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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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die Luft zu halten?«
    Liebermann nickte. »Das ist die Frage. Was will Charlotte Olbinghaus ihrem Mann damit sagen?«
    »Dass sie am Wasser ist«, schlug Uwe vor.
    »Sie will ihrem Mann durch das Handy sagen, dass sie an der Havel ist?«, fragte Marion entgeistert.
    »Sie will ihm Möwen, Wellen, Tuten Vorspielen«, sagte Liebermann.
    »Wozu denn aber, um Himmels willen?«
    Liebermann fuhr sich durch die Haare, eine Handlung, die Uwe ängstlich verfolgte.
    »Das weiß ich nicht. Ich versuche, mich an die Fakten zu halten und Schlüsse zu ziehen. Fakten sind: der Anruf und die Geräusche. Schlussfolgerung: dass die Angerufene das Handy wortlos in die Luft hält, in der sich die Schallwellen von Möwen und Schiffen herumtreiben. Fakt: Charlotte Olbinghaus’ Cabrio stand vor dem Haus meiner Exfrau in der Meistersingerstraße. Schlussfolgerung: Sie ist in der Nähe. Fakt: In der Nähe der Meistersingerstraße gibt es nur eine Möglichkeit, an Wind, Wasser und Möwen zu kommen, und das ist das Ufer der Havel.« Liebermann glättete seine Frisur wieder und zeigte auf das Bücherregal. Marion reichte ihm das StGB hinunter. Er schob es sich unter den Kopf.
    »Es könnte noch einen Grund geben, den alten Olbinghaus mit unverständlichen Signalen abzuspeisen«, sagte Uwe unvermittelt. »Nämlich, dass sie nicht allein romantisch an der Havel saß, wenn es denn stimmen sollte, sondern mit Berlich zum Beispiel. Es würde mich nicht wundern, wenn sie überhaupt nicht auf einen Rückruf aus der Redaktion gewartet hat. Für sie ist die Sache nach einer kurzen Meldung bei der Illustrierten erledigt, aber das angebliche Warten gestattet ihr einen Spaziergang mit dem Liebsten. Dann ruft Olbinghaus an. Vielleicht mit verdeckter Nummer, so dass sie schon dran war, ehe sie begriffen hat, wer es ist, oder sie hat sich über den eifersüchtigen Alten einfach nur lustig gemacht.«
    Liebermann betrachtete die Neonröhren an der Decke. Sie waren hell und energiesparend, aber nach einer Weile machte ihr Licht ihn aggressiv. Er spürte einen unbestimmten Groll in sich aufsteigen, ähnlich wie gestern, als er Nils in der Bar angetroffen hatte. Er fragte sich, warum es war strahlender Mai, niemand hatte die Lampen eingeschaltet. Er war beinahe erleichtert, als Marion sagte:
    »Stefan Berlich ist am Freitag nicht an der Havel herumspaziert. Er war über Nacht in Rheinsberg! Ich habe gestern Abend mit ihm telefoniert. Er ist gegen sechs losgefahren. Und er war ehrlich überrascht, als er hörte, dass Charlotte Olbinghaus vermisst wird.«
    »Du meinst, er klang ehrlich überrascht«, korrigierte Uwe.
    »Natürlich. Wenn man überrascht ist, klingt man auch so. Und von seinem Charme könntest du dir eine Scheibe abschneiden.«
    Uwe begann, seine Zettelablage zu sortieren. »Ted Bundy soll auch sehr charmant gewesen sein«, murmelte er. »Und ganz nebenbei hat er über dreißig Mädchen umgebracht.«
    »Willst du damit andeuten, dass Stefan Berlich seine Exfreundin abgemurkst und beiseitegeschafft hat?!«
    »Ich will gar nichts andeuten«, sagte Uwe.
    Mit einem Fluch, der das Stöhnen nur halb überdeckte, erhob sich Liebermann vom Fußboden. Er lief die vorgeschriebenen sechs Meter Büro zweimal nacheinander ab, ehe er sich zu seinen ratlosen Mitarbeitern umdrehte. »Dann lasst mich mal etwas andeuten: Nehmen wir an, Stefan Berlich war von Freitag zu Sonnabend in Rheinsberg. Und als Hans Olbinghaus seine Frau vom Adlon aus angerufen hat, hatte er nicht die Havel im Ohr. Sondern einen der Rheinsberger Seen.«
    Wieder sagte niemand etwas. Uwe knisterte mit seinen Papieren herum, Marion pustete in ihren Pappbecher. Liebermann lief weiter. »Ich finde, es könnte nicht schaden, wenn du dich in Rheinsberg erkundigst, wann Stefan Berlich dort eingetroffen ist, wo er geschlafen hat und ob er den Abend, vielleicht sogar die Nacht über, Gesellschaft hatte«, sagte er, als er an Marion vorbeikam.
    »Zu Befehl. Aber ich weiß ehrlich nicht, wozu. Die waren doch längst getrennt! Und das behauptet ja nun nicht nur er«, sie blickte kalt zur Seite, wo Uwe sich gerade am Klammeraffen betätigte, »sondern auch die Damen aus der Redaktion.«
    »Trotzdem.«
    Marion öffnete den Mund. Aber sie sagte nichts mehr. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Wenn Liebermann eine Spur witterte, blieb er dran, selbst wenn er am Ende mit der Nase in einem Kothaufen landete. Manchmal war er allerdings auch am Körper eines Vermissten gelandet, einem lebendigen oder einem, der

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