Kater mit Karma

Futter beinahe ebenso liebte wie seine in ihn vernarrten Menscheneltern. Wenn Rob den kleinen Kerl wie einen Säugling im Arm hielt, musste ich jedes Mal vor Rührung schlucken. Sein Gesicht wurde ganz weich und sanft und er blickte lächelnd auf ihn hinunter. Dann lief die Zeit rückwärts und ich konnte wieder den sechsjährigen Rob vor mir sehen, der sich auf die gleiche Weise um Cleo gekümmert hatte. Mit dem Unterschied, dass Rob jetzt ein erwachsener Mann war, über ein Meter achtzig groß, und das Kätzchen auf seinem Arm wie ein Spielzeug aussah. Wenn ich daran dachte, wie Cleo Rob geholfen hatte, nach dem Tod seines Bruders Sam wieder lachen und spielen zu lernen, berührte es mich zutiefst zu sehen, wie er sein Herz einer neuen Katze öffnete. Cleo hatte Rob gelehrt, dem Leben wieder zu vertrauen. Ferdie zeigte ihm behutsam, wie es ist, Vater zu sein.
    Bei jedem unserer Besuche in Robs und Chantelles neuem Haus auf der anderen Seite der Bucht in Newport stand Ferdie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Man hätte eine Katze einfach nicht mit noch mehr Liebe überschütten können. Vom Futter bis zum Flohhalsband war für Ferdie immer nur das Beste gut genug.
    Der Anblick von Rob und Chantelle, wie sie jede Bewegung von Ferdie verfolgten, während er durchs Haus sprang, brachte mich zum Lächeln. Ihre Geduld war unerschöpflich, wenn der kleine Kater sich mit dem gleichen Vergnügen auf ihre Möbel und ihre Hände stürzte. Rob mit seinen zweiunddreißig Jahren und Chantelle mit ihren dreißig waren im besten Alter, um wunderbare Eltern für ein zweibeiniges, fellloses kleines Wesen zu werden, wenn das Schicksal es wollte.
    Ferdie war so niedlich, dass ich ihn am liebsten für ein paar Tage mit zu uns nach Hause genommen hätte. Nicht, dass ich es gewagt hätte, auch nur ein Wort davon verlauten zu lassen, schließlich hatte ich oft genug herumposaunt, nie mehr eine Katze haben zu wollen. In der Zwischenzeit bescherte mir das Manuskript von Cleo , in das ich so viel Arbeit gesteckt hatte, eine angenehme Überraschung. Kurz nachdem ich ein paar Kapitel an Allen and Unwin geschickt hatte, erhielt ich Antwort von Jude McGee. Sie war begeistert. Verträge wurden unterschrieben und der Abgabetermin für das vollständige Manuskript auf September festgelegt. Jede Woche gewann mein Leben neue Facetten dazu. Ich musste sehen, dass ich vorankam, wenn das Buch rechtzeitig fertig werden sollte.
    Beim Überarbeiten der ersten Kapitel wurde mir bewusst, dass es beinahe fünfundzwanzig Jahre her war, seit wir mit einer kleinen Katze zusammengelebt hatten. Während ich Ferdie dabei zusah, wie er sich von den Möbeln rollte, stellte ich fest, dass ich völlig vergessen hatte, was kleine Katzen so alles aufführten.
    Und dann gab es da ja auch noch eine Hochzeit, die organisiert werden musste. Bei meiner ersten Hochzeit hatte ich Jesuslatschen getragen, bei meiner zweiten ein preisreduziertes Kleid aus dem Ausverkauf, und ich hatte nicht die geringste Vorstellung davon, was Heiraten im einundzwanzigsten Jahrhundert bedeutete. Alles wiederholt sich. Unsere Eltern hatten in Weiß geheiratet, deshalb rebellierte meine Generation und feierte Hippie-Hochzeiten. Rob und Chantelle gehörten zur Generation X, die wieder zu Kirchenglocken und Tüll zurückkehrte.
    Ich kaufte mir einen Hochzeitsratgeber und nach kurzer Zeit war mir klar, wie der Zweite Weltkrieg zu vermeiden gewesen wäre. Hätte Hitler eine moderne Hochzeit organisieren müssen, hätte er niemals die Zeit gehabt, in Polen einzumarschieren.
    Wie ich dem Ratgeber entnahm, hatte früher die Verantwortung für eine Hochzeit bei den Eltern der Braut gelegen, wogegen heutzutage die Eltern des Bräutigams stärker mit eingebunden wurden. Da Chantelles Eltern in einer anderen Stadt lebten, mussten wir offensichtlich ein bisschen mehr tun, als nur zu der Feier zu erscheinen und uns zu amüsieren.
    Die Liste der vor der Hochzeit zu erledigenden Dinge war furchteinflößend. Mir war nicht klar gewesen, dass man sich mindestens ein Jahr im voraus um die Örtlichkeit für die Feier kümmern musste. »Unsere« Hochzeit sollte in ein paar Monaten stattfinden. Wir mussten also so schnell wie möglich etwas finden. Darüber hinaus galt es, eine Gästeliste zu erstellen, Einladungen zu entwerfen und zu verschicken, Zusagen zu notieren. Es musste ein Fotograf gefunden werden und jemand, der die Trauung vornahm, Blumen und Hochzeitstorte mussten ausgesucht werden. Dazu kamen Autos,