Kates Geheimnis
sagte Jill. Sie erzählte Lucinda, wie William ihr das Haus verboten hatte. »Von diesem Haus habe ich mir am meisten versprochen.«
»Da würde ich Ihnen zustimmen«, pflichtete Lucinda ihr bei. »Aber Sie werden doch jetzt nicht aufgeben?«
Alex’ Bild schob sich in ihre Gedanken und machte sie traurig. »Nein. Diese Briefe finde ich vielleicht nie. Entweder Alex oder Thomas, einer von beiden hat sie gelöscht, aber ich würde darauf wetten, dass er sie sich vorher kopiert hat. Ich fahre nach Yorkshire, Lucinda. Und nach York. Mein Großvater ist da irgendwo
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auf die Welt gekommen, und jedenfalls hat sich Kate in der Nähe der Robin Hood Bay aufgehalten, während sie schwanger war. Das ist
erstaunlicherweise nur ein paar Kilometer von Stainesmore entfernt. Noch so ein Zufall? Wie könnte das sein! Ich muss dahin. Ich werde alle Krankenhäuser aufsuchen und feststellen, welches es schon 1908 gab. Vielleicht wurde Kate zur Geburt dort eingeliefert. Vielleicht kann ich Peters Geburtsurkunde auftreiben, wenn ich schon mal da bin. Ich werde irgendeine Spur von ihr finden, das schwöre ich, und das gilt auch für Peter.«
»Ich würde ja so gern mitkommen«, sagte Lucinda.
»Vielleicht finden Sie sogar das Haus, in dem sie während ihrer Schwangerschaft gewohnt hat. Das ist ja so aufregend> Jill.«
»Das ist es«, stimmte Jill zu. »Und weil Kate durch Anne mit den Sheldons verbunden ist, werde ich mich auch auf deren Landsitz umsehen. Gott, wenn ich nur die Erlaubnis hätte, alle Collinsworth-Anwesen zu durchsuchen.« Jill fragte sich, wie sie in das Haus in Stainesmore kommen sollte. Sie würde sich eine unglaublich gute Geschichte ausdenken müssen.
»Ich habe so das Gefühl, dass Lord Collinsworth Sie dort nicht so gern sähe, meine Liebe. Im Gegensatz zu Uxbridge Hall ist das schließlich ein Privathaus.«
»Das weiß ich«, sagte Jill. »Und deshalb werde ich ihn auch nicht um Erlaubnis bitten. Ich werde einfach 352
da auftauchen.« Sie überlegte kurz. »Lucinda, da ist etwas, das ich Ihnen nicht erzählt habe. Ich habe es bis jetzt nur einem einzigen Menschen erzählt.« Und sie bedauerte schon fast, Alex von Hals letzten Worten berichtet zu haben.
»Und was wäre das?«
Jill zögerte. »Hal hat Kates Namen genannt, als er starb. Ich habe mich ganz sicher nicht verhört. Er hat ganz deutlich >Kate< gesagt. Und nachdem ich das Foto gefunden habe, kann ich nur annehmen, dass er mir etwas über Kate Gallagher sagen wollte.«
Lucinda gab keinen Laut von sich.
»Lucinda?«
»Sie haben mir vielleicht einen Schauer über den Rücken gejagt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sie wissen ja, dass er viel Zeit in Yorkshire verbracht hat. Er ist immer wieder für ein paar Tage hinaufgefahren.«
»Ich dachte, es sei eine reine Sommerresidenz.«
»Nein. Jedenfalls habe ich nicht den Eindruck gewonnen. Harold hat selbst im Winter seine Wochenenden dort verbracht. Ich erinnere mich genau daran.«
Jill fragte sich, ob Hal allein dorthin gefahren war oder ob er Marisa mitgenommen hatte. Sie schob diese Überlegung beiseite, da sie die Antwort schon kannte. Plötzlich war sie zuversichtlich: Je eher sie nach Yorkshire fuhr, desto schneller würde sie die 353
Antworten bekommen, die sie suchte. »Lucinda, würden Sie sich um die Katzen kümmern, solange ich weg bin? Nur für ein paar Tage.«
»Natürlich, meine Liebe«, sagte Lucinda.
Nachdem Jill aufgelegt hatte, grübelte sie nach.
Selbst wenn sie Alex noch nicht trauen konnte, selbst wenn er KCs Schwert-König war, er war clever und einfallsreich, und sie hätte ihn am liebsten angerufen, um sich einen guten Rat geben zu lassen. Sie fragte sich, was er in ihrer Situation als Nächstes tun würde.
»Der verdammte König ist wahrscheinlich Thomas«, murmelte Jill und liebäugelte mit dem Telefon. Sie war nicht sicher, ob sie sich das nur einreden wollte oder ob sie es wirklich glaubte.
Außerdem konnte KC sich irren. Sie war eine echte Dramatikerin. Vielleicht hatte sie ihre geliebten Karten falsch interpretiert.
Aber KC hatte sie in Unruhe versetzt. Jedes Mal, wenn sie an diesen Mann dachte, dem sie nicht trauen konnte, drehte sich ihr der Magen um, und sie wurde nervös und hatte ein sehr ungutes Gefühl. Sie beschloss, KCs Warnung für den Augenblick in den Wind zu schreiben. Das ungute Gefühl hatte wahrscheinlich mehr damit
zu tun, dass sie sich ständig ermahnte, nicht einmal an Alex zu denken - was nur darauf hindeutete, dass ihre
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