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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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denen Ihr es zu tun habt. Niemals werdet Ihr einen Freund haben, der aufrichtiger und zuverlässiger ist als Eure Mutter, niemals treuere Diener als die, welche sie seit langem an sich gefesselt hat und ohne deren Dienste Ihr heute vielleicht nicht da stündet, wo Ihr steht. Die Guisen wollen Euch sowohl Eure Krone wie Euer Leben rauben; wisset das. Wenn sie mich in einen Sack nähen und in den Fluß dort«, sagte sie, auf die Seine hinweisend, »werfen könnten, würde es heute abend geschehen. Diese Lothringer fühlen, daß ich die Löwin bin, die ihre Jungen verteidigt, die ihre kecken, nach der Krone greifenden Hände zurückstößt. An wem, an was hängt Euer Lehrer; wo sind seine Verbindungen? Welches Ansehen besitzt er? Welche Dienste wird er Euch leisten? Wie gewichtig wird sein Wort sein? ... Anstatt Eure Macht zu stützen, habt Ihr sie geschwächt. Der Kardinal von Lothringen bedroht Euch, er spielt den König und behält vor dem ersten Prinzen von Geblüt den Hut auf dem Kopfe. Wäre es also nicht dringend notwendig, ihm einen anderen Kardinal entgegenzustellen, der mit einer der seinigen überlegenen Autorität versehen ist? Ist Amyot, dieser Schuster, imstande, ihm, der ihm Trotz bieten wird, die Schuhbänder zu lösen? Kurz, Ihr liebt Amyot, habt ihn ernannt. Mag Euch Euer erster Wille durchgehen, mein Herr! Ehe Ihr aber etwas wünscht, fragt mich in aller Freundschaft um Rat. Gebt der Staatsräson nach, und Euer gesunder Kinderverstand wird sich vielleicht mit meiner alten Erfahrung in Einklang bringen lassen, um zu entscheiden, wenn Ihr erst die Schwierigkeiten kennenlernt.«
    »Ihr sollt mir meinen Meister wiedergeben!« sagte der junge König, ohne allzusehr auf seine Mutter zu hören, da er nichts als Vorwürfe aus ihrer Antwort herauslas.
    »Ja, Ihr sollt ihn haben,« antwortete sie. »Aber weder er, noch etwa gar der rohe Cypierre sollen Euch das Regieren lehren.«
    »Das werdet Ihr tun, meine liebe Mutter«, sagte er, durch seinen Triumph zufriedengestellt, und steckte eine andere Miene auf als jene drohende und heimtückische, die seiner Physiognomie von Natur aufgeprägt war.
    Katharina ließ den neuen Großalmosenier durch Gondi suchen. Als der Florentiner Amyots Zufluchtstätte entdeckte und man dem Bischof sagte, daß der Höfling von der Königin-Mutter abgesandt worden sei, ward er von Schrecken gepackt und wollte die Abtei nicht verlassen. In solcher Verlegenheit sah sich Katharina genötigt, selber an den Lehrer in solchen Ausdrücken zu schreiben, daß er zurückkam und von ihr die Zusicherung ihres Schutzes erhielt, jedoch nur unter der Bedingung, daß er ihr blindlings bei Karl dem Neunten diene.
    Nachdem dieser kleine häusliche Sturm sich gelegt, beriet Katharina, die nach einer mehr als jährlichen Abwesenheit in den Louvre zurückgekehrt war, mit ihren Intimen, wie sie sich dem Könige gegenüber, den Cypierre zu seiner Festigkeit beglückwünscht hatte, verhalten solle.
    »Was soll ich machen?« sagte sie zu den beiden Gondis, zu Ruggieri, Birago und zu Chiverni, welcher des Herzogs von Anjou Gouverneur und Kanzler geworden war.
    »Vor allem«, sagte Birago, »schickt Cypierre fort. Der ist kein Hofmann, wird sich niemals Euren Ansichten anbequemen und sein Amt zu erfüllen glauben, wenn er Euch entgegenarbeitet.«
    »Auf wen soll ich mich verlassen?« rief die Königin.
    »Auf einen von uns«, entgegnete Birago.
    »Meiner Treu,« erwiderte Gondi, »ich verspreche Euch den König ebenso nachgiebig zu machen wie den Navarresen.«
    »Den seligen König habt Ihr umkommen lassen, um Eure anderen Kinder zu retten; nun also, tut, was die großen Herrn in Konstantinopel tun: macht die Zornausbrüche und Launen dieses Kindes zunichte«, sagte Albert von Gondi. »Er liebt die Künste, die Dichtung, die Jagd und ein kleines Mädchen, das er zu Orleans gesehen. Das ist wahrlich genug, um ihn zu beschäftigen.«
    »Ihr wollt also des Königs Gouverneur werden?« fragte Katharina den fähigeren der beiden Gondis.
    »Wenn Ihr mir die für einen Gouverneur notwendige Autorität verleihen wollt; vielleicht muß man mich zum Marschall von Frankreich und zum Herzoge machen. Cypierre ist in keiner Weise Manns genug, um dieses Amt weiterhin zu bekleiden. In Zukunft muß des Königs von Frankreich Gouverneur etwa ein Marschall und Herzog sein.«
    »Er hat Recht,« sagte Birago.
    »Poet und Jäger«, sagte Katharina mit dem Tone der Träumerei.
    »Wir werden jagen und lieben«, rief

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