Katharina von Medici (German Edition)
Gondi.
»Übrigens seid Ihr Amyots sicher«, erklärte Chiverni, »im Falle des Ungehorsams wird er immer Angst vor einem Gifttränklein haben, und mit Gondi werdet Ihr den König in Schach halten.«
»Ihr habt Euch darein gefunden, ein Kind zu verlieren, um Eure drei Söhne und die Krone zu retten. Da müßt Ihr auch den Mut haben, dieses ›zu beschäftigen‹, um das Königreich, vielleicht auch Euch selber zu retten«, sagte Ruggieri.
»Eben hat er mich schwer beleidigt«, äußerte Katharina von Medici.
»Er weiß nicht, was alles er Euch verdankt; und wenn er's wüßte, würdet Ihr in Gefahr geraten«, antwortete Birago, auf seine Worte Nachdruck legend, ernst.
»Abgemacht,« erwiderte Katharina, in der diese Antwort eine heftige Wirkung erzeugte, »Ihr sollt des Königs Gouverneur werden. Der König muß mir für einen der Meinigen die Gunst gewähren, auf die ich gerade dieses plattfüßigen Bischofs wegen ein Anrecht erlangte. Der Schelm hat sich eben um den Kardinalshut gebracht; ja, solange ich lebe, werde ich dawider sein, wenn der Papst ihm einen verleihen will. Wenn wir den Kardinal von Tournon für uns gehabt hätten, wären wir sehr stark gewesen. Welch ein Trio: der Großalmosenier, L'Hôpital und Thou! Was die Pariser Bourgeoisie anlangt, so denke ich sie durch meinen Sohn verhätscheln, zu lassen, dann können wir uns auf sie stützen ...«
Und tatsächlich ward Gondi Marschall, wurde zum Herzog von Retz und einige Tage später zu des Königs Gouverneur ernannt.
Im Augenblick, wo diese kleine Beratung endigte, meldete der Kardinal von Tournon der Königin Calvins Sendboten an; um ihnen Respekt zu verschaffen, begleitete sie der Admiral Coligny. Sofort scharte die Königin ihre gefährlichen Ehrendamen um sich und schritt in jenen, von ihrem Gatten erbauten Empfangssaal, welcher im heutigen Louvre nicht mehr vorhanden ist.
Zu jenen Zeiten befand sich die Louvretreppe im Uhrenturm. Katharinas Gemächer lagen in den alten Baulichkeiten, die teilweise im Museumshofe fortbestehen. Die heutige Museumstreppe ist auf dem Platze des Ballettsaals erbaut worden. Ein Ballett war damals eine Art dramatischer Lustbarkeit, das vom ganzen Hofe dargestellt wurde. Die revolutionären Leidenschaften haben hinsichtlich des Louvre den lächerlichsten Irrtum über Karl den Neunten in Umlauf gebracht. Während der Revolution hat ein diesem Könige feindlich gesinnter Glaube – sein Charakter ist so wie so travestiert worden – ein Ungeheuer aus ihm gemacht. Cheniers Tragödie wurde unter dem Einflüsse einer Inschrift verfaßt, die unter dem Fenster jenes vorgelagerten Gebäudeteils angebracht ist, der auf den Quai hinaus geht. Man liest dort folgende Worte: »Aus diesem Fenster hat Karl der Neunte verruchten Angedenkens auf französische Bürger gezielt.« Es geziemt sich, künftigen Historikern und ernsten Leuten mitzuteilen, daß dieser ganze Louvretrakt, welcher heute der alte Louvre genannt wird, der in den Quai hineingreift und den Saal mit dem Louvre durch die sogenannte Apollogalerie und den Louvre mit den Tuilerien durch die Museumssäle verbindet, niemals unter Karl dem Neunten existiert hat. Der größte Teil des Platzes, wo die Quaifassade sich erhebt oder wo sich der sogenannte Infantinnengarten hinzieht, ward vom Hotel Bourbon eingenommen, welches damals ja noch dem Hause Navarra gehörte. Rein technisch war es Karl dem Neunten unmöglich, vom Louvre Heinrichs des Zweiten aus auf eine mit Hugenotten angefüllte Barke, welche den Fluß durchquerte, zu schießen, wiewohl er die Seine von den heute vermauerten Fenstern dieses Louvreteils aus sehen konnte. Wiewohl sogar die Gelehrten und die Bibliotheken keine Karten besitzen, worauf der Louvre unter Karl dem Neunten vollkommen angegeben ist, weist das Monument selber die Widerlegung dieses Irrtums auf. Alle Könige, welche an diesem ungeheuren Werke mitgeholfen, haben es niemals unterlassen, ihre Anfangsbuchstaben oder irgendein Anagramm dort anzubringen. Dieser ehrwürdige und heute ganz schwarze Teil des Louvre, der auf den sogenannten Infantinnengarten blickt und sich dem Quai nähert, trägt Heinrichs des Dritten und Heinrichs des Vierten Initialen, die sehr verschieden von denen Heinrichs des Zweiten sind, der sein H mit den beiden C von Catharina verband, indem er ein D daraus machte, welches oberflächliche Leute täuscht. Heinrich der Vierte konnte sein Hotel Bourbon mit seinen Gärten und Nebengebäuden mit dem Louvrebereich vereinigen. Er
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