Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
werfe noch einmal einen Blick ins Foyer und in den Speisesaal.«
Der Empfang war um diese Uhrzeit nicht mehr besetzt, und das Büro dahinter war in Dunkelheit getaucht. Alexandra trat durch den an einen Torbogen erinnernden Durchgang ins Refektorium. Der weitläufige Raum war menschenleer, und auch hier war Kater Brown nicht zu entdecken. Auf Alexandras Rufe blieb alles still. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
Langsam ging sie weiter bis zu der letzten Bankreihe. Auf einmal spürte sie, wie ihr Herz schneller klopfte und sich ihr die Härchen auf den Armen aufstellten.
Und da sah sie ihn! Vor Schreck stockte ihr der Atem.
Kater Brown!
Das Tier lag auf dem kalten Steinboden. Vor ihm stand ein Teller mit ein paar Fleischbrocken, die in einer Soße schwammen.
Alexandra näherte sich dem Kater, der auf ihre Rufe noch immer nicht reagierte. Er hatte die Augen fest geschlossen und rührte sich nicht! Sie spürte, wie ihr ein Schluchzen in die Kehle stieg, als sie neben Kater Brown auf die Knie sank und ihn vorsichtig berührte. Doch nichts geschah!
»Nein!«, flüsterte sie entsetzt. »Bitte nicht!«
14. Kapitel
Jemand hatte Kater Brown … vergiftet! Alexandras Blick streifte erneut den Teller mit der Soße, und sie spürte, wie ein Zittern ihren Körper überlief. Wer hatte das getan … und warum? Noch einmal stupste sie den Kater sachte an, aber er reagierte nicht. Tränen traten in ihre Augen, die sie hastig wegzublinzeln versuchte. Auf einmal stutzte sie. Da war doch …
Hatte sie sich das gerade nur eingebildet oder … atmete Kater Brown noch schwach? Sie beugte sich vor und legte behutsam das Ohr auf den weichen Katzenkörper. Nein, sie hatte sich nicht geirrt, der Kater atmete tatsächlich noch! Als Alexandra vorsichtig die Hand auf den schmalen Brustkorb legte, entfuhr ihr ein Laut der Erleichterung. Kater Browns kleines Herz schlug noch, wenn auch langsam, wie es ihr erschien.
Mit zitternden Händen zog sie das Handy aus der Hosentasche und wählte Tobias’ Nummer. Zum Glück meldete er sich schon nach dem zweiten Klingelton. »Komm in den Speisesaal, wir müssen zum Tierarzt! Sofort!«, rief sie aufgeregt und unterbrach die Verbindung.
Auf einem der hinteren Tische entdeckte Alexandra einen Stapel Tischdecken, die wohl für das Frühstück am nächsten Morgen bereitgelegt worden waren. Als sie mit drei Decken unter dem Arm zu Kater Brown zurückeilte, kam gerade Tobias in den Saal gestürmt, dicht gefolgt von Bruder Johannes, der offenbar dem aufgeregten Tobias begegnet und ihm gefolgt war.
»Was ist denn los?«, rief Tobias ihr zu.
»Hier!«, entgegnete sie. »Hinter dem Tisch!«
Während sie den reglosen Kater vorsichtig aufhob und ihn in die Decken bettete, hörte sie Tobias’ unterdrücktes Stöhnen. »Ist er … Ist er …?«
»Nein«, erwiderte sie. »Zum Glück lebt er noch.« So behutsam sie konnte, hob sie das Deckenbündel mit dem Kater auf den Arm. Der kleine Katzenkörper fühlte sich ganz schlaff an, als läge er in tiefer Narkose. Alexandra wies mit dem Kopf auf den Teller mit den Fleischbrocken. »Nimm du den da und komm mit!« Sie zwang sich zu einem ruhigeren Tonfall und wandte sich an Bruder Johannes: »Wo finden wir den nächsten Tierarzt?«
»Um diese Zeit?« Der Mönch schüttelte ratlos den Kopf. »Ja … da müssen Sie nach Neuerburg zu Doktor Erzbauer. Warten Sie, ich suche Ihnen die Adresse raus.« Noch während er redete, lief er vor ihnen her in Richtung Foyer.
»Du fährst«, entschied sie. »Ich kümmere mich unterwegs um Kater Brown.«
Bruder Johannes hielt ihnen einen Zettel hin, auf dem er in aller Eile die Adresse des Tierarztes sowie die Fahrtroute vermerkt hatte. »Das sind ungefähr zwanzig Kilometer, also werden Sie wohl um die fünfundzwanzig Minuten benötigen. Ich werde Doktor Erzbauer anrufen und Sie ankündigen«, sagte er und eilte mit ein paar ausholenden Schritten zur Tür, um sie aufzuschließen und sie ihnen aufzuhalten.
Tobias öffnete kurz darauf die Wagentür und klappte den Sitz zurück. »Ich nehme an, du möchtest mit dem kleinen Kerl hinten sitzen.«
Sie nickte und legte den Kater in seinem Deckenbett vorsichtig auf die Rückbank. Dabei fiel ihr Tobias’ schwarze Laptop-Tasche hinter dem Fahrersitz auf. »Du hast doch einen Mobilfunk-Stick?«
»Ja klar«, konnte er noch antworten, dann war sie auch schon eingestiegen. Als er kurz darauf den Motor startete, war Alexandra bereits damit
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