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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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war auch warm, erfüllte das Innere des Turms, hüllte sie ein. Woher kam solches 717

    Sonnenlicht an einem so grauen, trüben Wintertag?
    Es war so hell, so klar, so rein. Es war ... beruhigend.
    Plötzlich lächelte Kate.
    Auf einmal fühlte sie sich so friedlich.
    Noch nie hatte sie einen solchen Frieden erlebt. So viel Licht ... und so viel Zufriedenheit ...
    Klick.
    Kate war verwirrt. Das Geräusch schreckte sie auf, und das Licht verblasste. Klick.
    Sie kämpfte darum, einen klaren Verstand zu bekommen. Der Schlüssel wurde im Schloss umgedreht, und wieder war es im Turm nass und rau und kalt. Es war sogar so finster darin, dass Kate kaum etwas sehen konnte. Sie krallte sich in die nasse Erde, erbärmlich zitternd, und sah, wie die Tür aufging und Anne in den Turm trat.
    Sie hatte nicht gedacht, dass sie Anne noch einmal wiedersehen würde. Sie fragte sich, ob sie das nur träumte. »Hilf mir«, flüsterte sie, doch dann wurde ihr klar, dass sie so schwach war, dass sie nicht mehr sprechen konnte, nicht einmal leise, unhörbar flüstern.
    Sie hörte die Worte nur in ihrem Kopf.
    »Hallo, Kate.« Anne kam näher, bis sie direkt über Kate stand, und schaute auf sie herunter. »Bist du immer noch am Leben?«
    Kate fuhr sich über die Lippen. Jedenfalls versuchte sie es, aber sie konnte ihre Zunge kaum bewegen.
    718

    »Anne. Bitte.« Sie wollte nicht sterben. Sie wollte es doch nicht. Sie konnte nicht sterben! Edward und Peter brauchten sie ...
    »Du lebst tatsächlich noch.« Anne kniete sich hin und sah ihr ins Gesicht. »Du bist keine Schönheit mehr, Kate. Du bist geradezu hässlich.«
    Wie konnte Anne so hasserfüllt, so bösartig geworden sein?
    »Hilfe«, flüsterte Kate - versuchte es zumindest.
    »Edward glaubt, das du ihn verlassen hast. Er glaubt, dass du ihm davongelaufen bist - mit einem anderen.« Anne lachte. »Ist das nicht herrlich?«
    Kate kniff vor den plötzlichen Tränen die Augen zusammen und merkte, dass ihre Hand immer noch das Medaillon umklammerte. Es war ihre letzte Hoffnung. Vielleicht, wenn sie es Anne gab, würde sie das aus ihrem Wahnsinn aufschrecken. Vielleicht würde sie sich an ihre Freundschaft erinnern.
    Vielleicht würde es Mitleid für Kate in ihr wecken.
    Aber Kate konnte den Arm nicht heben, um Anne das Medaillon hinzuhalten. Sie konnte ihn überhaupt nicht bewegen. Die Anstrengung war unermesslich, und sie brach in Schweiß aus.
    »Wo ist Peter? Wo ist er? Er ist verschwunden, Kate, verdammt
    noch mal. Ich will wissen, wo er ist!«, schrie Anne, richtete sich zu voller Größe auf und starrte wütend auf Kate hinab.
    719

    Kate schloss die Augen. Zitternd gab sie ihre Bemühungen auf, Anne das Medaillon zu reichen.
    Peter. Er war in Sicherheit. Und Anne würde sie schließlich doch umbringen. Eisige Entschlossenheit machte sich in ihr breit. Ihre Augen öffneten sich, und sie hielt Annes Blick stand. Leise, aber deutlich sagte sie: »Die Gräfin.«
    Anne riss entsetzt die Augen auf. »Du Miststück!
    Du gerissenes, hinterhältiges Miststück! Noch aus dem Grab willst du mich treffen, was?« Anne rang vor Wut die Hände, während sie auf und ab marschierte.
    Wieder brach Kate zusammen. Die Anstrengung des Sprechens hatte sie viel gekostet, sie war völlig ausgepumpt.
    »Edward und ich haben das Datum für unsere Hochzeit festgelegt. Sie wird kommenden August stattfinden. Ich denke ja nicht daran, deine Brut großzuziehen«, rief Anne.
    Kate sah sie an. Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Die trüben Schatten im Turm schwanden, während noch mehr helles, gleißendes, reines Licht hereinströmte. Anne war wie darin gebadet. Kate sah, wie sie langsam darin verschwand und von dem Tunnel blendenden Lichtes verschluckt wurde.
    Sie lächelte. Sie trieb wie auf Wolken, und alles war so friedlich. Der Tod, das merkte sie nun, war gar nicht beängstigend. Er war ruhig und friedvoll.
    720

    Warum hatte sie sich so davor gefürchtet?
    Anne starrte auf sie herab. »Was gibt es da zu lächeln? Was ist denn so lustig? Was weißt du, das ich nicht weiß?«
    Als Kate nicht antwortete, sondern nur mit geschlossenen Augen weiterlächelte, stieß Anne sie mit einer Stiefelspitze an. Keine Reaktion.
    »Du sollst nicht zuletzt lachen, dafür sorge ich, und ich werde diene verdammte Brut nicht aufziehen«, schrie Anne. Sie beugte sich vor und griff nach Kates Händen, um sie herauszuzerren, doch dann hielt sie inne. Sie bog die Finger von Kates geballter Faust zurück, die so kalt war, als

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