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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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längst hinter sich gelassen hatten. Ein bequemer Sessel wurde aufgestellt, dazu ein kleiner Tisch mit einem Glas Wasser. Und eine Vase mit Lilien. Der Mönch mochte Blumen.
    Als alle saßen, suchte ich mir einen Platz am anderen Ende des Raums, einige Kissen von Lydia entfernt. Es überraschte mich, dass sie sich für so etwas interessierte. Sie war achtzehn und hätte jede Menge Ausreden gehabt, um sich in ihrem Zimmer zu verkriechen. Stattdessen saß sie ganz entspannt da, mit gekreuzten Beinen und großen Augen.
    Erwartungsvolle Stille senkte sich über den Raum, als sich der Mönch in dem Sessel niederließ und sein Gewand in elegante Falten legte. Er zog laut die Nase hoch und ließ einen wohlwollenden Blick über uns gleiten. Insgeheim musste ich lachen. Kein Pfarrer, Politiker oder Arzt konnte auf so viel Ehrerbietung hoffen. Sein Publikum dagegen war wie gebannt, nicht unbedingt deswegen, weil es verstand, was er ihm offerierte, sondern weil er so anders war. Auch wenn das Leben uns in vielerlei Hinsicht kompromisslos und zynisch gemacht hatte, sehnten wir uns immer noch nach Geheimnissen.
    Die Stimme des Mönchs war hell und freundlich, aber man konnte eine gewisse Festigkeit dahinter spüren. Honig, der über Stein fließt. Er erwies sich als ausgezeichneter Meditationslehrer. Die nächste Stunde achteten wir auf unseren Atem, zähmten unseren Affengeist, zählten rückwärts und atmeten durch verschiedene Nasenlöcher, während wir so taten, als würden uns die Beine nicht höllisch weh tun. Wir beendeten die Sitzung damit, uns und allen anderen Wesen, die fähig zu Gefühlen waren, Gesundheit und Glück zu wünschen.
    Als sich die Leute erhoben, um sich unter Verbeugungen und Spenden zu verabschieden, erklärte der Mönch, dass es den Nonnen eine Freude wäre, unser Haus zu segnen. Philip sah verwirrt zu, wie die beiden winzigen Frauen unter Gesängen in allen Ecken des Hauses geweihtes Wasser verspritzten. Er wollte einschreiten, als sie auch den Fernseher mit geweihtem Wasser bespritzten, aber ich erklärte ihm, dass man schließlich nicht jeden Tag eine solche Haussegnung angeboten bekommt. Ich folgte einer der Nonnen in unser Schlafzimmer, wo sie unsere Bettdecke taufte. Ihr Blick zeigte eine Tiefe, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn ihre Augen bis zu ihrem Hinterkopf gereicht hätten. Es lag Güte darin, aber auch Leid.
    Nachdem die meisten Besucher gegangen waren, standen wir noch mit ein paar besonders überzeugten Anhängern auf dem Weg vor dem Haus, um den Mönch und sein Gefolge zu verabschieden. Bevor er auf den Rücksitz des Autos kletterte, schenkte er Lydia ein Hollywoodlächeln. »Komm mich irgendwann in meinem Kloster in Sri Lanka besuchen«, sagte er und winkte uns allen mit königlicher Geste zu.
    Ich lachte über die Einladung des Mönchs, bei Philip dagegen weckte sie Argwohn, weil ihm nicht entgangen war, wie Lydias Gesicht dabei aufleuchtete. Obwohl sie sich in vielen Dingen wie eine Erwachsene verhalte, sei sie immer noch sehr jung und leicht zu beeindrucken, meinte er. Geradezu naiv. In seinen Augen war der Mönch arrogant und nutzte sein Charisma, um andere zu verführen. Ich erklärte ihm, er solle aufhören, sich wie ein spießiger alter Vater zu benehmen, und schob ihn zurück ins Haus.
    Das Auto mit dem Mönch war um die Straßenecke verschwunden und ich hatte angenommen, dass er damit auch aus unserem Leben verschwunden war. Ein Bilderrahmen in Lydias Zimmer war der letzte Ort, an dem ich ihn wiederzusehen erwartet hätte. Vielleicht hatte sie sein Foto aufgestellt, weil sein strahlendes Lächeln und seine rotbraunen Gewänder so gut zu der neuen Einrichtung passten – ein Bekenntnis zum Mönchsdesign.
    »Er ist mein Lehrer«, sagte Lydia, nahm mir das Foto aus der Hand und stellte es wieder neben die Kerze.
    »Dein Lehrer ?«, wiederholte ich, unsicher, was der Begriff in diesem Zusammenhang bedeutete, und versuchte irgendwie auf die Reihe zu bekommen, wie ein halb vergessener buddhistischer Mönch plötzlich als »Lehrer« in unserem Haus wiederauftauchen konnte. Er brachte ihr ja wohl kaum Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Dafür hatten wir bereits ein kleines Vermögen an Schuldgeld hingelegt. Guru? Bewusstseinskontrolleur?
    »Du bist in all den Jahren mit ihm in Kontakt geblieben?«, fragte ich, um einen neutralen Ton bemüht, und strich den tibetischen Wandbehang glatt.
    Lydia zögerte mit einer Antwort.
    »Ich habe ein paarmal Meditationsräume für ihn

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