen gemacht hat“, meinte Nicole
nachdenklich. „Bist du sicher, dass noch mehr im Spiel sind?“ „Absolut, denke
doch an die Tätowierungen – die Zahlen sind nicht fortlaufend, es fehlen ein
paar Ziffern dazwischen.“ „Die toten Mädchen trugen die 1, 2, 4,5,7 und die 8.
Wenn die Nummerierung eine systematische Reihenfolge ergibt, dann fehlen
mindestens noch zwei Mädchen – die 3 und die 6“, folgerte van den Berg.
„Vielleicht liegen wir auch komplett daneben und die Zahlen haben eine ganz andere
Bedeutung, aber meine Logik sagt mir, dass er sie durchnummeriert hat.“ „Der
Täter arbeitet nach einem exakten System, es ist immer das Hauptportal einer Kirche,
die Nachthemden und das Gift. Das ist eine gewisse Ordnung, die er einhält,
fortlaufende Nummern passen perfekt dazu. Was mich am meisten beschäftigt: Wo
enden diese Zahlen?“ Der Kommissar schaute Nicole auf die Brüste. Jetzt wurde
ihm endgültig klar, dass er die Psychologin begehrte.
Paul
Renquin und Frank De Gruye waren noch immer dabei, mit ihren Teams jeden Winkel
des riesigen Anwesens abzuklopfen. De Gruye suchte im Keller nach brauchbaren Spuren.
Ihm fiel auf, dass die Räumlichkeiten im Vergleich zu den oberen Stockwerken
extrem bescheiden ausfielen. „Auf Lagerflächen scheint der Planer hier nicht
viel Wert gelegt zu haben“, meinte er nachdenklich zu seinen Kollegen. Er rief Renquin
an, der in der ersten Etage herumschnüffelte. „Du hast recht, irgendwas stimmt
hier nicht. Das Haus hat mit Sicherheit hundert Jahre auf dem Buckel. In den
oberen Etagen ist offensichtlich alles noch im Originalzustand – aber hier
unten ist einiges verändert worden.“ Renquin deutete auf die Betonwände, die
ganz offensichtlich erst vor ein paar Jahren gezogen worden waren. „Ich habe
noch etwas gefunden, was mir spanisch vorkommt – diese Heiz – und
Belüftungsanlage hier.“ Renquin schaute sich die Konstruktion an, die versteckt
hinter einer neuen Kunststoffverkleidung lag. „Die Leitungen und die Rohre
führen nach unten.“ Philip De Wilde stand urplötzlich neben den Ermittlern und
begutachtete interessiert, was seine Kollegen entdeckt hatten. „Interessant“,
kommentierte er knapp und verließ eilig den Keller. Etwas später sahen sich van
den Berg und Deflandre die Anlage an. Nicole schickte der Kommissar nach Hause,
er hielt es für besser, das Gespräch mit dem Butler am nächsten Tag
fortzusetzen.
Hugo
steuerte seinen neuen Mercedes ohne besondere Vorkommnisse in die Stadt. Er
stellte den Wagen in der Nähe der Börse ab und ging in einem Schnellrestaurant
essen. Fastfood-Läden gingen ihm gegen den Strich. Hugo bestellte drei Burger,
eine Portion Pommes frites und einen Muffin. Das Ganze spülte er widerwillig
mit einer Cola herunter. Er setzte sich ans Fenster, von wo er den Platz vor
der Börse beobachten konnte. Hugo hatte schon ein paar Mal überlegt, mit diesem
Leben Schluss zu machen, etwas ganz Neues anzufangen oder ein biederer
Familienvater zu werden. Er würde keine Probleme haben, eine attraktive Frau zu
finden. Er sah gut aus, er war gebildet und er hatte genügend Geld. Aber sein
sadistischer Hang,
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