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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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gute Neuigkeiten über das Buch eintrafen. Und das war oft.
    Jeden Morgen, wenn ich an meinen Computer eilte, konnte ich anhand der über Nacht eingegangenen fremdsprachigen E-Mails von Lesern nachverfolgen, wo das Buch zuletzt veröffentlicht worden war. In der einen Woche Russland und Taiwan, in der nächsten Italien. Bis dato hatte ich nicht gewusst, wie praktisch die Übersetzungsfunktion auf einem Computer sein konnte. Der Erfolg von Cleo lehrte mich, dass sich die Menschen überall auf der Welt ähnlich sind. Wir lieben unsere Haustiere und wir würden unser Leben für unsere Kinder geben. In Anbetracht der Ähnlichkeiten ist es umso schlimmer, dass wir so viel Zeit damit vergeuden, uns auf die Unterschiede zu konzentrieren.
    Lydia krempelte die Ärmel hoch und sprang stillschweigend ein, wenn sich im Spülbecken das Geschirr stapelte oder ich vergessen hatte zu kochen. Unter ihrer Anleitung wurde auch Katharine zu einer echten Hilfe. Ich musste nie darum bitten, dass der Tisch gedeckt oder abgeräumt wurde.
    Durch meine Krebserkrankung hatten unsere Töchter gelernt, Verantwortung zu übernehmen, und sie waren zu wunderbaren jungen Frauen geworden. Wenn ich ihnen dabei zusah, wie sie miteinander lachten und plauderten, wurde ich manchmal von Dankbarkeit schier überwältigt. Wenn es anders gelaufen wäre und ich die Mammographie aufgeschoben hätte, wäre ich nur noch eine Erinnerung für sie gewesen.
    Unzählige E-Mails tauchten auf meinem Bildschirm auf. Einige davon, in denen es um die besondere Natur von Katzen und ihrer Bedeutung im Leben der Menschen ging, waren sehr berührend. Eine Frau, deren Mann Selbstmord begangen hatte, schrieb, ihre Katze (die normalerweise Angst vor Fremden hatte), sei keine Sekunde von der Seite ihres Mannes gewichen, während die Sanitäter versucht hatten, ihn wiederzubeleben. Eine andere E-Mail kam von einer Frau, die nach einer Fehlgeburt an einer scheinbar unheilbaren klinischen Depression litt – bis eine Katze namens Cleo in ihr Leben trat. Dann gab es da noch Wilson, die Katze, die sich keinen Schritt vom Bett eines vierjährigen Jungen mit Leukämie wegbewegte. In der Nacht, in der der Junge starb, rannte Wilson auf die Straße und wurde von einem Auto überfahren. Ein Tierarzt, der die Verzweiflung der Familie erkannte, tat alles, um die Katze zu retten, und Wilson überlebte und stand ihr in ihrer Trauer bei.
    Diese und viele andere Geschichten berührten mich so tief, dass ich oft weinend vor meinem Computer saß. Ich bemühte mich, jede E-Mail so gut ich konnte zu beantworten, aber oft kamen mir meine Worte unzulänglich vor. Hin und wieder, wenn ich keine passende Antwort zustande brachte, bat ich Katharine oder Lydia um Hilfe. Lydia war besonders gut im Umgang mit ungewöhnlichen Menschen. Bei einer Frau, die in ihrem Haus mit zweiundsiebzig Katzen, einem Esel, einer Eule und drei Pfauen zusammenlebte, riet sie mir, professionelle Hilfe zu empfehlen. Ich begann zu begreifen, dass ihr die Aufenthalte in Sri Lanka in Verbindung mit dem Psychologiestudium zu einem tiefgehenden Verständnis verholfen hatten, wie man es bei jemandem ihres Alters selten fand.
    Cleo öffnete mir die Welt auch noch auf andere Weise. Eine Produktionsfirma erwarb die Filmrechte und ich wurde zu einer Lesereise rund um die Welt eingeladen. Nach fast zwei Jahren, die ich in Klausur mit meiner Krankheit und dem Schreiben eines Buchs verbracht hatte, wollte ich der Öffentlichkeit einen passablen Anblick bieten. Meine Jogginganzug-Kollektion wanderte auf den Müll. Gefolgt von dem John-Wayne-Outfit.
    Die Vorstellung, von ausländischen Journalisten interviewt zu werden, machte mir Angst. Obwohl ich drei Jahrzehnte lang für verschiedene Medien gearbeitet hatte und ziemlich genau wusste, wie man einem Reporter brauchbares Material lieferte, machte ich mir Sorgen, ob mein biederer Antipoden-Stil gut ankommen würde. Ich dachte darüber nach, mich ein bisschen »aufzupolieren«, um weltgewandter zu wirken. Zu guter Letzt entschied ich mich jedoch für Ehrlichkeit. Wenn sich die Autorin von Cleo im echten Leben als Enttäuschung erwies, dann sollte es eben so sein.
    Anders als bei den Fahrten zum Flughafen, wenn Lydia ins Kloster zurückkehrte, herrschte dieses Mal freudige Erregung im Auto. Als ich Philip und den Mädchen versprach, Postkarten und SMS zu schicken, wurde mir bewusst, dass diese Reise ins Ungewisse eine Seniorenversion dessen war, was Lydia gemacht hatte.
    Lydia stand abseits, als

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