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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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wir festgenommen werden ...«
    »Und du willst sie schonen?« sagte Calvin, Béza umarmend.
    Er nahm Chaudieus Hand und sagte zu ihm: »Vor allem keine Hugenotten, keine Reformierten, werdet Calvinisten! Sprecht nur vom Calvinismus! ... Ach, kein Ehrgeiz ist das, denn ich sterbe. ... aber von Luther muß man alles zerstören bis auf den Namen Lutheraner und Luthertum.«
    »Aber göttlicher Mann,« rief Chaudieu, »solche Ehren verdienet Ihr wahrlich!«
    »Haltet fest an der Gleichförmigkeit der Lehre und laßt nichts mehr prüfen oder umarbeiten. Verloren sind wir, wenn aus unserem Schoße neue Sekten hervorgehen.«
    Den Ereignissen dieser Novelle vorausgreifend, und um mit Theodor von Béza zu Ende zu kommen, der mit Chaudieu nach Paris ging, muß man bemerken, daß Poltrot, der achtzehn Monde später einen Pistolenschuß auf den Herzog von Guise abfeuerte, auf der Folter angab, von Theodor von Béza zu diesem Verbrechen angestiftet worden zu sein; nichtsdestoweniger zog er dies Geständnis bei späteren Folterungen zurück. Auch Bossuet, der alle historischen Überlegungen genau abwog, hat nicht geglaubt, den Gedanken an dies Verbrechen Theodor von Béza zuschreiben zu müssen. Nach Bossuet aber hat eine anscheinend leichtfertige Abhandlung, die über ein berühmtes Lied geschrieben ward, einen Kompilator des achtzehnten Jahrhunderts zu dem Beweise verleitet, daß das Lied auf den Herzog von Guise, welches von den Hugenotten in ganz Frankreich gesungen wurde, Theodor von Bézas Werk sei. Ebenso ward auch bewiesen, das berühmte Bänkelsängerlied auf Marlborough sei ein Plagiat von dem Theodor von Bézaschen.
    Am Tage, da Theodor von Béza und Chaudieu in Paris anlangten, war der Hof aus Reims dorthin zurückgekehrt, wo Karl der Neunte gesalbt worden war. Dank dieser Zeremonie, die Katharina sehr glänzend gestaltete und die Anlaß zu rauschenden Festen gab, konnte die Königin-Mutter alle Parteihäupter um sich scharen. Nachdem sie alle Interessen und Parteien sondiert hatte, stand es bei ihr, zwischen folgenden Alternative zu wählen: entweder alles wieder um den Thron zu sammeln oder die einen den anderen entgegenzustellen. Als Katholik par excellence tadelte der Kronfeldherr von Montmorency, dessen Neffe, der Prinz von Condé, Haupt der Reformation war und dessen Söhne dieser Religion zuneigten, der Königin-Mutter Bund mit den Reformierten sehr. Die Guisen ihrerseits arbeiteten darauf hin, Anton von Bourbon, einen charakterlosen Fürsten, für sich zu gewinnen und ihn in ihre Partei zu ziehen, was sein Weib, die Königin von Navarra, die von Béza davon in Kenntnis gesetzt worden war, geschehen ließ. Diese Schwierigkeiten machten Katharinen, deren aufkeimende Autorität einiger Ruhezeit bedurfte, stutzig; so wartete sie denn ungeduldig auf die Antwort Calvins, an welchen der Prinz von Condé, der König von Navarra, Coligny, d'Andelot und der Kardinal von Châtillon Béza und Chaudieu gesandt hatten. Währenddem aber war die Königin-Mutter ihrem Versprechen dem Prinzen von Condé gegenüber getreu. Der Kanzler machte dem Verfahren gegen Condé ein Ende und brachte die Angelegenheit vor das Pariser Parlament, welches das Urteil der Kommission kassierte, indem es des weiteren erklärte, daß es nicht in deren Macht stünde, einen Prinzen von Geblüt zu richten. Auf der Guisen und der Königin-Mutter Betreiben nahm das Parlament den Prozeß wieder auf. La Sagnes Papiere waren Katharinen eingehändigt worden; sie verbrannte sie. Dieses Nachgeben war das erste Pfand, welches der Königin-Mutter ganz zwecklos von den Guisen gegeben ward. Als das Parlament diese entscheidenden Beweise nicht mehr vorfand, setzte es den Prinzen wieder in alle seine Rechte, Güter und Ehren ein. Christoph war schon bei dem Tumulte anläßlich des Ablebens des Königs befreit worden, das Verfahren gegen ihn wurde niedergeschlagen und auf Herrn von Thous Betreiben ward er, um für seine Leiden entschädigt zu werden, zum Parlamentsadvokaten ernannt.
    Das Triumvirat, jene künftige Koalition der durch Katharinas erste Handlungen bedrohten Interessen, bereitete sich also unter ihren Augen vor. Ebenso wie in der Chemie die feindlichen Substanzen sich schließlich beim ersten Stoße, der ihren erzwungenen Bund trübt, trennen, ebenso sind in der Politik Bündnisse entgegengesetzter Interessen von kurzem Bestand. Katharina begriff sehr wohl, daß sie früher oder später auf die Guisen und den Konnetabel zurückkommen müßte, um den

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