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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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dass Jonah sehr verängstigt gewesen sei und sich zweimal übergeben hatte. Sie meinte, dass er in einer Pension nicht gut aufgehoben sei. Wenn wir wieder mal wegfahren wollten, würde sie ihn gerne bei uns zu Hause sitten.
    Ich ging noch einmal in die Tierhandlung und bat Nathan um Rat zu unserem Möchtegern-Flüchtling. Er empfahl mir ein rotes Katzengeschirr mit Glöckchen und Leine. Katzen würden diese Dinger lieben, behauptete er. Überzeugt, dass das Rot Jonah ausgezeichnet stehen würde, kaufte ich auch noch die Messingmarke, auf die ich seinen Namen und unsere Telefonnummer gravieren ließ.
    Anfangs hasste Jonah das Geschirr. Wie ein Hund ausgeführt zu werden, war unter seiner Würde. Es dauerte Monate, bis er kapierte, dass das Geschirr ein gewisses Maß an Freiheit für ihn bedeutete.
    Kurz nachdem wir die Marke daran befestigt hatten, schaffte er es, sich aus dem Geschirr zu winden, was zu einer weiteren Rugby-Einlage von Philip führte. Eines Morgens ließ ich Jonah in seinem Geschirr ein paar Minuten im Garten allein, und er verhedderte sich derart in den Pflöcken der Olivenbäume, dass er sich beinahe stranguliert hätte.
    Die ständigen Auseinandersetzungen mit unserem Kater strapazierten meine Nerven. Ich brauchte dringend eine entspannende Beschäftigung zum Ausgleich. Daher ging ich in den Wollladen und kaufte ein paar Knäuel rotbrauner Wolle. Lydia freute sich, als sie mich vor Deal or no Deal stricken sah, so als bedeutete das Stricken des braunen Schals, dass ich ihre religiösen Ambitionen akzeptierte. Ich versuchte es. Obwohl ich gegenüber verschiedenen Formen von Spiritualität offen war, konnte ich nicht aufhören, mir darüber, was sie alles aufgab, wenn sie sich in ein Kloster in Sri Lanka zurückzog, Sorgen zu machen. Es blieb genug Wolle übrig, um die hässlichste Mütze der Welt daraus zu stricken, was ich pflichtschuldig tat.
    Mit Schal und Geschirr versuchte ich ein Band zu Tochter und Kater zu knüpfen, das sie daran hindern sollte, ihr Leben zu zerstören. Trotzdem half ich Lydia gerne bei ihren Bestrebungen, aus Jonah einen Freigänger zu machen.
    Bis Geoffrey auftauchte.
    Unser Freund Geoffrey ist Fachmann für fast alles. Wenn man wissen will, wie man Wein aus Schuhleder macht oder Eiskrem aus Regenwasser, muss man nur ihn fragen. Als er hörte, dass bei uns ein neues Kätzchen eingezogen war, ließ er es sich nicht nehmen, uns sofort einen Besuch abzustatten.
    »Jonah«, sagte er und musterte unseren Kater eingehend. »Ist das nicht ein etwas unglücklich gewählter Name?«
    »Warum?«, fragte Lydia.
    »Ach, nur so ein Aberglaube«, erwiderte Geoffrey. »Jonah war der Dämon der Seeleute.«
    Ich versicherte ihm, dass wir Jonah in nächster Zeit nicht auf eine Seereise mitnehmen würden.
    »Ihr solltet ihn im Haus halten«, fuhr Geoffrey fort. »Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Stadtkatze beträgt achtzehn Monate. Wenn ihr ihn rauslasst, wird er mit Sicherheit überfahren, vergiftet, von Hunden zerfleischt oder gestohlen.«
    Unser Schoko-Sahne-Kater war so gebannt von einer Hausfliege, die über seinem Kopf kreiste, dass er die schwarze Wolke gar nicht bemerkte, die sich über Geoffreys Kopf zusammengeballt hatte.
    »Bei den Männchen ist es noch schlimmer«, fügte Geoffrey hinzu und biss in ein Stück Bananenkuchen. »Sie verteidigen ihr Revier. Sie lassen sich auf Kämpfe ein. Wenn sie nicht gleich umgebracht werden, bezahlt man horrende Tierarztrechungen. Und sie können sich bei anderen Katzen Aids holen.«
    »Katzen kriegen Aids?«, fragte Philip. »Du machst Witze!«
    »Mitnichten. Es gibt eine eigene Katzenform, die sich vom menschlichen Aids unterscheidet. Unter den Stadtkatzen ist sie weit verbreitet.«
    Lydia starrte ihn mit offenem Mund an. Geoffreys Prognosen hatten etwas Zwingendes.
    Jonahs Kopf drehte sich immer schneller mit der Fliege mit. Gleich würde er anfangen zu schielen oder ihm würde so schwindlig werden, dass er umkippte. Aber eine Fliege war nun einmal ein Drache mit Flügeln, soweit es Jonah betraf. Der selbsternannte weltbeste Hausdrachentöter war immun gegen kleinere Irritationen wie Schwindelgefühle.
    »Schade dass ihr kein Weibchen genommen habt«, seufzte Geoffrey und leckte die Krümel von seinen Fingern. »Die sind viel besser zu handhaben.«
    »Hört sich ein bisschen sexistisch an«, sagte Lydia.
    »Stimmt aber trotzdem«, sagte Geoffrey und klang dabei unangenehm selbstzufrieden.
    Jonah sprang in die Luft und erwischte die

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