Kates Geheimnis
und lugte hinaus. Niemand zu sehen. Guter Gott!
Wie lange würde Alex brauchen, um
heraufzukommen?
Jill schätzte, dass ihr nur wenige Minuten blieben, bis er sie entdecken würde.
Und dann?
Der Landrover stand draußen. Die Schlüssel lagen unter der Fußbodenmatte. Damit würde sie entkommen.
Aber sie wollte die beiden letzten Kgallagher-Dokumente. Sie wusste, dass sie keine Zeit mehr hatte, sie auszudrucken.
Der Drucker blieb stehen. Jill riss die Seite heraus und stopfte sie zusammen mit den anderen in ihre 661
Jeans. Sie rannte zum Drucker und zerrte das Kabel heraus. Sie meinte, von unten Schritte zu hören.
Jill sah sich um, während sie das Druckerkabel vom Computer löste. Sie rannte zu seiner Aktentasche und legte es wieder hinein, und jetzt hörte sie ganz sicher Schritte. Dann nahm sie das offene Notebook und den Drucker wahr, mit vollem Papierfach. Jill schlug den Computer zu, riss das Papier aus dem Drucker, schloss die Klappe und rannte mit dem Papier in der Hand zur Tür, um hinauszuschielen. Sie hörte ihn die Treppe heraufkommen.
Jill flog über den Flur in ihr Zimmer, schlug die Tür zu und schloss sie hinter sich ab.
Alex ging direkt in sein Badezimmer und drehte die Dusche auf. Er fummelte an der Mischbatterie herum, bis das Wasser so heiß kam,
dass sich das Bad augenblicklich mit Dampf füllte.
Er streifte den dicken Frotteebademantel und die knappe Badehose ab, trat in die Dusche, schloss die Augen und ließ das heiße Wasser auf sich niederprasseln. Aber es konnte die Spannung in seinem Körper nicht vertreiben.
Sie war unerträglich.
Etwa zehn Minuten später drehte er das Wasser ab und verließ die Kabine. Er trocknete sich ab, wobei er es sorgsam vermied, sich im Spiegel anzuschauen - er konnte sich selbst nicht in die Augen sehen. Nackt 662
ging er ins Schlafzimmer und griff nach der Unterhose, die er aufs Bett geworfen hatte. Als er sie hochzog, störte ihn etwas. Sein Instinkt war so scharf wie der eines Jägers, und Alex’ Hand erstarrte auf halbem Wege zu seiner Jeans. Angestrengt lauschte er in die Stille um ihn herum.
Aber in seinem Zimmer war es nicht vollkommen still. Der Duschkopf tropfte. Er hatte ein Fenster einen Spalt offen gelassen, und die Kordel der Jalousie schlug leise gegen die Wand.
Alex sah sich in seinem Zimmer um. Keines dieser Geräusche war für ihn von Interesse.
Und dann hörte er es, ein leises, kaum wahrnehmbares Summen. Sein Blick suchte das Notebook, aber das war geschlossen. Im nächsten Moment stand er davor und machte es auf, aber es war aus - und so ein Summen gab es sowieso nicht von sich.
Dann fiel sein Blick auf den tragbaren Brother-Drucker. Das „On“-Lämpchen leuchtete.
Er biss die Zähne zusammen. »Verdammt«, sagte er.
In ihrem roten Anorak rannte Jill über den Rasen zum Landrover. Keuchend erreichte sie den schwarzen Geländewagen, öffnete die Tür und griff unter den Vordersitz, wo Alex beim letzten Mal die Schlüssel deponiert hatte. Ihre Hand schloss sich darum.
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Sie zitterte, war atemlos und verängstigt. Eine gespenstische Litanei ertönte in ihrem Kopf ... Er war es. Er musste es sein. Die
Briefe, die Berichte, die Lügen. Wie lang kannte er die Wahrheit schon - dass sie Kates und Edwards Urenkelin war? Sie musste hier weg. Sofort.
Jill rammte den Schlüssel ins Zündschloss, schaute keuchend über die Schulter zurück, den Pony in den Augen, und erwartete jeden Moment Alex die Vordertreppe hinunterrasen zu sehen. Hinter ihr war niemand. Die schwere Eingangstür blieb fest geschlossen. Der Motor sprang an, viel zu laut. Jill betete, dass Alex immer noch unter der Dusche stand
- sie hatte sie rauschen gehört, als sie aus ihrem Zimmer geflohen war , während sie in den ersten, dann den zweiten Gang schaltete und in einer Kiesfontäne die Auffahrt hinunterraste.
Und als sie gerade deren Ende erreicht hatte, bog ein großer, brauner Mercedes in die Auffahrt ein.
Jill riss das Steuer nach links, um ihm auszuweichen, und flog an ihm vorbei. Dabei erhaschte sie einen Blick auf Fahrer und Beifahrer.
Obwohl William einen Hut trug, erkannte sie ihn sofort. Die Frau neben ihm hatte ein Kopftuch umgeschlungen - Margaret.
Jill bog mit quietschenden Reifen auf die schmale Küstenstraße ab. William und Margaret, hier in Stainesmore - das ergab keinen Sinn. Jill schaute immer wieder in den Rückspiegel, trat das Gaspedal 664
durch. Sie hielt das lederbespannte Lenkrad mit feuchten, kalten Händen umklammert,
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