Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
darum zu kümmern, woraufhin der wieder zum Telefonhörer griff und einen der anderen Mönche anrief.
»Gut, Ihnen beiden vielen Dank«, sagte sie und nickte Tobias zu, der noch schnell sein Glas Trappistenbier austrank, ehe er sich zu ihr gesellte.
»Na, dann wollen wir mal!«, brummte er. »Wird bestimmt eine angenehme Plauderrunde!«
»In seinem Quartier finden Sie Herrn Assmann jetzt aber nicht«, rief Bruder Andreas den beiden nach, bevor sie das Zimmer verlassen konnten. »Er ist in Saal II …«
»Dort findet heute Abend doch der zweite Teil unseres Schweigeseminars statt«, warf Bruder Johannes irritiert ein. »Herr Assmann kann nicht einfach bei Teil zwei einsteigen, wenn er den ersten Teil versäumt hat!« Seinen beiden Gästen erklärte er: »Teil zwei vertieft die Grundlagen des konstruktiven Schweigens aus dem ersten Teil, aber ohne dieses Grundlagenwissen ist es nicht möglich, die Übungen des zweiten Teils zu verinnerlichen. Er … er stört dort nur die anderen! Bruder Markus kann den Kurs unter solchen Umständen doch gar nicht zu Ende führen!«
»Bruder Markus ist längst nicht mehr im Kurs«, ließ der jüngere Mönch ihn leise wissen.
»Nicht mehr im Kurs? Was soll das heißen?«
»Er … er hat vor einer Viertelstunde die Flucht ergriffen.« Nach kurzem Schweigen ergänzte Bruder Andreas: »Vor Herrn Assmann.«
»Vor einer Viertelstunde?«, warf Tobias ein. »Woher wissen Sie das? Da waren Sie doch hier bei uns.«
Der jüngere Mönch sah ihn mit reumütiger Miene an und hielt sein Handy hoch. »Bruder Markus hat uns allen eine SMS geschickt, um uns mitzuteilen, dass er den Kurs unterbrochen hat.«
Bruder Johannes zog das Mobiltelefon aus der Tasche seiner braunen Kutte. »Oh, tatsächlich, da ist eine SMS. Davon hatte ich gar nichts mitbekommen.« Er öffnete sie und stutzte, dann sagte er ein wenig pikiert zu Bruder Andreas: »Ich darf wohl davon ausgehen, dass er den Namen Assmann nur versehentlich verkehrt geschrieben hat.«
»Ganz sicher«, erwiderte Bruder Andreas. Er schien jedoch ein Grinsen unterdrücken zu müssen. Bruder Johannes schüttelte betrübt den Kopf. »Es ist schon weit gekommen, wenn unsere Gäste mit ihrem Verhalten meine Brüder in die Flucht schlagen können. Wie dem auch sei. Ich werde auf jeden Fall mit Bruder Markus reden. Er kann doch nicht einfach seine Pflicht vernachlässigen – egal, wie Assmann sich aufgeführt hat!«, schimpfte er. »Frau Berger, Herr Rombach, ich nehme an, Sie begeben sich jetzt gleich zu Saal II?«
»Ja, wir wissen schließlich nicht, wann die Gruppe morgen abreisen wird, daher …«, begann Tobias.
Der ältere Mönch schüttelte den Kopf und hob eine Hand. »Sofern Herr Assmann nicht etwas anderes bestimmt, werden die Leute erst am Montag abreisen. Das Programm, für das sie sich entschieden hatten, ist zu umfangreich, um es an einem Wochenende zu absolvieren. Anreise am Freitag, Abreise am Montag, schließlich soll das Ganze auch in Ruhe geschehen.« Er zog die Schultern hoch. »Den Weg zur inneren Ausgeglichenheit findet man nicht, wenn man sich einem Termindruck aussetzt, sondern nur durch die Ruhe selbst.«
»Das leuchtet ein«, erwiderte Tobias. »Trotzdem sollten wir auf unsere Fragen so bald wie möglich eine Antwort bekommen. Schließlich möchten wir den Kreis der Verdächtigen auch mal irgendwann einengen können.«
»Das verstehe ich nur zu gut«, sagte Bruder Johannes.
Kater Brown saß nun schon seit geraumer Zeit vor der Küchentür im hinteren Teil des Refektoriums und wartete ungeduldig darauf, dass ihm endlich jemand seine Futterschale füllte. Natürlich hätte er auch eine Maus oder einen unachtsamen Vogel fangen können, aber nach diesem aufregenden Tag stand Kater Brown nicht der Sinn nach körperlicher Ertüchtigung. Und überhaupt, was waren denn das für neue Sitten? Normalerweise bekam er doch um diese Zeit sein leckeres Feuchtfutter serviert!
Plötzlich hörte er Schritte. Endlich! Er spitzte die Ohren und drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Ein Mann bog um die Ecke. Leider war es nicht der, der ihn normalerweise fütterte. Dennoch lief Kater Brown ihm ein Stück entgegen und strich ihm um die Beine. Dabei ließ er ein klägliches Miauen hören, das ihm diesmal besonders gut gelang, wie er zufrieden feststellte.
»Oh, du hast bestimmt Hunger, nicht wahr, mein Kleiner?«, sagte der Mann und ging langsam weiter, um ihm nicht wehzutun.
Kater Brown folgte ihm begeistert bis
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