Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
muss man sehr vorsichtig einschenken, sonst kann es passieren, dass der Hefesatz im Glas landet, und das würde Ihnen gar nicht gefallen, das können Sie mir glauben. Als ich heute Nachmittag gehört habe, dass Sie noch mit mir reden wollen, habe ich ein paar Flaschen aus dem Keller geholt, deshalb auch die Kühltasche, damit das Bier nicht warm wird. Im Kühlschrank da drüben kann man es bedauerlicherweise nicht lagern, weil es dort zu kalt ist und das Bier dadurch trüb würde.«
Als Bruder Johannes allen eingeschenkt hatte, lehnte er sich in seinem Sessel zurück. »Und jetzt müssen Sie sich noch ein paar Minuten gedulden. Das Bier muss erst eine Weile atmen, sonst kann sich das Aroma nicht entfalten.«
Alexandra, die sich bei diesen Ausführungen allmählich zu langweilen begann, verdrehte im Stillen die Augen.
Auf das Zeichen des Mönchs hin griff sie wenig später nach ihrem Glas und trank einen Schluck Bier. »Uuuh«, machte sie und zog anerkennend eine Augenbraue hoch. »Das nenne ich wirklich stark, aber sehr … angenehm«, fügte sie schnell hinzu, um Bruder Johannes nicht zu enttäuschen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich Tobias’ Mund zu einem amüsierten Grinsen verzog. »Weswegen wir jedoch eigentlich hier sind … Bruder Andreas hat doch inzwischen die Orts- und Zeitangaben der Mönche und der Gäste erfasst …«
Bruder Johannes lachte und schlug sich mit der Hand leicht gegen die Stirn. »Ja, natürlich.« Er nahm die Fernbedienung an sich und schaltete den Fernseher ein. »Das Gerät ist mit den Computern da drüben verbunden. Auf dem großen Bildschirm können wir besser sehen, was Bruder Andreas uns zeigen möchte.«
Alle sahen gebannt auf den Fernsehbildschirm. Ein Grundriss des Klosterhotels nahm Gestalt an; in einer Ecke wurde eine Uhr angezeigt, die in Fünfminutenintervallen umsprang, während sich zahlreiche Lichtpunkte durch den Grundriss bewegten.
Bruder Andreas hielt das Bild an und bewegte die Maus über die Anzeige auf dem Bildschirm. »Was Sie jetzt sehen, ist ein Zeitrafferfilm, der alle Eingaben gleichzeitig darstellt. Jeder Punkt auf dem Grundriss steht entweder für die Person, die für den fraglichen Zeitpunkt ihre Bewegungen durch das Gebäude so beschrieben hat, oder für die Mönche und Gäste, die diese Person dabei gesehen haben. Dieses Gesamtbild ist natürlich unübersichtlich, deshalb schlage ich vor, dass ich Ihnen zuerst einmal zeige, wann Herr Wilden wo im Haus beobachtet wurde. Ich kann jederzeit anhalten und Ihnen die Angabe einblenden, welche Person ihn jeweils bemerkt hat.«
Der Punkt, der Wilden darstellte, wanderte vom Foyer durch die Gänge zu den Gästequartieren. Dort hatte man Bernd Wilden gesehen, wie er sich in sein Zimmer zurückzog. Dann machte die Uhr einen Sprung von gut einer halben Stunde, und der Punkt geriet wieder in Bewegung. Er ging den Weg zurück, den er gekommen war, verließ das Gebäude und blinkte ein letztes Mal ein Stück vom Brunnen entfernt. Der Richtung nach zu urteilen, musste er auf dem Weg zum Parkplatz sein.
Alexandra stand auf und stellte sich vor den Fernseher. »Da wurde Wilden also zum letzten Mal gesehen, richtig?«
Bruder Andreas nickte.
»Um 21.50 Uhr«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Und von wem?«
»Von Bruder Jonas.«
Sie griff nach dem Notizblock und schrieb etwas auf. »Mit ihm müssen wir noch reden, Tobias«, erklärte sie, dann bat sie Bruder Andreas, ihr zu zeigen, wo im Haus sich die anderen Personen zu diesem Zeitpunkt aufhielten. »Hm«, machte sie, als Dutzende Lichtpunkte aufleuchteten und neben jedem der dazugehörige Name angezeigt wurde. »Wenn alle Angaben der Wahrheit entsprechen, dann war um zehn vor zehn nur Bruder Jonas noch draußen. Die anderen, Gäste wie Mönche, befanden sich im Kloster, und zwar … jeder in seinem Zimmer, wenn ich mich nicht irre.«
»Ja, das ist richtig«, bestätigte Bruder Johannes. »Bruder Jonas hatte am Freitagabend die Aufgabe, kurz vor dem Zubettgehen noch eine Runde um das Kloster zu drehen und sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist und alle Türen verschlossen sind. Er hat dann nach der Rückkehr ins Kloster die Eingangstür hinter sich abgeschlossen.« Der Mönch kam zu ihr und zeigte auf den Lichtpunkt, der den fraglichen Mann darstellte. »Bruder Andreas, kannst du fünf Minuten vorgehen?«
»Schon erledigt.« Der Lichtpunkt befand sich nun innerhalb des Grundrisses, und nach weiteren fünf Minuten hatte er sich in eines der Quartiere
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