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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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zusammenarbeiten, dann wird es
funktionieren.“

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
       17

 
 
 
    Irina
Andreew war anfangs mäßig begeistert, als sie hörte, welche Rolle sie in der
Killerjagd spielen sollte. Für Nicole war es jedoch ein Leichtes, die junge
Frau umzustimmen. „Wenn sie uns nicht helfen, wird Hugo weiter frei herumlaufen
und er wird weiter morden, früher oder später“, sagte sie beschwörend. Die
Russin schlug ein, obwohl sie ein mulmiges Gefühl bei der Sache hatte. Die
Psychologin hatte noch einen zweiten Trumpf ausgespielt. „Wenn wir ihn kriegen,
kassieren sie die Belohnung. Es sind zehntausend Euro auf seine Festnahme
ausgesetzt – die gleiche Summe übrigens wie für die Ergreifung Fontaines.“
Irina nickte, dann lächelte sie.
    Nicole
konnte sich leicht ausmalen, in welche Richtung die Fragen der Sensationsreporter
gingen. „Was sie genau gefragt werden, ist nicht so wichtig. Entscheidend ist,
dass sie das sagen, was wir besprochen haben. Ignorieren sie die Fragen einfach
und bringen sie die Botschaft rüber.“ Irina war von den Mädchen nicht nur die Redegewandteste,
sie war auch die Einzige, die ein wenig Englisch sprach.
    Am
Vormittag waren in der Pressestelle des Kommissariats unzählige Anfragen der
Massenmedien aufgelaufen. Van den Berg und Nicole waren sich einig, dem BRF das
erste Interview zu gewähren. Sie machten es zur Bedingung, dass es live über
den Sender ging. Sie wollten sicherstellen, dass nichts geschnitten werden
konnte. Das Fernsehen schickte einen jungen Reporter, der mit nach hinten
gestriegeltem Haar, einer modischen Hornbrille und einem Maßanzug aufkreuzte.
Er war berüchtigt dafür, seine Gesprächspartner zu reizen und zu unbedachten
Äußerungen zu treiben. Sie entschieden sich, das Gespräch nicht im
Kommissariat, sondern in der Stadt zu machen. „Hugo soll sehen, dass die
Mädchen keine Angst haben, dass sie selbstbewusst sind. Er soll das Gefühl
bekommen, dass ihnen die Jahre in den Katakomben nichts anhaben konnten“, überzeugte
Nicole ihren Partner.
    Das
Kamerateam traf die Vorbereitungen an der Börse – einige Touristen fragten
sich, was los war. Irina, die unglaublich viel Make-up im Gesicht hatte,
erweckte den Eindruck, als habe es das jahrelange Martyrium nie gegeben. Für
das Interview unterbrach der Sender sein laufendes Programm. „Sie sehen toll
aus“, begann der Journalist schleimig lächelnd. „Danke, mir geht´s bestens!“
„Man sieht ihnen wirklich nicht an, was sie durchmachen mussten.“ Irinas Augen
flackerten angriffslustig. „Glauben sie, dass mich zwei kranke Psychopathen fertigmachen
können?“ „Sie klingen kämpferisch, nach fünf Jahren in den Händen von Mördern
und Vergewaltigern …“ „Wir haben die beiden Typen doch gar nicht ernst
genommen.“ Dem karrieregeilen Reporter stand die Überraschung ins Gesicht
geschrieben. Er hatte ein verstörtes, geschocktes Opfer erwartet – er hatte das
genaue Gegenteil vor dem Mikrofon: eine selbstbewusste, schlagfertige Frau.
„Gehen sie schon wieder unter Menschen?“, fragte er nach einer kurzen Pause. „Machen
sie Witze? Aber sicher! Ich stehe voll drauf, in Cafés am Grand Place zu
sitzen“, erwiderte Irina mit einem breiten Lächeln. „Wann gehen sie wieder
zurück nach Russland?“ „Bald, aber ich mache erst noch ein oder zwei Wochen
Urlaub hier – ich liebe Brüssel.“ „Was waren das für Männer, die sie fünf Jahre
gefangen hielten?“ „Der eine war ein alter widerlicher Sack – mehr muss man
über den nicht sagen.“ Der Reporter grinste. „Und sein Komplize?“ „Hugo meinen
sie?“ Irina lachte spöttisch. „Den haben wir nur den Idioten genannt. Er hatte
nichts zu sagen, er war der Laufbursche des Alten – mehr nicht.“ „Sie sind von
beiden Männern vergewaltigt worden?“ „Nicht von beiden - Hugo wäre dazu gar
nicht imstande gewesen – er ist entweder impotent oder schwul“, meinte Irina
abfällig. Das Interview lief den ganzen Abend in fast allen Sendern des Landes
rauf und runter. Das BRF hatte von van den Berg die Auflage bekommen, den
anderen Sendern das Interview kostenlos zur Verfügung zu stellen. Alle Medien
rissen sich um die O-Töne.
    Hugo
verwandelte sein Äußeres noch einmal. Seine Haare waren nun mittelblond und
nach hinten gekämmt. Er trug einen lässigen Kapuzenpullover, eine modische
Jeans und schwarze Turnschuhe. Man hätte ihn locker für einen Werber oder einen
DJ halten können. Statt

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