Kate und Leah
dekorativen Schirm hatte die flackernde Neonröhre ersetzt. Das Mobiliar war gleich geblieben, aber er hatte es neu arrangiert.
»Heather hat beschlossen, nach dem Mutterschutz nicht mehr zu arbeiten. Sie hat offiziell gekündigt, und ich habe ihren Job erhalten.« Er stand hinter seinem Schreibtisch, hielt einen Ordner in der Hand und hob die Schultern.
»Gratuliere.« Leah setzte den Koffer ab und griff nach dem Ordner. »Sind das die Unterlagen?«
Er wies auf den Sessel vor dem Schreibtisch. Wenigstens hatte er ein Kissen auf den Sitz gelegt. Sie setzte sich, öffnete den Ordner und ging die Liste durch. Jeden einzelnen Gegenstand hakte sie ab. Die letzte Seite zeichnete sie ab.
Leah stand auf, legte Ordner und Brandons Füllfederhalter auf den Tisch und blieb stehen. Er machte keine Anstalten, die Sachen an sich zu nehmen, auch als der Füller zu rollen begann.
Eine lange Minute bewegte sich keiner von beiden. Nur der Schreibtisch stand zwischen ihnen; es wäre ihm also leicht gefallen, sie in die Arme zu nehmen. Aber es war mehr als der Schreibtisch, was die Route blockierte, und es schien auch nichts zu sagen zu geben.
Er griff hinter sich und legte ihr einen Prospekt vor. »Die Geschäftsleitung bittet um Ausfüllung dieses Fragebogens über die Qualität der Betreuung. Aber das hat noch Zeit.«
Er schob ihr den Prospekt zu, und sie nahm ihn an sich, ohne aufzublicken. Sie faltete ihn und steckte ihn in ihre Handtasche. »Ja, das werde ich tun.«
»Um eins klarzustellen«, fuhr Brandon fort. »Wenn Ihre Zufriedenheit mit meiner Leistung unterhalb der besten Bewertungen liegt, betrachtet die Geschäftsleitung dies als Versagen. Ich übrigens auch.«
Jetzt musste sie ihn anschauen. »Ich werde daran denken.«
Sie wollte, dass er lächelte, aber das tat er nicht. »Danke.«
»Sie sind sehr gut in Ihrem Job.«
»Ich bin in vielen Dingen sehr gut.«
Darauf wusste Leah nicht zu antworten. »Goodbye, Brandon.«
Er antwortete nicht. Oder sie hörte ihn nicht. Sie ging nach Hause. Allein.
Dreiunddreißigstes Kapitel
»He, Musikus! Wieso das lange Gesicht?«
Brandon hatte auf den Boden seines Glases geschaut und über die Geheimnisse des Universums nachgedacht, aber als er die vertraute weibliche Stimme hörte, blickte er hoch. Leahs Freundin Kate glitt neben ihn auf den Hocker und bestellte einen Scotch mit Wasser.
Er wartete, bis sie bedient worden war und den ersten Schluck getrunken hatte, dann wandte er sich ihr zu. »Was hat das mit dem Musikus auf sich?«
Er war nicht verärgert, nur neugierig. Kate lachte und nahm noch einen Schluck, bevor sie antwortete.
»An dem Abend, als wir dich kennen lernten, bist du uns schon an der Bar aufgefallen …«
»Ja?« Diese Information hätte ihn eigentlich glücklich machen sollen, aber sie hob seine Laune nicht.
»Ja. Und Leah sagte, sie würde ganz gern einen Drink aus diesem langen Wasserglas nehmen, und ich …« Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht wieder loszulachen. »Also, ich hielt dich für einen unschuldigen Burschen, unschuldiger, als du offenbar bist.«
»Das hat sie dir gesagt?« Er hatte sein Pop geleert, und Jimmy, lieb, wie er war, hatte schon ein neues vor ihn hingestellt.
»Nein, nicht genauso. Keine Bange, sie hat mir überhaupt nichts erzählt.« Ihr Grinsen überzeugte ihn noch nicht. Sein Entsetzen musste sich auf seinem Gesicht abzeichnen, denn Kate sah sofort zerknirscht aus und drückte seinen Arm. »Glaube mir, sie hat mir nichts gesagt, was dir peinlich sein müsste. Ehrlich.«
Er nahm einen tiefen Schluck, bevor er etwas sagte. »Aber du unterstellst, dass es peinliche Sachen gab?«
Kate schüttelte den Kopf. »Nein.«
Brandon hob die Schultern. »Wenn du nichts dagegen hast, werde ich ihrer besten Freundin nicht meine Seele offen legen.«
Kate stellte ihr Glas mit einem leichten Knall ab. »Du bist ihr gestern Nachmittag nachgegangen, nicht wahr?«
Ihr verdutztes Gesicht sagte ihm, dass sie tatsächlich nicht wusste, was geschehen war. Das war zwar nur ein schwacher Trost, aber er nickte trotzdem.
»Guter Junge«, sagte Kate lächelnd.
Er schwenkte die Flüssigkeit in seinem Glas und wünschte, es wäre Bier. Die Bar im Hotel, in dem er gerade zum Bankettmanager ernannt worden war, würde sich als ungeeigneter Ort erweisen, um sich zu betrinken.
Auf der anderen Seite war das Hotel auch kaum der geeignete Ort, um mit einem Hotelgast wilden, verrückten Sex zu erleben – und das hatte er bestens
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