Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
Vom Netzwerk:
Träume. Du kannst mit deinem Leben machen, was du willst. )
    »Pass auf dich auf.« ( Genieße es, dass du eine so wunderbare Frau bist. Stell dich nicht in den Schatten eines Mannes. Sorge für dich. Du bist ungeheuer kostbar. )
    Am Check-in-Schalter nahm Philip einen Gepäckanhänger, holte einen Stift aus seiner Tasche und schrieb Lydias Adresse darauf. Dann befestigte er den Anhänger sorgfältig an ihrem Rucksack.
    Ich küsste sie auf ihre roten, erhitzten Wangen und dankte ihr dafür, dass sie sich nach der Operation so liebevoll um mich gekümmert hatte.
    Lächelnd versprach sie, anzurufen, SMS zu schicken und öfter zu schreiben.
    Dann schwebte sie wie eine Schneeflocke zum Abflug-Gate und die Mutter in mir dachte: Weiß ist so anfällig für Flecken. Hoffentlich kleckert sie sich nicht mit Tomatensoße voll.
    Sie drehte sich um und winkte, dann verschwand sie durch die Tür.

18.
Eifersucht
    In jeder engelsgleichen Katze steckt ein Teufel.
    Der Apfelbaum vor dem Fenster meines Arbeitszimmers hielt seinen Winterschlaf. Ohne Blätter war er ein knorriges Skelett, voller Narben an den Stellen, an denen Äste abgesägt worden waren. Der Baum und ich hatten beide Bekanntschaft mit dem Skalpell des Chirurgen gemacht.
    Eine befreundete Gärtnerin schätzte den Baum auf knapp hundert Jahre, was ungefähr dem Alter des Hauses entsprach. Sie zeigte uns möglicherweise gefährliche Verwachsungen und Pilze an seinen Ästen und bot an, das nächste Mal mit einer Säge zu kommen, um sie zu entfernen. Der Winter sei dazu die beste Jahreszeit, sagte sie. Der Baum tat mir leid. Er hatte schon genug mitgemacht. Ich dankte ihr und schlug vor, erst einmal ein Jahr zu warten, bevor wir ihn neuerlichen Operationen unterzogen.
    Gerade als ich den Baum aufgeben wollte und überlegte, wer ihn fällen könnte, besann er sich eines Besseren und trieb ein neues Blatt. Das junge, zarte Blatt klammerte sich an den alten Zweig. Als es sich vor einem blassen Himmel aufrollte, dachte ich mit Staunen über den Rhythmus der Natur nach.
    Das Leben manifestiert sich in Wellen – auf eine Konzentration von Energie folgt Loslassen. Das geschieht bei der Geburt, wenn die Wehen kommen und gehen. Dasselbe gilt für das Meer mit seinem unablässigen Wechsel von Ebbe und Flut. Der menschliche Atem folgt einem ähnlichen Muster, füllen und entleeren. Selbst das Universum weitet sich aus und zieht sich wieder zusammen.
    Oberflächlich, wie wir sind, würdigen wir nur das Offensichtliche. Das Heranwachsen hat mehr Reiz als der Rückzug. Den Sommer mögen wir lieber als die kalte Jahreszeit, den Tag lieber als die Nacht. Aber im Winter wächst mehr, als man sich vorstellt. Kreativität liegt im Dunkeln verborgen.
    Bald nach dem ersten Blatt brachen hunderte weitere hervor. Gegen alle Prophezeiungen drängte der Apfelbaum mit aller Macht zurück ins Leben.
    Auch ich stolperte ins Leben zurück. Ich keuchte dabei zwar wie eine Dampflok, aber ein Spaziergang ans Ende der Straße kam mir inzwischen nicht mehr wie ein Marathon vor, und nach der herkulischen Aufgabe des Hosenanziehens musste ich mich auch nicht mehr hinlegen.
    Ich war Lydia dankbar, dass sie ihr Versprechen hielt und mich regelmäßig aus ihrem Dschungelkloster anrief. Bei diesen Gesprächen mieden wir beide das höchst konfliktträchtige Thema des Gelübdes.
    Während Lydia also in Sri Lanka ihre Freiheit genoss, stand Jonah unter Stubenarrest. Wir hatten an einigen Fenstern Sicherheitsnetze anbringen lassen, so dass wir sie öffnen konnten, ohne dass er entwischte. Die Terrassentüren blieben geschlossen. Irgendwann gewöhnten wir uns daran, Mitgefangene unseres Sträflings zu sein.
    Jonah übernahm einige der pflegerischen Aufgaben von Lydia, folgte mir auf Schritt und Tritt durchs Haus, schnaubte ungeduldig und drängte mich dazu, mich hinzulegen und auszuruhen.
    Wenn ich ihm endlich gehorchte, sprang er aufs Bett und machte es sich auf meinem Bauch bequem, als wollte er sagen: »So ist es gut. Genau das sollten wir tun. Ein kleines Nickerchen halten.«
    Ich spürte sein Schnurren in meinem ganzen Körper und wusste, endlich hatte ich den Freund gefunden, den ich bislang vermisst hatte. Jemanden, der mir zuhörte, mich umhegte und begleitete, ohne dabei jemals zu urteilen. Eigentlich hatte ich immer nur eine Katze gebraucht. Vielleicht hatte unsere frühere Nachbarin recht gehabt, und Cleo hatte uns eine Engelskatze geschickt.
    Jonah verschönerte das Haus allein durch seine Anwesenheit.

Weitere Kostenlose Bücher