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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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und so war er denn froh gewesen, bei Herrn von Solern auf eine Ergebenheit zu stoßen, die ihm sein volles Vertrauen erlaubte. Tavannes und Villeroy kannten nur einen Teil der königlichen Geheimnisse. Allein der Graf von Solern kannte den Plan in seiner Ganzheit. Überdies war er seinem Herrn sehr nützlich, indem er über einige verschwiegene und aufopferungsvolle Diener verfügte, die seinen Befehlen blindlings gehorsamten Herr von Solern hatte ein Kommando bei den Gardebogenschützen, dort suchte er seit einigen Tagen Leute aus, die ausschließlich dem Könige anhingen, um aus ihnen eine Elitekompagnie zu bilden. Der König bedachte alles.
    »Nun, Solern,« sagte Karl der Neunte, »haben wir einen Vorwand nötig, um die Nacht draußen zu verbringen? Einer wäre wohl Frau von Belleville gewesen; dieser aber ist besser, denn meine Mutter kann erfahren, was bei Marie vor sich geht.«
    Herr von Solern, der dem Könige folgen sollte, bat um die Erlaubnis, die Straßen mit einigen seiner Deutschen zu durchstreifen, und Karl der Neunte willigte darein. Gegen elf Uhr abends machte sich der heiter gewordene König mit seinen drei Höflingen auf den Weg, um das Sankt Honoriusviertel zu durchforschen.
    »Ich gedenke mein Liebchen zu überraschen«, sagte der König zu Tavannes, als er durch die Rue d'Autruche kam.
    Um denen, welchen die Topographie des alten Paris nicht recht klar ist, diese Szene verständlicher zu machen, muß man notwendigerweise beschreiben, wo sich die Rue d'Autruche befand. Heinrichs des Zweiten Louvre breitete sich inmitten von Trümmern und Häusern aus. An der Stelle des Flügels, dessen Fassade heute nach dem Pont des Arts hin geht, lag damals ein Garten. An der Stelle der Kolonnade befanden sich Gräben und eine Zugbrücke, auf welcher später ein Florentiner, der Marschall d'Ancre, getötet werden sollte. Am Ende dieses Gartens erhoben sich die Türme des Hotel de Bourbon, der Behausung der Fürsten dieser Familie, bis zu dem Tage, wo der Verrat des großen Kronfeldherrn – er war durch die Sequester seiner Güter ruiniert, die Franz der Erste anbefahl, um nicht in die Notlage zu geraten, zwischen seiner Mutter und ihm entscheiden zu müssen – diesen für Frankreich so verhängnisvollen Prozeß mit der Einziehung der kronfeldherrlichen Güter beendigte. Dies Schloß, das nach dem Fluß hin von schönster Wirkung war, ward unter Ludwig dem Vierzehnten zerstört. Die Rue d'Autruche begann an der Sankt Honoriusstraße und endigte beim Hotel de Bourbon am Quai. Diese, auf einigen alten Plänen Rue d'Autriche und auch Rue de l'Astruc genannte Straße ist wie so viele andere von der Karte verschwunden. Die Rue des Poulies muß auf dem Platze jener einstigen Hotels aufgeführt worden sein, welche sich an der Seite der Sankt Honoriusstraße befanden. Über die Etymologie dieses Namens sind sich die Schriftsteller nicht einig. Die einen vermuten, daß er von einem Hotel d'Osteriche (Osterichen) stamme, das von einem Fräulein dieses Hauses bewohnt ward, welches im vierzehnten Jahrhundert ein französischer Edelmann heiratete. Andere behaupten, dort hätten früher die königlichen Vogelhäuser gestanden, wohin eines schönen Tages ganz Paris strömte, um einen lebenden Strauß (autruche) zu sehen. Wie dem auch sein möge, diese winkelige Straße war bemerkenswert durch die Hotels einiger Prinzen von Geblüt, die um den Louvre herum wohnten. Seitdem das Königshaus die Sankt Antoniusvorstadt verlassen hatte, wo es während zweier Jahrhunderte unter der Bastille Schutz suchte, um sich im Louvre festzusetzen, wohnten viele große Herren in der Nachbarschaft. Das Hotel de Bourbon nun hatte auf der Sankt Honoriusstraße das alte Hotel d'Alençon als Gegenüber. Die Behausung der Grafen dieses Namens, der immer in das Leibgedinge einbegriffen war, gehörte damals Heinrichs des Zweiten viertem Sohne, der später den Titel Herzog von Anjou annahm und unter Heinrich dem Dritten, welchem er viel zu schaffen machte, starb. Da fiel das Leibgedinge an die Krone zurück, ebenso auch das alte Hotel, welches abgerissen wurde. Zu jenen Zeiten bildete ein fürstliches Palais einen riesigen Gebäudekomplex. Um sich einen Begriff davon zu machen, braucht man nur den Raum auszumessen, welchen im modernen Paris noch das Hotel Soubise im Marais einnimmt.
    Ein Palast umfaßte alle Einrichtungen, die von solch hohen Persönlichkeiten erheischt wurden und die vielen Leuten, die heute den armseligen Zustand eines Prinzen sehen,

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