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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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reden.
    Das Leiterklappern und Herumtrampeln würde darüber hinaus Jonah in Angst und Schrecken versetzen. Sie würden die Türen und Fenster nicht schließen, so dass er abhauen konnte, und in der wertvollen Zeit, in der ich an meinem Buch hätte arbeiten können, würde ich die Nachbarschaft nach ihm absuchen müssen.
    Am ersten Tag standen die Maler kurz nach sieben Uhr vor der Tür. Ich hatte eigentlich mit dem Universum einen Vertrag abgeschlossen, dass ich nicht vor halb acht aufstehen musste, aber da Philip joggen war, blieb mir nichts anderes übrig, als aus dem Bett zu klettern. Mit Jonah auf dem Arm, im Nachthemd und mit zerzaustem Haar öffnete ich die Haustür einen Spaltbreit.
    »Tut mir leid, aber unser Kater ist eine Siamkatze und ein wenig nervös«, sagte ich. »Er darf keinesfalls raus. Wenn Ihnen das recht ist, sperre ich ihn einfach in eines der Zimmer, in denen Sie gerade nicht arbeiten.«
    Der Chefmaler nickte. Ich war sicher nicht seine erste komplizierte Kundin. Dass ich nicht angezogen war und meine Haare aussahen, als hätte ich gerade einen Stromschlag erhalten, schien er gar nicht zu bemerken.
    »Schöne Katze«, sagte er bewundernd und musterte Jonah durch den Spalt. »Aber das ist keine Siamkatze. Das ist ein Tonkanese.«
    »Meinen Sie?«, erwiderte ich und trat einen Schritt zurück, damit er und seine beiden Helfer, allesamt in weiße Overalls gekleidet, hereinkommen konnten. »Der Mann in der Tierhandlung sagte uns, er sei eine Siamkatze.«
    Ich spürte, wie Jonah jeden Muskel anspannte, als die Maler ihre Farbeimer und Pinsel und Abdeckfolien auf dem Boden verteilten. Bestimmt würde er jeden Augenblick aus meinen Armen springen und wie geisteskrank herumrasen.
    »Nie im Leben!«, sagte der Maler und streichelte Jonahs Stirn. »Das ist ein Tonkanese. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Ich habe zwei Katzen, die genauso aussehen, und die sind beide Tonkanesen. Für eine Siamkatze ist er viel zu dunkel. Er ist garantiert ein Tonk.«
    Erleichtert stellte ich fest, dass Jonah schnurrte, als der Maler ihn streichelte. Vielleicht würden sie ja doch miteinander auskommen. Wenn der Maler recht hatte, hatte Jonah nicht nur die eine oder andere Schraube locker, sondern war auch noch ein Hochstapler. Ich lächelte unseren Kater an, ohne einen Gedanken an seine Rasse zu verschwenden. Er hatte Ego genug, um eine ganz neue Rasse zu begründen. Aber der Gedanke gefiel mir, dass seine Herkunft noch rätselhafter war, als wir angenommen hatten.
    Ich ging zum Computer und googelte Tonkanese. Tonkanesen waren halb Siamese und halb Burmese und vereinten angeblich das Beste aus beiden Züchtungen. Interessanterweise stammte der Name aus South Pacific , dem Lieblingsmusical meiner Mutter. Die Figur, die sie gespielt hatte, Bloody Mary, war Tonkanesin und kam von einer Insel, auf der keine Vorurteile gegenüber Mischlingen herrschten.
    Wenn der Maler meinte, Jonah sei Tonkanese, dann hatte ich nichts dagegen, besonders weil Tonkanesen angeblich »weniger anspruchsvoll und empfindlich« waren als Siamkatzen. Wenn sich Jonah erst einmal auf sein Tonkanesensein eingestellt hatte, dann würde er sich vielleicht auch daran gewöhnen, dass er eine »leise Stimme« hatte und »weniger hyperaktiv als verspielt« war.
    Jonah bewunderte die Maler, ja, er verehrte sie geradezu. Jeden Morgen wartete er an der Haustür auf sie. Wenn sie vom Boden aus arbeiteten, dann spähte er in ihre Eimer und spielte mit ihren Pinseln. Wenn sie auf Leitern stiegen, saß er aufgeregt darunter oder sprang auf ein Fensterbrett, um ihnen Gesellschaft zu leisten.
    Mit ihren weißen Overalls, gleitenden Bewegungen und Kletterkünsten hielt er sie wahrscheinlich für menschliche Katzen. Tranken sie in der Küche ihren Morgenkaffee, sprang Jonah auf den Tisch, blinzelte ihnen zu, miaute verführerisch und streckte eine lange Pfote aus, um ihre Gesichter zu tätscheln. Glücklicherweise mochten sie ihn auch.
    Maler sind nicht mehr das, was sie mal waren. Löslicher Kaffee ist nicht mehr gut genug für sie. Sie bevorzugen Kaffee aus der Cafétiere oder besser noch den Cappuccino von Spoonful. Sie wissen Porzellantassen auf einem hübschen Tablett zu schätzen. Wenn die Kekse nicht selbstgebacken aussehen, lassen sie sie auf dem Teller liegen, wo sie in der Sonne weich werden. Diejenigen, die keinen Kaffee mögen, trinken stattdessen frisch gepressten Orangensaft aus einem Glas (nicht aus dem Plastikbecher) mit Eiswürfeln.
    Maler kriegen

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