Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Marion aber wären je auf das gekommen, was gerade wie ein Senkblei durch die Nervenbahnen von Kommissar Schüler sauste, bis es in Form seines Kaffeebechers auf den Tisch niederging. »Verdammt!«
»Na ja, nun«, sagte Liebermann irritiert. »Noch ist nicht gesagt, dass die Rose mit dem Fall zu tun hat. Höchstens, dass die Beziehung zwischen Berlich und Charlotte Olbinghaus noch ...«
»Ich meine nicht die Rose, ich meine den Anruf.«
»Was?«
Uwe raufte sich die Haare. »Am Telefon hat Olbinghaus erwähnt, dass er seine Frau am Freitagabend nach einer Weile vergeblicher Warterei vom Adlon aus angerufen hat, um sie zu fragen, wo sie bleibe. So gegen neun.«
Liebermann spannte sich. »Warum sagst du das erst jetzt?«
»Ich habe es vergessen.«
»Vergessen?«, fragte Liebermann überrascht. Er konnte sich nicht erinnern, dass Derartiges schon einmal während der Dienstlaufbahn von Kommissar Schüler passiert wäre. »Es muss an meinen Zähnen liegen«, sagte Uwe niedergeschlagen. »Ich bin nicht mehr derselbe.«
Liebermann gab Marion ein Zeichen, worauf sie das Büro verließ. Kurz darauf kehrte sie mit einem Kaffeebecher zurück. Uwe nahm ihn zerstreut entgegen.
»Hat Olbinghaus seine Frau erreicht?«
»Nicht direkt.«
»Sondern?«
»Das Meer.«
Liebermann runzelte die Stirn.
»Aha. Und was hat es gesagt?«
»Es hat Wellen, Wind und Möwen sprechen lassen, wenn du verstehst. Die Rede war auch von einem Tuten. Von einem Schiff vermutlich.«
»Verstehe.« Liebermann schien in keiner Weise überrumpelt oder belustigt. Er dachte nach. »Solche Geräusche könnten zu Mailbox-Jingles oder zu einer Warteschleifenmusik gehören«, sagte er endlich.
»Das hab ich auch erst vermutet, aber Olbinghaus wusste nichts von derlei Tandaradei seiner Frau. Außerdem hat er später noch häufiger versucht, sie zu erreichen, und da war die Mailbox dran. Inzwischen ist die Verbindung komplett tot.«
Eine tote Verbindung. Eine mit einer Plane verschwundene Schöne. Es gab Dinge, die sofort und ohne dass man viel dagegen tun konnte, zum Träumen anregten.
»Gut«, sagte Liebermann. »Entweder sie will nicht mit ihrem Mann reden, oder ... Olbinghaus hat nicht zufällig mit seiner Frau gestritten, ehe sie das Weite gesucht hat.«
»Ich glaube nicht, dass er mir so etwas verraten hätte«, murmelte Uwe. »Du kennst ihn nicht. Ich weiß nicht, ob er eine Vorstellung davon hat, was mit seiner Frau passiert sein könnte, aber er besitzt eine glasklare Vorstellung davon, wie die Fahndung nach ihr zu laufen habe. Und zwar nach dem Motto: Gib den blöden Bullen nur den Anfangsbuchstaben eines Namens, und bring sie dazu, dir in kürzester Zeit die dazugehörige Person zu liefern.«
»Schön, dann geben wir ihm einen noch blöderen Bullen. Ab jetzt kümmere ich mich um Olbinghaus.« Auf Tuchfühlung mit der Konkurrenz. Doch dann fiel Liebermann ein, dass die wahre Konkurrenz in Potsdam saß und Rosen züchtete.
»Verstehe ich richtig, dass die Vermisste um neun am Meer gewesen sein soll?«, fragte Marion. »Das ist doch albern! Wie soll sie denn so schnell dahin gekommen sein? Sie hätte nur etwas mehr als zwei Stunden gehabt, und das ohne Auto, denn ihr Cabrio stand ja noch bis in den späten Abend hinein vor Liebermanns Haus.«
Ihre Worte wirkten wie ein Luftreiniger. Uwe gab seine demütige Haltung auf, und Liebermann kehrte endgültig aus dem Tal der Träume zurück. »Du hast recht. Bleibt also die Frage, wie die Geräusche in Charlotte Olbinghaus’ Handy gekommen sind ... Aber vielleicht gibt es da eine Möglichkeit.« Zum Glück sah Liebermann nicht, wie Uwes Augen einen Salto schlugen er war mit einer Idee beschäftigt. »Die Geräusche auf Charlotte Olbinghaus’ Handy müssen nicht das Meer wiedergegeben haben. Wellen, Wind und Möwen finden sich auch an anderen Gewässern, wenn sie groß genug sind. Zum Beispiel am Ufer der Havel. Dorthin gelangt man in zehn Minuten von der Ossietzkystraße. Möglich, dass Charlotte Olbinghaus in einem Havelgarten auf den Rückruf aus der Redaktion gewartet hat. Ich werde mich da mal umhören. Und ich bin mir fast sicher, dass da Dampfer verkehren.«
»Abends?«, fragte Uwe.
»Mondscheinfahrten«, sagte Liebermann.
Marion schüttelte ihren Helm. »Das ist doch Humbug! Also, entweder Charlotte Olbinghaus spricht mit ihrem Mann, wenn er sie anruft, oder sie geht einfach nicht ran, wenn sie keine Lust dazu hat. Was soll denn der Quatsch, einen Anruf anzunehmen, um dann das Handy in
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