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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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alles in einem Haus mit. Neugierig spähten sie durch das Fenster meines Arbeitszimmers, während ich mit den letzten Kapiteln des Cleo-Buchs rang. Ich wappnete mich dagegen, dass einer von ihnen auch ein Buch schrieb oder zumindest einen Freund oder Verwandten hatte, der das tat. Jeder schrieb ein Buch oder (noch schlimmer) plante es, sobald er oder sie in Rente war.
    »Wird das ein Kinderbuch?«, fragte einer von ihnen.
    Ich war in einem Stadium, in dem sich mein Selbstvertrauen auf der Höhe der Dielenbretter befand. Vielleicht war es ja tatsächlich ein Kinderbuch, was an sich nichts Schlechtes wäre – gegenüber Kinderbuchautoren hege ich den größten Respekt. Andererseits war der Tod eines Kindes nicht gerade ein geeignetes Thema für ein Kinderbuch. Vielleicht hatten die Agenten und Verleger, die es abgelehnt hatten, ja recht gehabt. Als ich schließlich den letzten Satz geschrieben und das ersehnte »Ende« daruntergesetzt hatte, kam es mir unpassend vor. Das Leben ist ein Kreislauf. Cleos Tod war der Beginn einer neuen Phase. Ich löschte »Ende« und tippte stattdessen »Anfang« – und drückte mit bebendem Finger auf »Senden«.
    Während die Maler sich durch das Haus arbeiteten, half ich ihnen beim Einräumen der Zimmer, die sie fertig gestrichen hatten, und bereitete diejenigen vor, die als Nächstes drankommen sollten. Da ich nach wie vor nichts Schweres heben oder schieben durfte, übernahm das Philip, wenn er abends nach Hause kam.
    Sobald der eine Haufen von Büchern, Bildern und Möbeln wieder an seinem Platz war, wurden die Wände im nächsten Zimmer freigeräumt und die Einrichtung unter Abdeckfolie in die Mitte verbannt. Wie eine Wanderdüne.
    In der Waschküche bemerkte ich in der Nähe von Jonahs Fressnäpfen blasse Flecken, die sich in fast parallelen Streifen die Wand herunterzogen. Ich bat die Maler, sie noch mal zu überstreichen.
    Ein paar Tage darauf waren die Streifen rätselhafterweise wieder da. Ich beugte mich vor und inspizierte sie genauer. Sie sahen aus wie frei gezogen und erinnerten an die Bilder von Jackson Pollock. Daneben hatten sie etwas Wildes, so als hätte ein Raubtier seine Krallen an der Wand geschärft. Irgendwie unheimlich. Fast symbolhaft. Ich fragte mich, was sie bedeuteten.

20.
Liebe
    Katzen und Töchter kehren nur heim, wenn sie Lust dazu haben.
    Zwei Wochen vor der Hochzeit stand Chantelle mit vor Aufregung geröteten Wangen vor unserer Haustür. Ihr Kleid war endlich fertig. Es lag im Auto. Sie wollte es nicht in ihrer Wohnung aufbewahren. Selbst wenn sie es in der Abstellkammer versteckte, würde Rob es bestimmt finden. Ihre Bitte, auf das kostbare Stück aufzupassen, freute mich.
    Unter dem wachsamen Blick der Maler trugen wir das Kleid, das zu seinem Schutz in einem Kleidersack steckte, durch den Garten. Jonah sah uns mit gespannt gespitzten Ohren von seinem Beobachterposten am Wohnzimmerfenster aus zu. Er eilte uns entgegen und heftete sich an unsere Fersen, als wir in mein Arbeitszimmer gingen. In der Aufregung vergaß ich, ihn auszusperren. Chantelle öffnete die Hülle und zum Vorschein kam ein Hochzeitskleid, das einer Prinzessin würdig gewesen wäre. Die Korsage war mit Perlen bestickt, die auf der hellrosa Seide schimmerten. Es war einfach das …
    » Jonah! «, kreischte Chantelle.
    Wir waren so sehr damit beschäftigt gewesen, das Kleid zu bewundern, dass wir nicht mitbekommen hatten, welche Wirkung es auf Jonah hatte. Mit nach vorne geklappten Ohren und blaue Blitze schießenden Augen machte er einen Satz und verschwand unter dem Saum des Kleides. Aus Angst, er könnte sich in der Seide festkrallen, wagten wir nicht, ihn herauszuziehen.
    »Jonah, komm da raus«, rief ich, aber er vergrub sich nur noch tiefer in den Falten des Tüllunterrocks.
    Entzückt von der Weichheit des schimmernden Stoffs, war Jonah nicht bereit, seinen Platz aufzugeben. Ein Riss würde einen ungeheuren emotionalen und finanziellen Schaden nach sich ziehen. Chantelle hatte sich bislang als äußerst vernünftige zukünftige Ehefrau gezeigt, aber wenn Jonah ihr Kleid zerfetzte, würde sie sich mit gutem Grund in die Braut, die um sich haut, verwandeln.
    Ich schnappte mir eine seiner Spielzeug-Angelruten und schaffte es, ihn so lange damit abzulenken, bis Chantelle ihr Kleid von ihm befreit, es wieder in dem Sack verstaut und den Reißverschluss zugezogen hatte. Ich kritzelte »NICHT SCHAUEN!!!« auf einen Zettel und befestigte ihn mit Klebeband an der Hülle.
    Nicht jede

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