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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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Kopf echt oder ein Haarteil war. Seine Großmutter hatte einen solchen Dutt tagsüber getragen. Die Nächte hatte er in einem eigenen Körbchen auf ihrem Nachttisch verbracht. Tante Lehmann griff nach einem Briefumschlag aus Packpapier, der zwischen ihr und dem Restaurator auf der Theke lag, schob ihn in eine ihrer Schürzentaschen und sagte warm: »Ja, ja, die Bandscheibe ist wie das mittlere Kind von dreien. Man bemerkt sie nur, wenn sie schreit. Kommen Sie aus dem Westen?«
    »Aus Berlin.«
    »Das ist was anderes.«
    »Inwiefern?«, fragte Liebermann.
    »Westen ist Westen, Osten ist Osten, Berlin ist Berlin. Heutzutage, will ich mal ergänzen.«
    »Und wofür ist das wichtig?«
    Tante Lehmann sah auf ihre Armbanduhr. »Für das Kaufverhalten.«
    Liebermanns Blick wanderte vom Dutt hinunter auf ihr Handgelenk. Es sah nicht so aus, aber der Laden musste florieren, wenn seine Inhaberin sich ein solches Stück leisten konnte. Ein zierliches goldenes Oval, mit einem Armband aus gleichfalls goldenen Gliedern. Dem leisen Funkeln des Ziffernblattes entnahm er, dass Brillanten darin eingelassen waren. Aber vielleicht war die Uhr auch nur eines dieser Imitate, die Marion sich in Abständen als Treueprämie von ihrem Schuhversand schicken ließ.
    »Ich frage mich, wo Laura bleibt«, sagte Tante Lehmann. »Sie wollte mir beim Schaufenster helfen. Ah, na endlich!«
    Aber es war nicht Laura, sondern ein Gemenge aus zwei Körpern, die versuchten, sich gleichzeitig durch die Tür zu schieben. Mit etwas Mühe machte Liebermann die Konturen eines etwa vierzigjährigen Mannes und einer Greisin aus, bei deren Anblick er automatisch den Hintern einzog.
    »Unmöglich, die Jugend!«, krähte die Alte.
    Die »Jugend« passierte die Schwelle mit einer Brustlänge Vorsprung, um ihr hernach galant die Tür aufzuhalten. »Madame!«
    »Hat sich was mit Madame!«, blaffte die Alte und marschierte zur Theke. Eine riesige goldene Tasche flog knapp am Ohr des Restaurators vorbei auf das Glas. »Tag, Frau Krebs«, sagte Tante Lehmann matt. »Tag, Reiner!«
    Unterdes schoss der Pächter der Jugend auf den Bierkistenturm in der Mitte des Ladens zu und erstarrte. Er streckte die Hand nach einer Flasche aus, zog sie wieder zurück, streckte sie aus, zog sie zurück, bis Tante Lehmann endlich, des Spiels überdrüssig, hinging und ihm eine in die Hand drückte. Der Mann sah die Flasche lange an. Dann stellte er sie wieder in die Kiste.
    »Ist was nicht in Ordnung damit?«, fragte Tante Lehmann.
    »Es ist Alkohol drin.«
    Tante Lehmann runzelte die Stirn. »Sag nicht, das hättest du noch nicht gemerkt.«
    Amüsiert machte Liebermann sich auf zum Kühlregal. Der Laden schien ein Sammelbecken für Sonderlinge. Ein Grund vielleicht, ihn häufiger zu besuchen. Hinter ihm schimpfte die Alte derweil über den Niedergang des Viertels. »Viecher in jeder Ecke und dreckige Männer, die es nicht nötig haben zu grüßen.«
    »Ich würde sie anzeigen«, sagte Moritz, worauf die Krebs erwiderte:
    »Sie zuerst!«
    Die Ecke, in der sich vermutlich einmal die Milch befunden hatte, gähnte leer, bis auf einen angetrockneten gelblichen Fleck. Nirgendwo Quark. Wenigstens Bier gab es in diesem merkwürdigen Laden. An Reiner, der noch immer in den Anblick der unseligen Flaschen versunken war, vorbei griff Liebermann in den Kasten.
    »Alkohol ist ein Laster«, sagte Reiner dumpf.
    Liebermann zuckte die Achseln. »Das kommt auf die Menge und den Grund an.«
    »Finden Sie?« In Reiners Augen stahl sich ein hoffnungsvoller Schimmer. Er neigte sich so nah zu ihm, dass Liebermann seinen entzündeten Magen roch. »Ich habe den Geist der Musik gesehen. Es war eine Warnung. Er duldet keine Laster, wissen Sie?«
    »Nein«, sagte Liebermann. »Sind Sie Musiker?«
    Reiner nickte resigniert. »Jimi Hendrix hat ihn auch gesehen, aber er hat die Warnung nicht beherzigt. Jetzt ist er tot.«
    »Ich kann nicht glauben, dass der Geist der Musik ihm ein paar Flaschen Bier übelgenommen hat«, sagte Liebermann überzeugt. »Eher, wie er mit seiner Gitarre umgegangen ist.«
    »Ja. Er hat sie verbrannt, nicht? Ich würde meine Gitarre nie verbrennen. Wozu?«
    »Eben, wozu?«
    Reiner strahlte und nahm sich eine Flasche aus der Kiste. »Wenn ich’s mir recht überlege, müsste der Geist der Musik eigentlich auch irgendwie musikalisch ausgesehen haben. So wie Mozart, zum Beispiel.«
    »Wie sah er denn aus?«
    Reiner kratzte sich an der Nase. »Weiß. Glaub ich. Aber so’n alten Fummel wie Mozart

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