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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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blickte seinen Bruder und Birago fest an; beide waren überrascht durch dies Wort.
    »Weiß Gott,« rief der Kardinal, »in kluger Politik seid Ihr keine Ketzer!«
    Um jeder Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen, hatte die Königin, die in diesem Augenblicke angemeldet ward, sich entschlossen, nicht Platz zu nehmen. Sie hub an mit dem Kronfeldherrn zu plaudern, der lebhaft von dem Skandale sprach, Calvins Abgesandte zu empfangen.
    »Wie Ihr seht, lieber Konnetabel, empfangen wir sie ohne jede Förmlichkeit.«
    »Madame,« sagte der Admiral, auf die Königin zutretend, »hier sind die beiden Doktoren der neuen Religion, die sich mit Calvin ins Einvernehmen gesetzt haben. Sie erhielten seine Weisungen hinsichtlich einer Konferenz, auf der die französischen Kirchen ihre verschiedenen Standpunkte ausgleichen könnten.«
    »Hier ist Herr Theodor von Béza, den meine Frau liebt«, äußerte der König von Navarra, herzutretend und Theodor von Béza bei der Hand greifend.
    »Und das hier ist Chaudieu«, rief der Prinz von Condé. »Mein ,Freund', der Herzog von Guise, kennt den Hauptmann,« sagte er, den Balafré anblickend, »vielleicht freut's ihn, den Prediger kennenzulernen.«
    Dieser Gascognerstreich machte den ganzen Hof lachen; selbst Katharina lachte.
    »Meiner Treu,« antwortete der Herzog von Guise, »entzückt bin ich, einen Mann zu sehen, der die Menschen so wohl zu wählen und in ihrer Sphäre anzuwenden weiß. Einer der Euren«, sagte er zu dem Prediger, »hat, ohne zu sterben und ohne irgend etwas einzugestehen, die außergewöhnliche peinliche Frage ausgehalten. Für einen leidlich tapfern Mann halte ich mich, weiß aber nicht, ob ich sie ebensogut ertragen würde...«
    »Hm,« machte Ambrosius Paré, »Ihr habt auch nichts gesagt, als ich Euch zu Calais den Wurfspieß aus dem Gesichte zog.«
    Inmitten des Halbkreises, der links und rechts von ihren Ehrendamen und Höflingen gebildet wurde, wahrte Katharina tiefes Schweigen. Indem sie die beiden berühmten Reformierten musterte, suchte sie sie mit ihrem schönen, schwarzen und klugen Blicke zu durchdringen. Sie studierte sie.
    »Der eine scheint mir die Scheide, der andere die Klinge zu sein«, flüsterte Albert von Gondi ihr ins Ohr.
    »Nun, meine Herren,« sagte Katharina, die ein Lächeln nicht zurückzuhalten vermochte, »Euer Meister hat Euch also die Erlaubnis gegeben, eine öffentliche Konferenz abzuhalten, wobei Ihr Euch bei dem Worte neuer Kirchenväter, die unseres Staates Ruhm bilden, bekehren könntet?«
    »Wir haben keinen anderen Herrn als unseren Heiland«, sagte Chaudieu. »Ach, ein bißchen Autorität meßt Ihr doch wohl dem Könige von Frankreich bei?« erwiderte lächelnd Katharina, den Prediger unterbrechend.
    »Und viel sogar der Königin«, erklärte Béza, sich verneigend.
    »Ihr sollt sehen,« antwortete sie, »meine ergebensten Untertanen werden die Ketzer sein.«
    »Ach, gnädige Frau,« rief Coligny, »welch schönes Königreich würden wir Euch schaffen! Europa nutzt unseren Zwiespalt toll zu seinem Vorteile aus. Seit fünfzig Jahren sah es stets die eine Hälfte Frankreich wider die andere stehen.«
    »Aber sind wir denn hier, um Wechselgesänge zum Ruhme der Ketzer singen zu hören?« sagte der Kronfeldherr grob.
    »Nein, aber um ihre Sinnesänderung herbeizuführen,« flüsterte ihm der Kardinal von Lothringen ins Ohr, »und versuchen wollen wir, sie mit einiger Sanftmut an uns zu ziehen.«
    »Wißt Ihr, was ich unter des Königs Vater getan haben würde?« sagte Anne von Montmorency. »Den Profoß hätt' ich gerufen, um diese beiden Plattfüße ohne weiteres am Louvrefirst aufknüpfen zu lassen.«
    »Nun, meine Herren, welche Gelehrten wollt Ihr den unsrigen gegenüberstellen?« fragte die Königin, dem Konnetabel mit einem Blicke Schweigen gebietend.
    »Duplessis-Mornay und Theodor von Béza sind unsere Anführer«, erklärte Chaudieu.
    »Der Hof wird zweifelsohne nach dem Schlosse von Saint-Germain übersiedeln und, da es unschicklich sein möchte, wenn dies Kolloquium in der königlichen Residenz stattfände, wollen wir es in der kleinen Stadt Poissy abhalten«, antwortete Katharina.
    »Werden wir dort in aller Sicherheit sein, Madame?« fragte Chaudieu.
    »Ach,« entgegnete die Königin mit gespielter Naivität, »Ihr wißt Eure Vorsichtsmaßregeln gut zu treffen. Der Herr Admiral wird sich über diesen Gegenstand mit meinen Vettern Guise und Montmorency ins Einvernehmen setzen.«
    »Den Henker!« erklärte der

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