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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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zuvorkommend behandelt wurde, solange er die Finger von den Damen des Hauses ließ? Oder wohl eher, wenn er es richtig verstanden hatte, der Dame.
    Er hätte gleich drauf kommen können, wenn er wegen des Goldengels nicht so vernagelt gewesen wäre. Aber hätte das etwas geändert? Schließlich war Nico eine erwachsene Frau und Nils nicht ihr Sittenwart. Trotzig wischte Liebermann den Hausmeister beiseite. Leider wurde die Lücke nicht mit der Erinnerung an die letzte Nacht, sondern mit Stefan Berlich ausgefüllt. Und der ließ sich nicht einfach wegwischen. Liebermann war überzeugt davon, dass das Verschwinden des Kritikers etwas mit dem von Charlotte Olbinghaus zu tun hatte. Vorhin, in Berlichs Haus, hatte er so eine Ahnung gehabt, was es sein könnte. Aber es war weg, fortgetragen von den Ameisen. Blieb nur, in dem Gewimmel auszuharren und zu warten, bis einige von ihnen es noch einmal an ihm vorbeitrugen.
    Vor dem Laden saßen, wie gehabt, die Bauarbeiter und auf den Treppenstufen ein etwa fünfjähriger Junge, der in einem Buch herummalte und ihm vage bekannt vorkam. Liebermann hob grüßend die Hand.
    »Sind die Schrauben noch locker?«
    »Nee«, sagte der Mastbaum, während er einen umfangreiche Berg Stullen aus seiner Verschalung pellte. »Mittag. Ein leerer Magen macht aufsässig.«
    Liebermann grinste und wandte sich der Treppe zu. Der Junge versperrte ihm den Weg. Um seine Beine strich eine magere schwarzweiße Katze. Ihr Schnurren reichte an die Lautstärke eines 2000-Watt-Staubsaugers heran. Ab und zu verdoppelte sich der Lärm, wenn der Junge ihr mit der freien Hand den Nacken kraulte. Mit der anderen arbeitete der Kleine konzentriert an einem Krieger, der mit erhobenem Schwert auf ein noch unbestimmtes Opfer eindrosch. Er hatte definitiv Talent. Liebermann sagte es ihm und versuchte, sich an ihm vorbeizuquetschen.
    »Das habe ich von Mama«, antwortete der Junge bescheiden und fügte dem Opfer liebevoll eine blutende Kopfwunde bei.
    »Willst du mal Künstler werden?«, fragte Liebermann.
    »Androide.«
    Der Junge klebte wie eine Drohne mitten auf der schmalen Treppe. Liebermann sah ein, dass er gezwungen sein würde, ihn zu übersteigen, um in den Laden zu kommen.
    »Ein schönes Buch hast du da.« Er peilte die Höhe, die sein Schritt haben musste. Ziemlich hoch.
    Der Junge klappte das Buch zu und besah sich den Einband. Verwundert stellte Liebermann fest, dass es sich um ein Moleskine-Notizbuch handelte, ähnlich dem, das er unlängst von Charlotte Olbinghaus’ Schreibtisch geklaubt hatte. Er selbst besaß auch eines. Er hatte es zum letzten Geburtstag von Uwe mit der Drohung geschenkt bekommen, dass er es sofort wieder einziehen würde, falls er es herumliegen oder als Notizzettelspender benutzt sehen sollte. Seitdem ruhte es so blank wie je in einer von Liebermanns Schreibtischschubladen.
    Die Einstellung des Jungen zu seinem Buch schien liberaler zu sein. Als er es wieder aufschlug, sah Liebermann, dass am Anfang ein paar Seiten herausgerissen waren.
    »Hat dir das deine Mama geschenkt?«
    »Nö, gefunden«, sagte der Kleine und zückte seinen Bleistift.
    »Wo denn? Dann gehe ich auch mal hin und gucke, ob ich eins finde.«
    »Wirst du nicht«, sagte der Junge schadenfroh. »Das war das einzige. Es lag im Schnittlauch.«
    »Interessant«, sagte Liebermann. »Ich werde in meinen Kräutertöpfen nachsehen.«
    Der Junge verdrehte die Augen. Offensichtlich war er selten einem so dämlichen Erwachsenen begegnet.
    »Doch nicht im Topf. Im Hof!« Mit dem Finger zeigte er in Richtung des gerade stabilisierten Baugerüsts.
    »Ach so.«
    »Ich hab Schnittlauch geholt, und das lag da. Es war fast nichts drin.«
    »Dann hätte ich es auch nicht liegen lassen«, sagte Liebermann. »Und die vollen Seiten hast du rausgerissen.«
    Der Junge nickte. »War nur Schrift drauf. Ich hab sie auf den Kompost getan. Papa hat gesagt, Papier geht auf den Kompost. Plastik nicht.«
    »Da hat er völlig recht.«
    In der Tür zum Laden erschien Moritz, einen Kaffeebecher in der einen und eine Flasche Limonade in der anderen Hand.
    »He, Lektor! Hat Vincent dich in seine Heldenwelt eingeführt?«
    Liebermann starrte den Kleinen an, der mit dem Erscheinen des Restaurators aufgesprungen war und jetzt die Flasche in Empfang nahm.
    »Der da findet, dass ich gut malen kann«, sagte er.
    »Muss erst ein Fremder kommen, um dir das zu sagen?«, grinste Moritz.
    »Ist Vincent dein Sohn?«, fragte Liebermann erstaunt. Der Junge sah

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