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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er drehte sich zu ihr um. »Wie hätten sie verlobt sein können? Haben Sie uns nicht gesagt, dass Hal Sie gebeten habe, ihn zu heiraten?«
    Jill konnte den Blick nicht von ihm wenden. Sie hatte Thomas das nicht gesagt - sie hatte es Alex und Lauren erzählt. Offensichtlich hatten sie sich untereinander ausgetauscht.
    »Jill war heute Nachmittag in der British Library«, berichtete Alex seinem Cousin.
    Thomas betrachtete sie beide, während er an seinem Scotch nippte. Er hatte sein Jackett abgelegt und trug zu seiner schwarzen Anzughose ein
    maßgeschneidertes Hemd und eine Valentino-Krawatte. Er hatte sehr breite Schultern und schmale Hüften. »Ich weiß. Es war nicht zu überhören.«
    Jill antwortete nicht und beobachtete ihn. Um das mitgehört zu haben, musste er schon einige Zeit in der Tür gestanden haben - sie belauscht haben. Jill war wütend über diese Art von Eindringen. Und wie sie 125

    da so neben Alex stand, während Thomas sie anstarrte, fühlte sie sich bedrängt, gefangen. Der Ausdruck in seinen Augen gefiel ihr nicht - es war der Blick eines leidenden Tieres, aggressiv vor Schmerzen und bereit zum Angriff. Er wollte sie angreifen - ihr wehtun, sie bestrafen für Hals Tod. Da war sich Jill sicher.
    Seine Augen blieben auf Jill fixiert. »Sie hatten also einen ... interessanten Nachmittag?«, fragte er in höflichem Tonfall.
    In Erwartung eines Angriffs hob sie das Kinn.
    »Sehr interessant.« Sein Blick blieb unverändert.
    »Geschichte ist also auch Ihr Hobby - ebenso wie Hals.«
    »Nein.«
    Er zog die dunklen Brauen hoch. »Warum dann der Besuch in der Bibliothek?«
    Sie fuhr sich über die trockenen Lippen. »Haben Sie meine Gründe dafür nicht mitbekommen, während Sie dort an der Tür gestanden haben, um meine Unterhaltung mit Ihrem Cousin zu belauschen?« Es war schwer zu sagen, ob er lächelte und ob das freundlich wirkte oder nicht. »Ach ja, ich meine, Sie hätten gesagt, dass Sie diese Frau, Kate Gallagher, für einen Ihrer Vorfahren halten.«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Wer ist Kate Gallagher?«, fragte er nach einem weiteren Schluck Scotch.
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    »Ihre Großmutter Anne war mit ihr befreundet, und Kate war 1906 bei ihr zu Besuch«, erwiderte sie, zugleich trotzig und beklommen. »Und?«
    »Hal hatte eine Fotografie der beiden in seinem Zimmer. Wir haben denselben Nachnamen, und Hal wollte mich heiraten. Ich finde, das alles kann kein bloßer Zufall sein.« Sie wusste, dass sie ihn damit quälte. Aber sie konnte nicht anders.
    Er wirkte mehr als amüsiert. »Das behaupten Sie.
    Hal hat uns gegenüber mit keinem Wort erwähnt, dass er vorhatte, Sie zu heiraten.« Er senkte den Blick auf ihre Hände. »Ich sehe keinen Ring an Ihrem Finger.«
    »Wir hatten keine Zeit, einen Ring auszusuchen«, sagte Jill mit fester Stimme.
    »Ach ja. Tanzen muss ein sehr aufreibender ... äh ...
    Beruf sein.« Sein Tonfall verriet, dass er Tanzen in keinster Weise für einen Beruf hielt.
    »Das ist es«, stellte sie fest. »Ich habe mein ganzes Leben lang sechs, sieben Tage die Woche trainiert.
    Mit vier Jahren habe ich mit Ballett angefangen - mit sechs habe ich täglich drei oder vier Stunden geübt.
    Ich war erst siebzehn, als ich in der Juilliard-School aufgenommen wurde, und mit achtzehn bin ich zum New York City Ballett gekommen. Es ist sogar noch härter, wenn man dort zum Ensemble gehört. Vor ein paar Jahren bin ich vom Ballett zur Showbühne gewechselt.«
    »Versuchen Sie, mich zu beeindrucken?«, fragte er.
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    Jetzt wurde Jill rot vor Wut. »Ich weiß, was Sie von mir halten. Und es ist mir egal. Ich nehme auch an, dass es sehr wenig gibt, was Sie beeindrucken kann«, rief sie. Dann zwang sie sich zu schweigen. Sie war versucht, sich auf sein Niveau zu begeben und ihm zu sagen, dass er, abgesehen von seinem lorbeerbekränzten Stammbaum und seinem Reichtum, eigentlich nur von sich selbst beeindruckt war. Aber sie hatte nicht die Absicht, so gehässig zu werden wie er.
    Er lächelte sie an. »Nur zu. Sprechen Sie frei heraus, Miss Gallagher. Sagen Sie mir, was Sie denken.«
    »Lieber nicht«, erwiderte Jill. Sie stellte ihr halb geleertes Glas ab. »Ich gehe jetzt schlafen.«
    »Hal hat Ihnen nie von Marisa erzählt«, sagte Thomas mit trügerisch weicher Stimme.
    Jill zögerte. Instinktiv wusste sie, dass Thomas ihr gleich einen tödlichen Hieb verpassen würde.
    »Ich habe doch Recht.« Thomas kam näher. »Er hat Ihnen überhaupt nichts erzählt, richtig?«
    Mit geschürzten Lippen

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