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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wohnung keinen Strom. Zuerst dachte ich, es muss eine Sicherung durchgebrannt sein. Ich hatte den PC nur im Ruhezustand. Die halbe Festplatte ist gelöscht - es muss einen Kurzschluss gegeben haben. Es tut mir so Leid.«
    Jill starrte ungläubig auf ihre melonengelbe Wand.
    »Die Briefe sind weg?«
    »Ich musste dich einfach anrufen, bevor ich fliege.
    Ich wollte nicht, dass du aufwachst und dich fragst, ob ich dich vergessen habe. Das hab ich nicht. Mich regt das genauso auf wie dich.«
    Plötzlich war Jill wütend, und sie fühlte sich betrogen. Sie versuchte sich zu beruhigen. Alex konnte nichts dafür. So etwas passierte nun mal.
    Oder? Leider waren Computer nicht gerade Jills Spezialgebiet. »Bist du sicher, dass sie weg sind?
    Vielleicht könnten wir einen Fachmann finden, der ...
    «
    247

    »Ich bin Fachmann, Jill. Ich hab die ganze Nacht lang versucht, Kopien davon zu finden und festzustellen, ob sie vielleicht irrtümlich in einem anderen Ordner gelandet sind. Sie sind weg.«
    Jill war so geschockt, dass sie nicht sprechen konnte.
    »Mein Flug wird aufgerufen«, sagte er. »Ich bin heute Nachmittag im Büro, falls du mich erreichen willst.«
    Jills Augen wurden feucht. Kate war ihr einziger Gedanke. Was, wenn sie die Briefe nie wiederbekamen? Nein. Jill verscheuchte diesen Gedanken. Sie würde die Originale finden. Hal hätte sie niemals zerstört.
    Alex sagte: »Was denkst du, wann du nach London kommst?«
    Jill war so außer sich über die verlorenen Briefe, dass er die Frage wiederholen musste. »So bald wie möglich. KC sagt, sie kennt vielleicht jemanden, der sofort eine Wohnung braucht.«
    »Das ist schön«, sagte Alex, der es offenbar eilig hatte. »Ruf mich an, wenn du es genau weißt.«
    Sie hörte ihn kaum. Mechanisch wünschte sie ihm einen guten Flug und legte auf. Als sie sich in die Kissen zurücklehnte, sprang der Kater aufs Bett. Jill streichelte sein seidiges Fell.
    248

    Sie hatte Alex geglaubt, als er gesagt hatte, dass er die Briefe später kopieren würde. Sie hatte keinen Grund gehabt, ihm nicht zu glauben.
    Er hatte gesagt: »Vertrau mir.« Und sie hatte nicht auf ihre Intuition gehört und genau das getan.
    Jill zog Ezekial an sich. Sie fürchtete, dass all ihre neuen Entdeckungen über Hal sie paranoid machten.
    Der Strom war ausgefallen; die Daten waren gelöscht worden - so einfach war das.
    Es war absurd, ja verrückt von ihr, Alex’ Version der Ereignisse in Frage zu stellen. Warum tat sie es dann? Alex hatte keinen Grund, alte Briefe zu zerstören, die nur für seine Familie wertvoll waren -
    und für sie. Hals Tod und alles, was seitdem geschehen war, raubten ihr die Fähigkeit, klar zu denken. Gott sei Dank hatte sie gestern Abend die Medikamente weggeworfen, sonst hätte es nun in ihrem Kopf noch schlimmer ausgesehen.
    Jill setzte den Kater ab, stand auf, ging in ihre kleine Küche und holte den Kaffee aus dem Schrank.
    Sie war nicht wirklich beruhigt. Was, wenn Alex gelogen hatte?
    Was, wenn er die Briefe selbst gelöscht hatte?
    Brighton, 23. Juni 1906
    »Mutter, findet du diese Leute nicht langweilig?«
    249

    Mary Gallagher schnappte nach Luft und erbleichte.
    Sie und ihre Tochter spazierten die Promenade entlang, die parallel zum Strand verlief; ihre langen Röcke wirbelten um ihre Knöchel, sie trugen Sonnenschirme und Handtäschchen, und fein gearbeitete Hüte schützten ihren Teint. Auf der Promenade war viel los. Da waren Ehepaare, Pärchen von jungen Damen mit ihren Anstandsdamen, Mütter und Töchter, Kinder und Kindermädchen. Auch fesch gekleidete Gentlemen in Anzügen aus feiner Wolle spazierten umher, von denen viele Mary und ihrer hübschen Tochter Blicke zuwarfen. »Kate! Wie kannst du nur so etwas sagen?«
    Kate verrenkte sich den Hals, um mehrere Männer in Badekleidung zu beobachten, die am Strand ein Ruderboot zu Wasser ließen. Den ganzen Strand entlang standen blauweiße Strandliegen, aber viele waren jetzt leer, denn es war später Nachmittag. Nicht wenige Grüppchen waren dabei, ihr Picknick und ihre Handtücher einzupacken und sich zur Promenade aufzumachen.
    »Weil es wahr ist. Zu Hause waren wir wenigstens nicht allein. Da gibt es genug passende Gesellschaft.
    Aber diese Brits sind so ... so ... zurückhaltend«, sagte Kate und ignorierte einen weiteren Japser ihrer Mutter.
    Sie war es gewöhnt, ihre Mutter zu schockieren; das hatte sie getan, solange sie sich erinnern konnte.
    250

    »Neureiche wissen wenigstens, wie man sich amüsiert«,

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