Kates Geheimnis
schüttelte sie den Kopf. Sie wollte das nicht hören. Aber sie wusste, dass es unvermeidlich war.
»Hal kannte Marisa fast sein ganzes Leben lang.
Unsere Familien sind eng befreundet. Hal und Marisa sind zusammen aufgewachsen - sie waren praktisch schon als Kinder ein Pärchen. Als Hal in seinem 128
letzten Jahr in Cambridge war, wurde es wirklich ernst mit den beiden, und er hat nur so lange damit gewartet, weil sie erst sechzehn war. Sie haben alles gemeinsam unternommen - Ski fahren in den Alpen, eine Safari in Kenia, eine große Tour durch China, mit dem Rucksack durch Indien. Sie haben sich ein paarmal getrennt, sind aber immer wieder zusammengekommen.. Immer.«
Jill rührte sich nicht. Ihr Herz schlug schwer und laut in ihrer Brust. Aber Marisa hat einen anderen geheiratet, dachte sie noch. »Thomas.« Alex trat zwischen sie. »Lass das doch. Sie reist ja morgen ab.«
»Nein«, fuhr Thomas ihn an.
Und dumpf dachte Jill, dass Alex doch kein so großer Mistkerl war. Alex packte ihren Arm. Jill lehnte sich an ihn, während er sie zur Tür zerrte.
»Komm«, sagte er. »Das reicht. Der Tag war auch so schon scheußlich genug.«
»Marisa hat Hal das Leben gerettet«, brüllte Thomas hinter ihnen. Jill schwankte. Sie riss sich von Alex los, um sich entsetzt zu Thomas umzudrehen.
»Ja«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
»Marisa hat Hals Leben gerettet.«
Jill zitterte. »Was meinen Sie damit?«
Er war entgeistert. »Sie wissen nichts davon, oder?
Von den Drogen und dem Alkohol?«
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Es dauerte einen Moment, bis Jill ihm folgen konnte. »Hal hat nicht getrunken. Er hat auch keine Drogen genommen.«
Thomas lachte. Es klang rau und bitter. »Die ganze Familie hat weggesehen, wollte einfach nicht wahrhaben, was vor unseren Augen mit Hal geschah«, sagte er. »Er kam im Morgengrauen nach Hause, schlief den ganzen Tag> stank nach Alkohol, zog sich eine Linie rein, wann immer ihm danach war, aber wir alle glaubten ihm, wenn er sagte, dass er müde sei, überarbeitet oder erkältet. Wir haben jahrelang die Augen verschlossen und eine faule Ausrede nach der anderen geglaubt. Aber eines Tages fand Marisa ihn bewusstlos, er hatte eine Überdosis genommen. Kokain, Speed und Alkohol. Sie hat den Rettungswagen gerufen, sie war bei ihm im Krankenhaus, und sie hat drei Monate lang seine Hand gehalten, während er in einer Entziehungsklinik eingesperrt war. Und sie hat im Jahr darauf seine Hand gehalten, als er dort ambulant weiter behandelt wurde - und das, obwohl sie mitten in ihrer Scheidung steckte. Es war Hals Kampf, aber sie war bei ihm, trotz ihrer eigenen Schlachten vor Gericht, sie hat für ihn gekämpft, um jeden Schritt seines Weges.« Er schrie immer noch. Außerdem war er den Tränen nahe.
Jill bekam weiche Knie. Sie hatte nichts von alldem gewusst . Sie war schockiert.
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»Und Sie haben davon nichts gewusst«, schrie Thomas.
Jill konnte ihn nur anstarren, während seine Wut über sie hinwegdonnerte, und ihr einziger Gedanke war, dass Hal ihr die wichtigste Sache in seinem Leben verschwiegen hatte und dass Marisa sein Leben gerettet hatte.
Während sie, Jill, es ihm genommen hatte.
Jill schloss die Augen, aber nur für einen Augenblick. Als sie sie wieder öffnete, war ihre Sicht verschwommen. »Warum hat Hal sie nicht geheiratet?«, brachte sie hervor. »Wann war das alles?«
»Vor zwei Jahren war er über den Berg. Aber Marisa steckte mitten in einer hässlichen Scheidung.
Sie hat ein Kind, einen Sohn, und dieser italienische Mitgiftjäger von einem Ehemann wollte das Sorgerecht, um etwas gegen sie in der Hand zu haben.
Sie und Hal waren während der Scheidung zusammen, bis es einfach zu viel wurde. Als Hal vor einem Jahr nach New York ging, sah es so aus, als könnte Marisas Scheidung sich noch Jahre hinziehen, wegen dem Sorgerechtsstreit.« Er lächelte grimmig.
»Aber die Scheidung kam vor zwei Monaten durch.«
Vor Jills Augen drehte sich alles. Sie dachte, Oh Gott, er war drauf und dran, mich zu verlassen, um zu Marisa zurückzukehren ... »Nein!«, schrie sie auf. »Er hat mich geliebt. Er hat sie verlassen. Er war bei mir, in New York, die letzten acht Monate ... «
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Thomas fiel ihr ins Wort: »Allerdings war er bei Ihnen in New York. Und ich denke, der Grund dafür ist verdammt offensichtlich.« Er ließ seinen Blick mit unverblümtem Chauvinismus über ihren Körper gleiten.
»Das reicht«, schrie Jill und drehte sich so hastig um, dass sie mit dem Gesicht gegen
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