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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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erneut.
    »Uns fehlt ein Dolmetscher«, sagte Liebermann und setzte seine Suche fort. Ein Ruck am rechten Hosenbein setzte ihr ein Ende.
    »Hör zu!«, sagte er. »Ich hab zu tun. Spiel mit jemand anders!«
    Der Kater bohrte seine Zähne tiefer in den Stoff. Wenn Liebermann seine Hose retten wollte, musste er sich wohl oder übel mit ihm beschäftigen. Er ließ die Kräuter Kräuter sein und setzte sich ins Gras. Sofort ließ Serrano von ihm ab. »Also gut. Da sind wir beide nun. Ein denkbar unpassendes Paar. Wir verstehen einander nicht, und was mich betrifft, werde ich auch keine Anstrengungen unternehmen, dich zu verstehen. Denn, ich sag’s dir freiheraus, ich mag Katzen nicht besonders. Und schon gar keine, die es sich in den Kopf gesetzt haben, mir die Hose zu zerfetzen. So, und jetzt entschuldige mich.« Serrano machte einige Schritte auf die Mörtelwanne zu.
    »Du bist ein kluges Tier.«
    »Du bist ein dämliches Tier«, korrigierte Liebermann, als der Kater wieder zu ihm zurückkam. Und dann fiel der Groschen. Nicht der Kater, er war dämlich.
    »Okay. Dann zeig’s mir!«
    Serrano wiederholte seinen Gang zur Mörtelwanne, kratzte kurz daran und sah giftig zu ihm auf.
    »Schön. Das ist eine Mörtelwanne«, sagte Liebermann und erhob sich. »Mit Mörtelresten. Soll ich sie vielleicht umkippen, damit du oder einer deiner Bekannten darin wohnen kann?« Er griff den Rand der Wanne und schubste sie auf die Seite. Etwas eingetrockneter Mörtel kullerte heraus. Aber weder Liebermann noch der Kater beachteten es. Sie starrten auf das, was darunter zum Vorschein kam. Ein Beet zerdrückter Studentenblumen.
    »Du wolltest die Blumen retten?«
    Kaum zu glauben! Ein Kater als Naturschützer. Auf einmal rückten auch der Silberfresser und Marions Nixe in denkbare Nähe. Was für ein Viertel! Liebermann nickte Serrano zu und ging zurück zu seinem Schnittlauch. Kurz darauf flog ihm etwas an den Kopf. Liebermann fuhr herum. Im nächsten Moment hatte er einen Erdklumpen im Auge.
    »Was zum Teufel -«
    Serrano beachtete ihn nicht. Auch nicht, als Liebermann zu ihm ans Beet trat. Oder an das, was vor kurzem noch ein Beet gewesen war.
    »Ich habe die Blumen nicht gerettet, damit du ihnen jetzt den Garaus machst!«, sagte er streng.
    Der Einohrige fuhr fort, in der Erde zu wühlen. Und Liebermann fragte sich, ob auch Katzen gelegentlich unter Persönlichkeitsspaltungen litten. Vielleicht hielt der Einohrige sich für einen Maulwurf. Oder er war der Jules Verne unter den Katern und förderte den Beweis eines vulkanischen Erdkerns zutage. Aber warum hier? Man wusste zu wenig über Katzen. Liebermann zuckte die Achseln.
    »Ich geh jetzt«, sagte er. »Ich bin hier fertig.« Er nickte auf das »Beet« hinunter und ging. Am Kompost vorbei, durchs Rosenspalier in die Einfahrt.
    Als er sie zur Hälfte durchquert hatte, hörte er den Schrei. Einen unvergleichlich, spitzen und im wahrsten Sinn des Wortes tierischen Schrei. Liebermann machte auf der Stelle kehrt. Im Nachhinein wusste er, dass er darauf gewartet hatte. Er hatte diesen Schrei die ganze Zeit in den Augen des Einohrigen gesehen.
    Serrano stand knietief in seiner frisch ausgehobenen Grube und scharrte wimmernd auf etwas herum, das wie der Deckel eines Schuhkartons aussah. Liebermann zögerte, dann legte er dem Kater die Hand auf den sandigen Rücken. »Es geht schneller, wenn ich es mache.« Als das nichts half, hob er Serrano kurzerhand aus der Grube. Und ehe der Kater seine Grabungsstätte erneut in Besitz nehmen konnte, schob Liebermann einen Rest Erde vom Deckel des Kartons und hob ihn an.
    »O Gott!«
    Serrano schrie nicht noch einmal.
    Er betrachtete ruhig die Ameisen, die gerade die letzten messbaren Teile von Aurelias Augen abtransportierten. Ihr Fell war stumpfer geworden. Aber das lag vielleicht nur an fehlender Pflege. Wenn er sich etwas Glanz hineindachte, etwas mehr Substanz in die Augenhöhlen, und wenn er seine Nase vor dem schrecklichen Geruch verschloss, der den Fremden gleich nach Öffnung des Deckels in die Flucht geschlagen hatte, dann erstand ihr Bild wieder vor ihm. Die Kehle, die das sanfte Gurren hervorgebracht hatte, war noch da, die Ballen noch fest, ihre Ohren aufrecht, als lausche sie angestrengt auf etwas. Serrano stieß ein leises Brummen aus. Man wusste es ja nicht, vielleicht hörte sie ihn. Unter ihrer Nase klebte ein bisschen geronnenes Blut. So wenig, dass man es getrost ignorieren konnte.
    Liebermann bemerkte das fehlende Blut ebenfalls.

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