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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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geschlossener Zimmertür verstaute sie ihre wenigen Kleidungsstücke und die Geschenke für die Mönche und Nonnen in ihrem Rucksack. Wir hatten einen kleinen Streit über eine hässliche Decke aus grauen und roten Quadraten. Ursprünglich hatte ich sie für eine Spendenaktion an Katharines Schule für eine Obdachlosenorganisation gestrickt, aber dann hatte die Obdachlosenorganisation sie nicht gewollt und ich hatte sie zum Yoga mitgenommen. Kurz war ich beleidigt, als Lydia fragte, ob sie sie für Sri Lanka einpacken dürfe – bis ich beschloss, es als Kompliment zu verstehen. Sie wollte etwas von mir dabeihaben.
    Verzweifelt versuchte Jonah Einlass in ihr Zimmer zu finden und schaltete ein paar Gänge hoch, der rosarote Panther auf Speed. Er wirbelte durch das Wohnzimmer im oberen Stock, hüpfte von einem Fensterbrett aufs nächste, über die Sofalehnen und von dort wieder runter auf den Boden. Er warf sich gegen die Tür und streckte eine Pfote nach dem Türgriff aus.
    Als Lydia endlich aus dem Zimmer trat, eine Erscheinung in Weiß, gekrönt von einer rotbraunen Mütze, stürzte sich Jonah auf sie und bettelte, auf den Arm genommen zu werden.
    »Schon gut, mein Kleiner«, sagte sie lachend und hielt ihn im Arm wie ein unruhiges Baby. »Ich bin nicht weit weg. Ich beame dir jeden Tag goldenes Licht her.«
    Jonah hörte auf sich zu winden und blinzelte sie an. Einen kurzen Augenblick schienen Lydia und Jonah auf einer gemeinsamen Wellenlänge zu schweben. Vielleicht konnten sie ja in ihrer Abwesenheit in irgendeiner anderen Dimension miteinander kommunizieren. Wer wusste schon, was während der vielen Meditationsstunden durch Lydias Hirn strömte? Vielleicht war es ja dasselbe abgefahrene Zeug, das Jonah durch den Kopf ging, wenn er auf dem Alpakateppich döste.
    Nach wie vor schwieg Lydia sich aus, wenn ich mit ihr über ihre Glaubensüberzeugungen reden wollte. Mehr als dass der Buddhismus Erleuchtung zum Ziel hatte, erfuhr ich nicht von ihr.
    Wenn ich sie fragte, ob sie das für sich selbst anstrebte – Erleuchtung –, machte sie dicht. In solchen Momenten musste ich immer den Drang unterdrücken, sie bei den Schultern zu packen und zu schütteln und anzubrüllen, sie solle aufhören zu träumen. Aber ich hatte genügend quasi-spirituelle Bücher gelesen, um zu wissen, wie ihre Antwort darauf ausfallen würde. Sie würde sagen, dass ich es sei, die nicht wach war, in einem Traum gefangen.
    Nachdem Lydia Jonah einen Abschiedskuss gegeben hatte, half ich ihr, sich den Rucksack auf den Rücken zu wuchten. Die Rosmarinbüsche hefteten ihren öligen Duft an unsere Kleidung, als wir den Weg hinuntergingen. Ich sah ihre Mütze vor mir auf und ab hüpfen und hätte ihr am liebsten erklärt, dass ich zumindest ansatzweise verstand, warum sie das alles tat, selbst wenn ich nicht religiös war.
    Sie verstaute ihren Rucksack im Kofferraum.
    Stotternd sprang der Motor an. Leonard Cohen brüllte mit voller Lautstärke »Hallelujah!« aus dem Lautsprecher. Ich brachte ihn schnell zum Schweigen.
    Wenn sie es hätte hören wollen, dann hätte ich gesagt: Ich bin nicht religiös, aber:
    In alten Kirchen zünde ich immer eine Kerze an, im Gedenken an Freunde in der Not oder liebe Menschen, die nicht mehr bei uns sind.
    Lydia musterte ihre Hände. Sie war bereits in einer anderen Welt. Es ist immer leichter, derjenige zu sein, der geht, als derjenige, der zurückbleibt.
    Die Straße sauste unter unseren Reifen dahin. Lydia würde ihre Pläne nicht ändern. Nicht jetzt.
    Ich bin nicht religiös, aber:
    Es gibt Orte, da herrscht eine unglaubliche Atmosphäre. Am Grab des heiligen Franziskus von Assisi habe ich Tränen geweint, die aus meinem Innersten kamen. Vielleicht sind manche Orte wie Portale. Oder sie strahlen dank der Menschen, mit denen sie verbunden sind, Güte aus. Vielleicht weiht es die Ziegel und Steine, dass sie die Menschen an ihre Fähigkeit zur Güte erinnern.
    Wir erreichten den Betonschlund des Flughafen-Parkhauses. Es war erstaunlich einfach, einen Parkplatz zu finden. Aber das ist es eigentlich immer, wenn Lydia dabei ist.
    Ich wartete im Hintergrund, während Lydia eincheckte. Pass, Zollformular. Sie war geübt darin.
    Ich bin nicht religiös, aber:
    Sam starb 1983, aber ich habe ihn nie verloren. Je älter ich werde, desto deutlicher erkenne ich, dass man andere nicht verliert. Sie sind immer bei uns.
    Genauso werde ich dich nicht verlieren, wenn du tatsächlich buddhistische Nonne in Sri Lanka wirst.

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