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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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wegfahren sehen, und verfügte über ein Dach. Also gehörte das dachlose Ding jemand anderem. Picken, Serrano!
    Es hatte ein Gespräch mit Bismarck gegeben, das erste nach der Tragödie, in dem der Alte eine Frau erwähnt hatte.
    Es war ihres, das Vierrad!
    Und jetzt wurde es spannend. Denn wenn Streuner richtig gesehen hatte, war der Fahrer in jener Freitagnacht ein Mann gewesen.
    Eventuell, wahrscheinlich, mit hellem Kopffell. Das des Fremden war dunkel. Picken, Serrano, picken, aber mit System wie die Elstern, nicht wie die Tauben, mit ihren vom ständigen Danebenhauen stumpfen Schnäbeln. Vielleicht gab es an Streuners Geschichte gar nichts herumzupicken. Aber Bismarck hatte sich dafür interessiert, also musste er es wenigstens versuchen. Obwohl, den alten Querkopf hatten vermutlich Details beschäftigt, die ihm nie ... Serrano starrte auf das Grab. Ein Grab und orangefarbene, stinkende Blumen. Und Nils, der sie gepflanzt hatte. Nichts davon hatte mit Streuner zu tun, es war einfach ein Korn, das aufgepickt werden wollte.
    Und was den Fremden betraf, war er ein Idiot! Kann sein, dass er eben eine Prise von Bismarcks Geist in die Nase bekommen hatte. Und von da ins Hirn, um ihm zu sagen, dass er die ganze Zeit auf der falschen Seite der Straße gehockt habe. Von der aus man vier Katzen sah, die an einem Abend verschwunden waren, und: den Fremden, an eben diesem Abend im Viertel angekommen, mit seinem krummen Gang, den zu Boden gerichteten Augen, seinem Wachposten auf dem Balkon. Der dann plötzlich überall auftauchte, sogar in Bismarcks Versteck, der die Namen der Vermissten aussprach, als hätte er sie ihnen persönlich gegeben. Von der falschen Seite der Straße aus sah man einen, der aussah wie einer, der Übles im Schilde führte. Zum Beispiel Katzen zu fangen.
    Machte man sich aber mal die Mühe, die Straßenseite zu wechseln, was sah man dann? Dasselbe. Nur mit einem Unterschied: Bismarcks Behauptung, dass der Fremde ein Magnet des Unglücks war. Das änderte alles. Demnach wäre der Fremde gefährlich, aber ohne, dass er etwas dafür konnte. Ein Magnet war ein Magnet und zog an, und wer sich zufällig in seiner Nähe aufhielt, bekam seinen Teil vom Unglück ab. Das Revier hatte ordentlich was abbekommen. Aber was war mit dem Fremden selbst, der Frau, mit der er geredet und deren Vierrad er vor dem Regen geschützt hatte? Das Vierrad war weg, von einem Mann gefahren. Picken, Serrano! Warum? Weil die Frau es nicht konnte. Warum nicht? Weil sie zu dicht bei dem Unglücksraben gestanden hatte, weil er sich auch noch um ihr Vierrad bemüht hatte. So viel Nähe konnte nicht folgenlos bleiben! Nach dem Wortwechsel mit der Frau war der Fremde auf den Balkon gezogen. Dann unter die Leute, er war herumgeschlichen, weil... ?
    ... er sie suchte!
    Anders konnte es nicht sein. So, wie er Aurelia suchte, die am selben Abend verschwunden war.
    So einfach war das, wenn man das Picken auf die andere Straßenseite verlegte.
    »Was sagst du?«, fragte er Bismarck.
    Die Antwort des Alten wehte ihm in Form einer stinkenden Wolke von den orangefarbenen Blüten auf dessen Grab in die Nase.
    Serrano spannte sich. Er war davon überzeugt gewesen, dass Nils die Blumen mit der Absicht gepflanzt hatte, ungebetene Gäste von Bismarcks Grab fernzuhalten. Deshalb hatte Serrano sie gebilligt. Er hatte nur an Bismarcks Ruhe gedacht. Dabei hätte er an etwas anderes denken sollen. Daran nämlich, dass dieselben Blumen seit kurzem auch in Aurelias Hof wuchsen.
    Er kam zu spät. Oder zu früh, jedenfalls zur falschen Zeit. Da standen der Sockel, die Kühltruhe mit den Erdbeeren, alles an seinem Platz. Aber es war noch etwas hinzugekommen. Eine Wanne. Dreckig, wuchtig und so groß, dass nicht einmal ein stinkendes Blütenblatt unter ihr hervorlugte. Versuchsweise stemmte Serrano sich dagegen. Er hatte nichts anderes erwartet. Knurrend begann er zu scharren. Hörte wieder auf. Es tat sich etwas auf dem Baugerüst. Die Arbeiter riefen sich etwas zu und begannen, einer nach dem anderen, die Leitern herabzuklettern. Vielleicht, um die Wanne wegzuräumen? Serrano umrundete sie und spähte hoffnungsvoll um die Ecke. Nein. Um geschlossen den Hof zu verlassen. Er wartete, bis der letzte der Männer verschwunden war, dann grub er weiter. Nach einer Weile gab er es auf. Er war kein Maulwurf. Er brauchte Luft. Nein: Er brauchte Hilfe.
    Nachdenklich wanderte Liebermann zu Tante Lehmanns Laden hinüber. So sah Nils ihn also, als einen Gast, der

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