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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich jederzeit aus ihrem Bett hätte schleichen können, während sie schlief.
    Jill wurde vom Schrei einer Möwe geweckt.
    Sanftes, nebliges Sonnenlicht bahnte sich seinen Weg in das gelb und weiß gestrichene Schlafzimmer. Sie betrachtete blinzelnd die vier Bettpfosten, die Tapeten, den grauen Morgenhimmel draußen, und war plötzlich hellwach. Sie war sehr spät in der vergangenen Nacht in Stainesmore angekommen, verängstigt und erschöpft, mit dem Zug aus London und einem Taxi aus York. Nach dem Unfall hätte sie niemals bis hier herauffahren können. Es hatte zwei volle Stunden gedauert, bis die Polizei ihren Bericht zu Protokoll genommen hatte, und von da aus war sie direkt zum Bahnhof Paddington gegangen - entgegen 639

    Lucindas lautstarkem Protest. Lucinda hatte nur ein paar Prellungen und war nach kurzer Zeit wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Jill hatte die Abfahrt nicht um einen einzigen Tag hinausschieben wollen. Sie war mehr als entschlossen gewesen, in den Norden zu fahren - sie hatte Angst davor gehabt, in London zu bleiben.
    Als sie um halb zwölf in der Nacht im Taxi vorgefahren war, hatte die Haushälterin sie herzlich begrüßt, als sei sie eine alte Freundin der Familie oder ein geladener Gast, und sie hatte sofort ihr altes Zimmer bekommen.
    Jill blieb noch einen Moment liegen. Der Schlaf war wunderbar gewesen; ein Geschenk. Sie war so müde gewesen, dass sie nicht einmal geträumt hatte, weder von Kate noch davon, dass jemand sie offenbar umbringen wollte.
    Oder von Alex. Es tat weh, an ihn zu denken.
    Guter Gott. Sie hatte mit ihm geschlafen.
    Jill legte sich die Hand über die Augen. Sie konnte jetzt schon viel
    klarer denken, da seit dem Unfall fast vierundzwanzig Stunden vergangen waren. Ach, aber es war ja kein Unfall gewesen - sondern Sabotage.
    Es hatte sich herausgestellt, dass Lucinda Alex doch von ihren Plänen erzählt hatte. Lucinda weigerte sich nämlich, auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Alex hinter den kaputten Bremsen oder 640

    Lady Eś Tod stecken könnte. Aber es war ja auch denkbar, dass Alex Thomas von der geplanten Reise erzählt hatte. Es konnte also auch Thomas derjenige gewesen sein, der ihre Bremsschläuche durchtrennt hatte. Jill hoffte es - aber sie glaubte es nicht.
    Sie wusch sich schnell und schlüpfte in Jeans und Stiefel. Als sie ihr Zimmer verließ, konnte sie nicht anders, als einen Blick auf die Tür gegenüber zu werfen. Erst vor ein paar Tagen hatte Alex da drin geschlafen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein.
    Schlimmer noch, sie erwartete fast, dass die Tür aufging und er herausspaziert kam, mit diesem leichten Lächeln auf dem Gesicht. Wütend versuchte sie, das Bild zu verscheuchen.
    Und sie bemühte sich, nicht ständig über die Schulter zu schauen, um sich zu vergewissern, dass keiner der Dienstboten in der Nähe war, während sie sich vom Buffet im Esszimmer eine Tasse Kaffee nahm und dann zu dem kleinen Arbeitszimmer huschte, in dem sie mit Alex die Bücher durchgesehen hatte.
    Jill stellte ihre Tasse auf den alten Schreibtisch, ging zur Tür zurück, sah in den Flur hinaus und konnte niemanden entdecken. Sie machte die Tür zu, überlegte, ob sie abschließen sollte, und ließ es dann bleiben. Ihr Herz raste, und ihr schossen ein Dutzend Ausreden durch den Kopf für den Fall, dass jemand sie hier finden sollte, als sie zu den Regalen hinüberging und den unhandlichen Band herausnahm, 641

    der die Jahre von Kates kurzem Leben umfasste.
    Eintrag für Eintrag arbeitete sie sich durch die großen Seiten. Alle paar Minuten hielt sie inne, legte den Kopf schief und lauschte angestrengt, ob sie jemanden kommen hörte.
    Jill wurde die Anspannung nicht los. Es war eine Sisyphusarbeit, aber ihr Puls behielt seinen raschen, unregelmäßigen Schlag bei. Sie interessierte sich kaum für eingenommene Mieten, bezahlte Gehälter, geschuldete Steuern. Aber dann hielt sie inne. Jede kleine Ausgabe war genau festgehalten. Sie starrte gerade auf die Küchenabrechnung - die Kosten für Lebensmittel waren genau benannt, bis hin zu vier Pfund Butter. Was, wenn sie eine Ausgabe finden konnte, die sich auf Kates Aufenthalt in der Geburtsklinik bezog?
    In einem kurzen Höhenflug durchkämmte Jill den Monat Mai. Eine Stunde später wollte sie das Handtuch werfen. Es gab keinen Eintrag Mitte Mai, der sich auf das Krankenhaus bezog. Sie war niedergeschmettert. Vielleicht war doch alles an den Haaren herbeigezogen.
    Dann merkte Jill, dass sie

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