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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Woher sollte ich
wissen, dass er für so einen perversen Sack arbeitet?“ „Wie ist es weiter
abgelaufen?“, fragte van den Berg leise nach. „Wir sind mit dem Auto los gefahren,
da war noch so ein Kleiderschrank dabei, mit dunklen Haaren.“ „Jorge Ramos.“ „Keine
Ahnung, jedenfalls sind wir erstmal in eine Hütte verfrachtet worden – die war
in einem Wald – am anderen Tag haben die uns in diesen Keller verschleppt.“ „Haben
sie sich gewehrt?“ „Die haben mich mit Drogen vollgepumpt, uns alle – mir war scheißegal,
was mit mir passierte. Ich habe mich gar nicht schlecht gefühlt – im Gegenteil,
ich war echt gut drauf. Außer, wenn ich mal klar im Kopf war, aber das war ich selten.“
„Sie haben euch ständig Drogen gegeben?“ „Klar! Wir haben keine Pillen
gekriegt, nichts zum Schlucken oder so. Ich schwöre euch, das war im Fleisch
drin oder in den Drinks. Ich bin immer erst nach dem Essen richtig breit geworden.“
Der Kommissar nickte. „Wie lief euer Tag ab?“ „Wenn wir nicht pünktlich beim
Essen waren, gab’s Stress – ansonsten konnten wir machen, was wir wollten,
Sport, Fernsehen gucken oder irgendwelche Spiele – es war der pure Luxus da
unten. Es ist ja nicht so, dass wir keinen Spaß hatten.“ Van den Berg zog die
Augenbrauen hoch. „Möchten sie von den Vergewaltigungen sprechen?“ Irina
zögerte einen Moment, das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. „Der Alte kam
drei Mal zu uns – jeden Tag. Wir hörten immer, wenn der Lift ging, dann ging so
ein ätzendes Pfeifen los. Und dann hat er sich eine geholt. Wir wussten nie,
wann wir dran waren.“ „Ging das in einer bestimmten Reihenfolge?“ „Am Anfang
dachte ich, er krallt sich einfach, worauf er gerade Bock hat, aber irgendwann
war mir klar, dass jede gleich oft mit ihm im Bett war.“ „Wie oft?“ „Einmal die
Woche? Ich weiß es nicht.“ „Hat Fontaine sie gequält?“ Sie sahen dem Mädchen
an, dass sie den Namen ihres Peinigers zum ersten Mal hörte. Irina blickte
starr auf den Boden, sie kniff die Augenlider zusammen. „Er hat mich gefesselt,
zusammengeschnürt, ich konnte mich nicht bewegen. Er hatte Spaß daran, mich zu
bumsen, verstehen sie?“ Das Mädchen kratzte an ihren Fingernägeln und schaute
aus dem Fenster. „Mit den anderen war es genauso. Wir haben viel darüber gequatscht.
Mit jeder hat er die gleiche Nummer durchgezogen. Dem war scheißegal, mit wem
er es gerade machte.“ „Was war mit Hugo?“ „Der? Nein! Ich habe von keiner
gehört, dass da was lief. Er kam nur, um uns Befehle zu geben und um zu sehen,
was los ist. Und natürlich, wenn Mädchen abgeholt wurden.“ „Abgeholt?“ „Ja,
Paul kam dann immer mit dem Alten runter, da war noch einer – am Anfang der
Riese, später so ein Typ, der war Ukrainer.“ „Haben die Wachen sie angerührt?“ Das
Mädchen verzog angeekelt den Mund. „Die haben uns geil angegafft, aber die
durften nicht. Die hatten keinen Bock, auf uns aufzupassen, aber die hatten
tierische Angst vor Paul und dem Alten.“ „Habt ihr daran gedacht, zu fliehen?“
„Wie denn? – Nein, das war unmöglich. Stellen sie sich doch mal vor, ich stand
den ganzen Tag unter Drogen – ich konnte nicht denken und dann die Wachen. Zwei
Mädchen haben es probiert, aber die hatten keine Chance.“
    „Könnt
ihr uns irgendetwas über Paul Hugo oder Frederique Fontaine erzählen? Jede
Kleinigkeit ist wichtig!“, fragte der Kommissar. „Ich weiß gar nichts – selbst die
richtigen Namen der Wichser habe ich gerade zum ersten Mal gehört. Sie haben
nicht mit uns geredet, es gab nur Befehle.“ Die Mädchen wurden unruhig, als die
Polizisten ihnen erklärten, dass die beiden Verbrecher auf der Flucht waren.
Dass die beiden Handlanger Jorge Ramos und Dimitri Shevchenko nicht mehr
lebten, nahmen sie zur Kenntnis.
    Hugo
fühlte sich groß und überlegen, als er an einem Drive Inn hielt und ein großes
Menü bestellte. Es missfiel ihm, dass er seit Wochen auf diesen ungesunden und
primitiv schmeckenden Fraß angewiesen war, aber in einem anständigen Restaurant
hätte er sein Essen nicht genießen können, nicht jetzt. Er musste die
Sicherheit vor seine lieb gewonnenen Lebensgewohnheiten stellen. Aber das waren
Nebensächlichkeiten im Vergleich zu dem Hochgefühl, das er jetzt hatte. Dimitri
und Jorge hatten ihre gerechte Strafe bekommen – wer ihn enttäuschte, der
musste sterben. Hugo wusste, dass er Fehler gemacht hatte, aber dennoch fühlte
er sich seinen Feinden

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