Kate und Leah
sie, als das Gespräch beendet war.
»Was ist los?«
»Es ist Kendall. Am See gibt es eine alte Schaukel aus starken Tauen. Sie hat sich hin und her geschwungen, aber dann ist ein Tau gerissen. Sie ist auf den Kopf gefallen und wird jetzt im Krankenhaus untersucht.«
»Okay, fahr los. Ich rufe ein Taxi.«
»Ich fahre dich zum Hotel.«
Er sah blass und nervös aus.
»Du brauchst dich um mich nicht zu kümmern. Soll ich dir eine Tasche packen, oder kann ich sonst etwas tun?«
Er sah auf sie hinunter und lächelte. »Sie hat eine Gehirnerschütterung, und eine Wunde muss genäht werden. Mehr weiß ich nicht. Tut mir leid, dass ich dich im Stich lasse.«
Sie zog sich an und rief ein Taxi, während er seine Tasche packte.
»Ich muss gehen.« Sie gingen gemeinsam aus der Tür.
»Das Taxi ist unterwegs. Ich setze mich auf diese wunderschöne Bank. Geh zu deiner Tochter, Dix.«
»Taxi? Verdammt, ich habe dir doch gesagt, dass ich dich am Hotel absetze.«
Sie verdrehte die Augen. »Mach dich auf den Weg. Deine Tochter braucht dich.«
Bevor sie zu Ende gesprochen hatte, hielt das Taxi am Straßenrand. Ein Teil seiner Anspannung löste sich aus seinen Muskeln. »Wir reden bald miteinander.«
Die Fahrt zurück ins Hotel verlief unaufregend; ein bisschen einsam, nachdem der Abend so abrupt geendet hatte. Sie war besorgt um ihn und seine Tochter, aber sie musste immer noch daran denken, dass er zum Schluss zu seiner Ex gesagt hatte: »Ich auch.«
Liebte er sie noch? Kate zweifelte daran und glaubte seinen Beteuerungen, dass er sie schon lange nicht mehr liebte. Aber er war immer noch an sie gebunden.
Im Hotel ging sie an Leahs Zimmer vorbei, und obwohl sie nichts als Stille hörte, klopfte sie nicht.
Zweiunddreißigstes Kapitel
Erschöpft ging Kate zu dem Restaurant, in dem sie sich mit Leah zum Frühstück verabredet hatte. Die ganze Nacht hatte sie sich herumgewälzt. Einige Male hatte sie das Telefon in die Hand genommen, um Dix anzurufen und zu hören, ob alles mit Kendall in Ordnung wäre. Aber er war bei seiner Familie, und da gab es keinen Platz für sie. Noch nicht, und vielleicht nie.
Wie gewöhnlich zermarterte sie sich das Gehirn, bis sie heftige Magenschmerzen litt und eine Tablette nehmen musste. Dann war sie hellwach und surfte im Internet. Leah würde schlafen oder sich beschlafen lassen.
Als sie Leah im Restaurant sah, hatte Kate keine Lust mehr, über irgendwas zu reden. Sie würde alles herauslassen, wenn es an den Nebentischen keine heißen Ohren gab, höchstens eine Flasche Jameson und ihre beste Freundin.
»Hi. Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe.« Sie schluckte schon den Kaffee, der auf ihrem Tisch wartete. »Der tut gut.«
Leah hob eine Augenbraue und musterte Kate. »Harte Nacht?«
Kate schnaufte und hob ebenfalls eine Braue. »Du siehst auch ein bisschen verschwommen an den Rändern aus. Von den Geräuschen, die aus deinem Zimmer kamen, ganz zu schweigen.«
Leah ließ sich einen Vorwand einfallen: Sie war müde und wollte in ihr Bett.
»Büfett?«
Leah nickte.
Nachdem sie ihre Teller gefüllt hatten, aßen sie eine Weile schweigend. Beide horteten ihre Geheimnisse. Man konnte sehen, dass Leah mit etwas beschäftigt war, aber Kate wusste, dass die Freundin berichten würde, wenn sie bereit war.
»Die kleine Hure hat wieder zugeschlagen. Sie hat meiner Senior-Partnerin erzählt, Dix und ich hätten Sex in der Öffentlichkeit gehabt.«
Jetzt hob Leah beide Brauen. »Was für ein Luder!« Leah senkte die Stimme. »Und? Habt ihr …?«
»Nicht, als sie dazukam. Und es war nicht richtig Sex. Nur fast. Es war sooo albern, dass ich kaum verstehen kann, dass ich es getan habe. Ich hätte meinen Job verlieren können und alles, wofür ich seit Jahren gearbeitet habe.«
»Wow, dann hat er dich ja tatsächlich im Griff, wenn er es schafft, dass dein Verstand ins Höschen rutscht.«
»Zum Glück hat Chandra das Verrückte in der Stimme gehört und alles nicht ernst genommen.« Seufzend ergänzte sie: »Aber auch sonst läuft vieles noch nicht rund.«
Leah versuchte zu trösten, dann nahm sie die Schuld an dem Carlina-Fiasko wieder auf sich.
Kate wollte nichts davon hören. Aber bevor sie übers Geschäft reden konnte, sagte sie: »So wie wir aussehen, haben wir uns eine Menge zu erzählen.«
Leah sah die Freundin dankbar an und drückte ihren Arm, ohne etwas zu sagen.
»Ich packe meine Sachen. Wir sehen uns in ein paar Minuten.« Kate lief schnell davon, bevor sie mitten in
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