Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Verdächtigen zählte.
»Hören Sie, Frau Berger«, sagte Kurt Assmann nach einer kurzen Denkpause. »Wir sollten unsere Telefonnummern austauschen, damit wir uns kurzschließen können, wenn sich etwas Neues ergibt. Wir dürfen in dieser Angelegenheit nicht noch mehr Zeit ungenutzt verstreichen lassen.«
»Das ist eine gute Idee«, stimmte sie ihm zu, innerlich jedoch auf der Hut. Er mochte sich im Augenblick noch so kooperativ verhalten, sie würde ihm dennoch weiter mit Skepsis begegnen. Wenn er der Mörder war, wollte er vielleicht nur herausfinden, wie dicht Tobias und sie ihm auf den Fersen waren. Waren sie in diesem Fall in Gefahr, ebenfalls von Assmann aus dem Weg geräumt zu werden? Alexandra verdrängte diesen unschönen Gedanken schnell und versuchte, sich auf das Wesentliche – die Spurensuche – zu konzentrieren.
Nachdem Kurt Assmann und sie die Handynummern ausgetauscht hatten, verließen Tobias und sie wieder den Saal. An der Tür blieb Alexandra noch einmal stehen und drehte sich um: »Sagen Sie mal, Herr Assmann, wieso sind Sie am Freitag eigentlich nicht zu diesem Kloster-Wochenende mitgekommen?«
Assmann lächelte spöttisch. »Ich hatte mich schon gefragt, wann Ihnen das wohl auffallen würde. Aber die Erklärung ist ganz einfach: Der Aufenthalt hier soll die Teamfähigkeit der Mitarbeiter untereinander fördern. Ich als Herrn Wildens Stellvertreter stehe nicht auf der gleichen Ebene wie die anderen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Deshalb war meine Teilnahme nicht erforderlich.«
Die Blicke seiner Kollegen im Hintergrund sprachen Bände.
»M-hm, das leuchtet ein, findest du nicht, Alexandra?«, sagte Tobias, und in seinen Augen funkelte es belustigt. Doch sie winkte nur ab und trat wortlos auf den Flur hinaus.
»Oh Mann«, schnaubte sie leise, nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war und sie weitergegangen waren. »Der Kerl ist ja fast noch schlimmer als Wilden! Diese maßlose Selbstüberschätzung!«
Tobias bemerkte lächelnd: »Gegen den muss ich dir doch eigentlich wie der sympathischste Mann auf Erden erscheinen, oder?«
»Oh ja, das kannst du laut sagen«, antwortete sie, aber nur Sekunden später stutzte sie. Das war ihr nur so rausgerutscht!
»Danke für das Kompliment«, meinte er grinsend, beugte sich vor, und ehe sie sich’s versah, küsste er sie auf die Wange.
Sie verzog den Mund. »Du bist kein bisschen von dir eingenommen, wie?«
»Ach, ein kleines bisschen schon«, räumte er augenzwinkernd ein. »Aber höchstens so viel.« Dabei zeigte er mit Daumen und Zeigefinger einen halben Zentimeter an.
»Wenigstens gibst du das zu. Das ist schon einmal ein Anfang.«
»Was? Der Kuss?«
»Hör auf, mich absichtlich falsch zu verstehen!«, murrte sie, musste jedoch unwillkürlich lächeln. Im Vergleich zu Wilden und Assmann war Tobias tatsächlich ein Schatz – aber auch wirklich nur im Vergleich zu den beiden, sagte sie sich dann. Ansonsten war er nicht ihr Typ.
»Wo ist eigentlich Kater Brown?«, fragte Alexandra und sah sich um. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit sie das Refektorium verlassen hatten und zu Bruder Johannes in die Verwaltung gegangen waren. »Erst verfolgt er mich auf Schritt und Tritt, und jetzt lässt er sich gar nicht mehr blicken!«
»Er wird halt mit irgendeiner wichtigen Katzenangelegenheit beschäftigt sein«, meinte Tobias und zuckte mit den Schultern.
»Komm, wir sehen uns mal um, ob wir ihn irgendwo finden können«, entschied sie. »Sonst bekomme ich die ganze Nacht kein Auge zu.«
»Du tust gerade so, als wäre er schon seit Jahren dein treuer Begleiter.«
»Na und? Er ist mir eben ans Herz gewachsen. Das kannst du natürlich nicht verstehen«, sagte Alexandra ungehalten und wandte sich wieder zum Gehen.
Sie nahmen den Weg, den sie gekommen waren, und stiegen dann ins Erdgeschoss hinunter.
»Kater Brown? Kater Brown, wo bist du?«, rief Alexandra immer wieder, doch der Kater tauchte nicht auf. Im Kloster herrschte völlige Stille, obwohl die Gänge noch hell erleuchtet waren. Wildens Mitarbeiter hielten sich offenbar nach wie vor in Saal II auf. Die Mönche hatten sich zweifellos längst in ihre Zimmer zurückgezogen, immerhin war es inzwischen halb elf.
Alexandra blieb stehen und ließ den Blick durch den Korridor links von ihr schweifen, aber auch dort fehlte jede Spur von Kater Brown.
»Vielleicht wartet er ja vor deinem Zimmer auf dich«, schlug Tobias vor.
»Okay, dann sieh du da bitte schnell nach, ja? Ich
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