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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ein starkes Gefühl.« Jill sah ihn an und erwartete, dass er sie auslachte.
    Er lachte nicht. Stattdessen sagte er: »Manchmal haben solche starken Gefühle Recht. Wenn ich so ein Gefühl im Bauch habe, höre ich meistens darauf.«
    Jill lächelte über seine Ausdrucksweise. »Ich habe herausgefunden, dass mein Großvater, Peter Gallagher, 1970 im Alter von zweiundsechzig Jahren gestorben ist. Das bedeutet, dass er 1908 geboren wurde, Alex, in demselben Jahr, in dem Kate ihr Kind bekommen hat.«
    »Das ist interessant«, sagte Alex. »Wie hast du das rausgefunden?« »Meine Mutter hat an ihre Mutter geschrieben.« Jetzt lächelte Jill begeistert. »Mein Großvater wurde außerdem in Yorkshire geboren, wahrscheinlich in York.«
    Alex sah sie an. »Das beweist immer noch nichts.
    Und wir wissen nicht, ob Kates Kind gesund war. Jill, damals sind viele Frauen im Kindbett gestorben; Kate aber nicht, jedenfalls nicht im Mai 1908, weil sie fünf Monate später auf Annes Geburtstagsfest noch springlebendig war. Aber damals sind sehr viele Neugeborene gestorben. « »Das ist mir klar«, sagte Jill, weigerte sich aber, pessimistisch zu denken.
    »Was meinst du, was passiert ist?«
    »Keine Ahnung.« Er sprang fröhlich vom Sofa auf und lief in die Küche, um den Herd abzustellen. Jill las gerade den zweiten Artikel, als er mit zwei Tassen 279

    süßem schwarzem Tee wieder erschien. Er hatte sein Jackett abgelegt und seine wagemutig gemusterte rotgoldene Krawatte gelockert. »Ich hoffe, er ist dir nicht zu stark.« »Ich trinke eigentlich nie Tee.«
    »Ich auch nicht. Schätze, du wirst dir etwas Kaffee besorgen müssen.«
    Jill starrte ihn an, aber sie sah nur Kate. »Ich glaube, dass sie mit ihrem Liebhaber durchgebrannt ist.«
    Seine blauen Augen schienen ihr Gesicht abzusuchen. »Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute?«
    »Ja.« Jill wurde weder rot, noch verteidigte sie sich.
    »Im wahren Leben geht selten etwas wie im Märchen aus, Jill«, sagte er langsam.
    »Stimmt.« Sie dachte an Hal und verspürte einen schmerzlichen Stich. Sie fragte sich, ob sie ihm seine Heimlichtuerei je würde verzeihen können. Sie fragte sich, ob sie das wollte.
    »Ich wollte keinen wunden Punkt berühren.«
    Sie sah ihn an und sagte schließlich: »Du hast eine unglaubliche Intuition.«
    »Krieg ich dafür ein paar Sympathiepunkte?«
    Sie stand auf. Er war zu groß, er nahm zu viel von dem Sofa ein. »Warum solltest du dafür Punkte kriegen?«
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    »Die meisten Frauen stehen auf sensible Kerle.« Er betrachtete sie weiterhin.
    »Ich habe Hal geliebt«, sagte Jill barsch. Sie konnte es nicht fassen. Er machte sie tatsächlich an!
    »Das weiß ich.« Alex starrte sie an. Er sagte nicht, was er sicherlich dachte - Jedenfalls glaubte Jill das: Aber du hast jemanden geliebt, der eine andere geliebt hat, und jetzt weißt du nicht, ob du ihn lieben oder hassen sollst. »Jill, das Leben geht weiter, auch für dich. Wenn ich das sagen darf.«
    Plötzlich war Jill furchtbar wütend. »Was glaubst du eigentlich, was ich tue? Hal ist meinetwegen gestorben, er hat mich über einen Großteil seines Lebens belogen, ich habe ihn nicht wirklich gekannt, aber ich versuche, darüber hinwegzukommen - über ihn - so gut ich nur kann. Und weißt du was? Ich finde, ich mache das ganz gut - und das Letzte, was ich brauche, ist, dass du mich anmachst oder mir kluge Ratschläge gibst oder mir sagst, was ich alles nicht schaffe!«
    Abrupt setzte Jill sich hin und starrte auf ihre Knie.
    »Schau mal.« Er klang angespannt. Jill musste zu ihm aufsehen. Er war erhitzt, hatte sich aber unter Kontrolle. »Ich wollte dich nicht kritisieren. Und ich habe dich auch nicht angemacht.«
    Ihre Blicke trafen sich. Jill glaubte ihm nicht, aber das behielt sie für sich.
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    »Wenn ich dich anmache, wirst du es schon merken«, sagte Alex nüchtern.
    Jill erstarrte. Etwas in seiner Stimme machte sie beklommen.
    »Tut mir Leid. Ich bin nicht hergekommen, um dich durcheinander zu bringen, ich wollte dir nur meine Hilfe anbieten.« Alex schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Es wirkte bemüht. »Vielleicht müssen wir mehr als nur Hal begraben, früher oder später.«
    Jill zögerte und traute sich, ihm in die Augen zu schauen - traute sich, aufrichtig zu sein. »Das will ich ja. Ich hab das so satt. Ich hab es satt, traurig zu sein, wütend zu sein, glücklich zu sein - nur um dann festzustellen, dass ich mir was vorgemacht habe. Aber es ist so schwer. Ich wache

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