Katakomben (van den Berg)
sich, was van den Berg von ihm wollte. „Ich will nicht lange um den
heißen Brei herumreden – ich fände gut, wenn du Erics Platz als mein Partner
einnehmen würdest.“ „Super!“, antwortete De Gruye wie aus der Pistole
geschossen. Van den Berg machte seinem Kollegen klar, dass er von ihm größte
Loyalität erwartete und dass es Dinge gab, die das Büro nicht verlassen
durften, Dinge, die nicht einmal zur Sonderkommission dringen durften. „Was wir
vorhaben, funktioniert nur mit äußerster Diskretion“, sagte der Kommissar,
während er seinem neuen Partner ernst in die Augen schaute. Van den Berg war
sich sicher, dass er sich auf den jungen Polizisten verlassen konnte, und
weihte ihn in seinen Plan ein.
De
Gruye war sofort bereit, die Rolle des Köders zu übernehmen. Van den Berg glaubte,
in den Augen seines neuen Partners eine Spur von Vorfreude zu entdecken. Sie
begannen direkt mit den Vorbereitungen. Der Kommissar legte einen anonymen
E-Mail-Account an und nahm Kontakt zu Fontaine auf. Der Jäger war im Internet
unter dem Nicknamen „mightyhunter“ unterwegs. Sie schrieben ihm nur eine Zeile.
Sie stellten sich darauf ein, dass es lange dauern konnte, bis sie eine Antwort
bekamen oder dass er gar nicht reagierte. Vielleicht war Fontaine noch auf der
Flucht – es konnte sein, dass er Wichtigeres zu tun hatte, als regelmäßig seine
E-Mails zu checken. Überraschend kam die Antwort bereits nach fünfzehn Minuten,
kurz nachdem Nicole ins Kommissariat gekommen war. Die Psychologin übernahm im
E-Mailverkehr mit Fontaine die Schlüsselrolle – ein falsches Wort konnte alles zunichtemachen.
„Wer sind sie?“, antwortete Fontaine kurz. „Mein Name spielt keine Rolle – ich
sitze an der richtigen Stelle“, formulierte Nicole nebulös. „Wir müssen ihn zum
Nachdenken bringen – es darf nicht zu glatt laufen“, sagte Nicole. „Wir müssen
ihm das Gefühl geben, dass derjenige, der ihm helfen will, sehr vorsichtig sein
muss und konspirativ vorgeht.“ Fontaine schrieb erneut: „Was wollen sie?“ „Ihnen
helfen!“ „Warum?“ Van den Berg blickte zu Nicole. „Was meinst du?“ „Er ist
neugierig, und natürlich ist er misstrauisch – wenn wir keine Fehler machen,
wird er mitspielen“, meinte Nicole siegessicher. „Vielleicht brauchen wir beide
Hilfe“, schrieb sie. Fontaine verstand. „Was wollen sie?“ „Fünf Prozent.“
Fontaine ließ sich Zeit, bis er antwortete. „Von was?“ „Das wissen sie!“ „Wie
wollen sie es machen?“ „Nicht hier!“ „???.“ „Wir müssen uns treffen – ich melde
mich wieder.“ Sie warteten noch eine Weile, aber Fontaine reagierte nicht mehr.
„Er braucht jetzt Zeit. Er muss darüber nachdenken. Er wird sich gründlich
überlegen, ob es sich lohnt, aus seinem Versteck raus zu kommen.“ „Es darf auf
gar keinen Fall etwas zu den Kollegen durchdringen“, meinte van den Berg, der
wusste, dass er seinen Job los war, wenn die Sache aus dem Ruder lief.
Fontaine
konnte jetzt erst einmal warten – jetzt galt es Teil zwei in die Wege zu leiten
und der betraf Paul Hugo. „Nicole, wir müssen Hugo richtig provozieren, um ihn
aus der Reserve locken.“ Die Psychologin nickte. „Dimitri und Jorge sind tot –
es gibt eigentlich keinen, den wir als Köder auslegen könnten.“ „Wieso? Ich bin
ein rotes Tuch für ihn – er hat doch schon einmal versucht, mich zu
beseitigen“, warf Nicole ein. „Vielleicht wäre er tatsächlich so bescheuert, es
noch einmal zu versuchen. Aber ich möchte dich aus der Schusslinie halten.“
Frank De Gruye bot sich an. „Dich brauchen wir für Fontaine und noch einen
Kollegen möchte ich nicht ins Boot holen – das ist zu riskant. Ich selbst
könnte als Zielscheibe herhalten.“ Nicole schüttelte energisch den Kopf. „Das
geht nicht – du leitest die ganze Aktion. Wenn du fliehen müsstest, wie
solltest du dann einen kühlen Kopf bewahren? Und den wirst du brauchen, noch
mehr als wir.“ „Eine andere Möglichkeit sehe ich aber nicht, außer …“ Der
Kommissar machte eine Pause und setzte die Kollegen unter Hochspannung. „Außer,
wir setzen auf die Mädchen.“ De Gruye schaute ratlos, während Nicole sofort
checkte, was er vorhatte. „Das könnte funktionieren, wenn sich die Mädchen mit
Hugo anlegen. Nur, wie willst du das machen?“ „Wir müssen uns die Glotze
zunutze machen.“ „Das Fernsehen? Wie sollen wir die Aktion dann unter der Decke
halten?“ „Wenn wir nur mit einem Mädchen
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