Kates Geheimnis
die Dunkelheit und die drohenden Schatten darin Furcht erregend waren und dass sie jetzt noch Angst davor hatte. KC war davon überzeugt, dass Kates Angst sehr real war und dass sie über das Meer der Zeit hinweg sie und Jill um Hilfe anrief.
Jill war nervös, als sie die Wohnung betrat. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Es war nur ein Traum gewesen. Aber KC hatte sich so aufgeregt.
Jill konnte sich nicht erinnern, sie jemals so außer sich erlebt zu haben.
Es war später Nachmittag, und es waren drohende Regenwolken aufgezogen, also machte Jill Licht im Wohnzimmer. In diesem Moment trat ein Mann aus dem Schlafzimmer.
Jill schrie auf.
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Er fuhr ebenfalls zusammen. »Jill?«, staunte Alex Preston mit aufgerissenen Augen und hochgezogenen Brauen.
Jill presste eine Hand auf ihr wild pochendes Herz und überwand allmählich den Schreck. Und dann bemerkte sie, dass er nur eine Jeans trug. Seine breite, muskulöse Brust war nackt. Sein Haar war nass. Sein ganzer Oberkörper war feucht - er kam offensichtlich eben aus der Dusche.
»Hallo, Jill«, sagte er und kam auf sie zu.
Jill wurde klar, dass sie ihn angestarrt hatte, schlimmer noch, dass sie ungebetenerweise in die Wohnung der Sheldons spaziert - und zum zweiten Mal dabei erwischt worden war. Sie zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. Er lächelte sie an. »Ich habe niemanden erwartet«, sagte er.
Tut mir Leid.« Alex’ Körper war schlank und muskulös - er wirkte ohne Kleidung nicht halb so schmal wie angezogen. »Ich wusste nicht, dass du hier bist. Ich ... «
»Offensichtlich. Ich bin gerade gekommen«, sagte er und lehnte sich mit einer Schulter lässig an die Wand. »Wie bist du reingekommen? Oh. Lass mich raten. Hal hat dir den Schlüssel gegeben.«
Jill fühlte sich scheußlich und wusste nicht, was sie tun sollte. »Ich schätze, ich stecke in Schwierigkeiten«, sagte sie schließlich. »Wirklich?«
Er klang nicht wütend. Eigentlich schien es ihn 219
überhaupt nicht zu stören, dass sie sich so trafen. Er war in London nicht eben freundlich zu ihr gewesen, aber jetzt wirkte alles an ihm, von seiner Pose bis zu seinem Gesicht, sehr viel entspannter.
Jill biss sich auf die Lippe. Wie viel sollte sie ihm sagen? Alles, was sie ihm anvertraute, würde er direkt zu Thomas tragen. Andererseits könnte sie so vielleicht ein bisschen Zeit in der Wohnung gewinnen. »Ich bin neulich Thomas begegnet«, sagte sie langsam.
»Oh?« Sein Lächeln blieb, aber sein Blick wurde forschend.
Jill wand sich. »Ich wollte ihn um die Erlaubnis bitten, hierher zu kommen und eine Fotoserie zu suchen, die Hal mir gewidmet hat. Aber ich wollte ihn nicht behelligen, also bin ich einfach raufgekommen.
Ich wusste nicht, dass du da bist. Es tut mir Leid, dass ich dich gestört habe.« Sie hasste es, solche Lügen zu erzählen.
Er sah sie mit seinen blauen Augen unverwandt an.
Jill hatte das Gefühl, er wusste, dass sie sich das ausgedacht hatte. »Wo bist du Thomas begegnet?«
»Hier.« Jill lächelte unsicher.
Dann zuckte er mit den Schultern. »Okay. Nur zu.
Such die Fotos. Das wird unser kleines Geheimnis.«
Er hielt ihrem Blick stand. Aber er lächelte nicht mehr. »Ich werd’s niemandem sagen.«
Jill starrte ihn misstrauisch an. »Warum?«
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»Weil ich nicht immer alles unter Kontrolle haben muss, so wie er.« Alex starrte sie ebenfalls an. »Weil ich versuche, nett zu sein«, sagte er. »Ich meine, wir haben alle schon genug durchgemacht, oder?«
Jill wunderte sich über diese Kehrtwendung in seinem Verhalten. Und merkwürdigerweise war sie alles andere als glücklich darüber, Alex angelogen zu haben. Sie war verstört, aber sie schob ihre Sorgen beiseite. Sie hatte nicht den ganzen Tag Zeit. Wo konnte Hal die Briefe aufbewahrt haben? Sie ging hinüber zum Bücherregal und nahm einige Bände heraus. Sie begann sie durchzublättern.
So nah hinter ihr, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte, fragte Alex: »Warum suchst du in Büchern nach Fotos, Jill?«
Jill fuhr herum. »Ich ...«
Er nahm ihr das Buch aus der Hand. »Was suchst du wirklich?«
Ihr wollte keine Antwort einfallen.
Er schlug das Buch zu. »Vielleicht kann ich dir helfen. Es ist dir offenbar sehr wichtig, sonst wärst du nicht hier - und würdest nicht den Zorn meines Cousins herausfordern.«
Jill verzog das Gesicht. »Ich habe Angst davor, es dir anzuvertrauen. Du stehst auf ihrer Seite.« Sobald diese Worte heraus waren, wünschte sie, sie hätte sich
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