Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Dort wohnen wir zurzeit.«
»Und Sie sind zu mir gekommen, weil Ihnen die Praxis von Doktor Erzbauer zu weit entfernt schien?«
»Ja, eigentlich hatte man uns dorthin geschickt. Einer der Mönche wollte uns auch telefonisch bei ihm anmelden …«
»Hm«, murmelte die Ärztin, die nun mehrere Spritzen bereitlegte und Fläschchen mit farblosen Lösungen aus einem kleinen Kühlschrank nahm. »Bei ihm anmelden. Interessant.«
Alexandra sah hilfesuchend zu Tobias. »Warum das?«
Dr. Paressi schaute zwischen den beiden hin und her. »Nun, er wird Doktor Erzbauer nicht erreicht haben. Der Kollege ist leider vor etwa vier Wochen bei einer Wanderung in den Alpen tödlich verunglückt, und die Praxis ist seitdem geschlossen.«
Alexandra schnappte erschrocken nach Luft. »Dann … dann wären wir vergeblich zu ihm gefahren?«
Die Ärztin nickte. »Sie hätten einen großen Umweg fahren müssen und wären wahrscheinlich zu spät bei mir eingetroffen. Ein Glück für Kater Brown, dass Sie sich gleich anders entschieden hatten.« Während sie eine Spritze aufzog, fügte sie hinzu: »Über die genauen Hintergründe, wie der Kater an dieses Fleisch dort kam, werden Sie mich noch genauer informieren müssen. Aber nicht jetzt. Jetzt habe ich zu tun.«
»Sie sind doch auch der Meinung, dass Kater Brown vergiftet wurde, oder?«, vergewisserte sich Alexandra.
Die Ärztin nickte. »So sieht es für mich aus. Lassen Sie mich jetzt bitte meine Arbeit machen, ich rufe Sie an.«
Sie verabschiedeten sich und warfen einen letzten Blick auf den reglos auf dem Behandlungstisch liegenden Kater. »Viel Glück, mein Kleiner!«, raunte Alexandra ihm noch zu, dann kehrten sie zu Tobias’ Leihwagen zurück. Tobias hatte tröstend einen Arm um Alexandra gelegt.
In diesem Moment klingelte ihr Handy, und ihr blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen. Sie wollte sich schon umdrehen und zurück in die Praxis laufen, als sie auf dem Display eine ihr fremde Handynummer sah. Das war nicht Dr. Paressis Nummer!
»Hallo?«, meldete sie sich zögerlich.
»Frau Berger?«, tönte eine aufgeregte Männerstimme an ihr Ohr. Schnell schaltete sie das Telefon auf Lautsprecher. »Hier ist Bruder Johannes.«
»Ja … Was gibt es denn?«
»Gott sei Dank! Ich habe schon dreimal versucht, Sie zu erreichen, bin aber irgendwie nicht durchgekommen. Hören Sie, bei Doktor Erzbauer hat sich niemand gemeldet, und ich musste mich erst nach einem anderen Tierarzt umhören. Ich kenne mich da nicht so gut aus. Von einem Mitbruder habe ich schließlich erfahren, dass Doktor Erzbauer vor Kurzem verstorben ist. Ich habe sofort nach einer anderen Adresse gesucht und …«
»Es hat sich bereits erledigt«, unterbrach sie ihn beschwichtigend.
»Ist Kater Brown etwa …?«
»Nein, er wird jetzt gerade behandelt. Der Tierarzt macht einen recht kompetenten Eindruck, aber … Na ja«, sie seufzte besorgt, »wir müssen abwarten. Hoffentlich kann Kater Brown noch geholfen werden!«
»Sie müssen fest daran glauben, Frau Berger. Das tue ich auch«, versuchte Bruder Johannes, sie aufzumuntern. »Wir beten hier für ihn, vielleicht möchten Sie sich uns ja später anschließen.«
»Mal sehen«, sagte sie ausweichend, bedankte sich und beendete das Telefonat.
Gemeinsam gingen sie zu Tobias’ Wagen und stiegen ein, als Alexandras Handy den Eingang einer SMS meldete. »Hm«, murmelte sie und öffnete die Kurznachricht.
»Was ist?«
»Eine SMS von Assmann: Bekomme gleich Hr. Wildens Laptop ausgehändigt .«
»Von wem?«, wollte Tobias wissen.
»Das schreibt er nicht.«
»Dann unterhalten wir uns sofort mit ihm, wenn wir zurück im Kloster sind.«
Es war bereits nach Mitternacht, als sie auf den dunklen Parkplatz des Klosterhotels einbogen und den Polo parkten.
Alexandra sah kurz zu ihrem Auto hinüber. »Guck mal, Assmann scheint für die Übergabe weggefahren zu sein. Jedenfalls steht sein Cabrio nicht mehr auf dem Platz neben meinem Auto. Heute Mittag parkte er doch dort.« Sie stieg aus und ging ein paar Schritte, bis Tobias bei ihr war. »Ich kann es gar nicht fassen, dass jemand versucht hat, Kater Brown zu vergiften … und vielleicht ist es ihm sogar gelungen. Aber wer macht so was … und vor allem: warum?«
»Verrückte gibt es überall«, erwiderte Tobias mit sanfter Stimme. »Das ist ja das Schlimme.«
»Nein, ich halte das nicht für die Tat eines Verrückten. Hast du den Teller gesehen? Das waren keine Küchenabfälle und auch kein Katzenfeuchtfutter, sondern
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