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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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wohlhabenden Familien. Buddha, Franz von Assisi und seine Gefährtin, die heilige Klara, stammten allesamt aus begüterten Verhältnissen. Sie alle hatten das bequeme Leben, das ihnen ihre Eltern boten, abgelehnt.
    Klaras Eltern waren am Boden zerstört, als sie eine Ehe strikt ablehnte. Ihre Verzweiflung ist auf einem Fresko in der Basilika Santa Chiara in Assisi zu sehen. Die Gesichter darauf sagen nicht viel aus (abgesehen von dem einer Nonne, die die Mutter der heiligen Klara anfunkelt), der Titel dafür umso mehr – »Klara klammert sich an den Altar, um zu verhindern, dass ihre Familie sie zurück nach Hause bringt«.
    So könnte es auch bei uns ausgehen, wenn wir versuchen würden, Lydia von dem von ihr gewählten Altar loszureißen.
    Ich sah meine kahle Tochter an und zählte im Stillen die positiven Aspekte auf. Vor allem anderen beruhigte mich, dass der Bürgerkrieg in Sri Lanka vorbei war und ich wenigstens nicht mehr um ihr Leben bangen musste. Auch wenn das seltsam klingt, war Lydia mit ihren gerade mal fünfundzwanzig Jahren eine erfahrene Reisende, die wusste, wie man Gefahrensituationen aus dem Weg ging. Nach den Telefongesprächen zu urteilen, die ich zufällig mitbekommen hatte, sprach sie ganz gut Singhalesisch. Ihr Lehrer und die Nonnen würden sie am Flughafen abholen und gleich zum Kloster bringen, das sie darüber hinaus gut kannte.
    Wenn diese willensstarke junge Frau sich wirklich für den Rest ihres Lebens auf einer abgelegenen Insel von der Welt zurückziehen wollte, dann konnte ich sie nicht aufhalten.
    Plötzlich war ich todmüde. Ich hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Es hatte keinen Sinn, sich über das ungeheuerliche Verhalten unserer Tochter aufzuregen – und übrigens auch nicht über das unseres Katers. Ich konnte nichts weiter tun, als mein Leben zu leben – und den anderen dieselbe Freiheit zu lassen.
    Außerdem hatte Lydia mir während der letzten schweren Monate immer zur Seite gestanden und geholfen. Es war an der Zeit, einen Schritt zurückzutreten und zu akzeptieren, dass sie eine eigenständige Frau war.
    »Nun …«, sagte ich und spürte, dass die anderen nur darauf warteten, dass ich zu einer meiner üblichen Tiraden anhob. »Wenn du Nonne werden willst und es das Richtige für dich ist, dann macht mich das zwar nicht gerade glücklich, aber ich werde dich dabei unterstützen.«
    Zu meiner eigenen Überraschung meinte ich es das erste Mal auch so.

36.
Genadelt
    Der Kratzer einer Katze kann ein Ehrenabzeichen sein.
    Mit jedem Stück, das Lydia in ihren Rucksack packte, wuchs meine Neugier. Nicht wie früher, als ich sämtliche Nachrichten aus Sri Lanka ängstlich verfolgt hatte. Ich wollte die Welt, deren Teil zu werden sie beschlossen hatte, einfach besser verstehen, und fragte mich, wie es wohl wäre, wenn ich das Kloster tatsächlich besuchen würde. Körperliche Anstrengung, sogar Gefahren könnten damit verbunden sein.
    Zu Hause musste ich mich in diesen Tagen mit prosaischeren Dingen auseinandersetzen. Während sich Lydia auf ihre Abreise vorbereitete, nahm ich den letzten Schritt der Brustrekonstruktion in Angriff: die Brustwarzentätowierung.
    Philip, Sachverständiger in Sachen falsche Brustwarzen, behauptete zwar, dass er mit der jetzigen völlig zufrieden sei, aber neben ihrer Nachbarin sah sie wie ein Albino aus. Nachdem ich schon so weit gekommen war, dachte ich, könnte ich die Sache auch zu Ende bringen.
    Nur brachte eine Tätowierung den Einsatz von Nadeln mit sich. Außerdem verfrachtete einen vor der Prozedur kein grünbekittelter guter Geist in einen Zustand der Bewusstlosigkeit.
    Während ich das Für und Wider erwog, bestand Jonah auf eine Angelruten-Sitzung. Ich sollte mir von ihm eine Scheibe abschneiden, dachte ich, als ich ihm zusah, wie er durch die Luft wirbelte. Selbst ein Neurotiker wie Jonah verschwendete keine Zeit damit, sich wegen irgendwelcher Nadeln Sorgen zu machen.
    Als er schließlich auf dem Teppich zusammensank, seine bebenden Flanken in der Sonne schimmernd, nahm ihn Katharine auf den Arm.
    »Ach, Jonah!«, sagte sie und vergrub ihre Nase in seinem Fell. »Du bist das tollste Antistressmittel!«
    Die mütterlichen Alarmglocken fingen an zu schrillen.
    »Was stresst dich denn?«, fragte ich.
    »Mein Referat über Einwanderung«, erwiderte sie und fuhr mit dem Finger über Jonahs Nase. Unser Kater liebte es, wenn man seine Nase streichelte.
    Katharine hatte ihr Herz für Flüchtlinge entdeckt. Am Wochenende brachte sie Kindern

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