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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Ansicht, es taugt mehr, sich selber ihrer zu bedienen, als die Guisen sich ihrer bedienen zu lassen.«
    »Karl der Siebente hatte nur Menschen zu bekämpfen, mir aber stehen Ideen gegenüber«, entgegnete der König. »Menschen tötet man, Worte vermag man nicht zu töten! Der Kaiser Karl der Fünfte hat darauf verzichtet, sein Sohn Don Philipp erschöpft seine Kräfte dabei, wir gehen alle daran zugrunde, wir anderen Könige. Auf wen kann ich mich stützen? Zur Rechten, bei den Katholischen, find' ich die Guisen, die mich bedrohen; zur Linken die Calvinisten, die mir meines armen Vaters Coligny Tod niemals verzeihen werden, das Augustblutbad ebensowenig; und überdies wollen sie unsereinen unterdrücken. Und über mir endlich habe ich meine Mutter ...«
    »Verhaftet sie, herrscht allein«, sagte Marie mit leiser Stimme und dem König ins Ohr.
    »Das wollte ich gestern und will es heute nicht mehr. Du hast gut reden.«
    »Zwischen einer Apothekers- und einer Arzttochter ist der Unterschied nicht so groß«, erwiderte Marie Touchet, die gern über den falschen Ursprung scherzte, den man ihr gab.
    Der König runzelte die Brauen.
    »Marie, keine solche Freiheiten! Katharina von Medici ist meine Mutter, und du müßtest zittern ...«
    »Und was fürchtet Ihr?«
    »Das Gift!« sagte endlich der König außer sich.
    »Armes Kind!« schrie Marie, ihre Tränen zurückhaltend, denn soviel Kraft, die sich mit soviel Schwäche paarte, bewegte sie tief.
    »Ach,« fuhr sie fort, »sehr verhaßt macht Ihr mir Madame Katharina, die mir so gut schien und deren Guttaten mir jetzt Perfidien zu sein scheinen. Warum tut sie mir so viel Gutes und Euch so viel Schlechtes? Während meines Aufenthalts in der Dauphiné hab ich über Euren Regierungsanfang sehr viel Gutes gehört, das Ihr mir verheimlicht hattet, und die Königin, Eure Mutter, hat scheint's all Euer Unglück verursacht.«
    »Wie?« fragte der König, der lebhaft vor sich hin sann.
    »Frauen, deren Seele und Absichten rein sind, bedienen sich der Tugenden, um Männer, die sie lieben, zu beherrschen; Frauen aber, die ihnen übel wollen, beherrschen sie, indem sie sie bei ihren schlechten Neigungen der Stütze berauben. Die Königin nun hat viele schöne Eigenschaften an Euch in Laster verwandelt und Euch glauben lassen, Eure schlechten Seiten wären Tugenden. War das die Rolle einer Mutter? Seid ein Tyrann in der Art Ludwigs des Elften, flößt tiefen Schrecken ein, ahmt Don Philipp nach, verbannt die Italiener, überlaßt die Jagd den Guisen und zieht der Calvinisten Besitztümer ein; in solcher Einsamkeit werdet Ihr Euch erheben und den Thron retten. Der Augenblick ist günstig, Euer Bruder ist in Polen.«
    »In Politicis sind wir beide Kinder,« sagte Karl voller Bitterkeit, »wir verstehen nichts als lieben. Ach, mein Liebchen, gestern dachte ich an das alles, und große Dinge wollt' ich vollbringen. Bah, meine Mutter hat meine Kartenhäuser umgeblasen! Von weitem heben sich die Forderungen klar ab wie Gebirgsketten, und jedweder meint: Ich werde mit dem Calvinismus fertig werden, die Herrn von Guise zur Vernunft bringen, ich werde mich von der römischen Kurie lossagen, will mich auf mein Volk, auf das Bürgertum stützen – kurz, von weitem sieht alles einfach aus. Wenn man aber die Berge erklimmen will, werden die Schwierigkeiten, je näher man kommt, desto größer. Der Calvinismus an sich ist der Parteihäupter letzte Sorge, und die Herren von Guise, diese katholischen Eiferer, würden verzweifelt sein, wenn sie die Calvinisten bezwungen sähen. Jedweder gehorcht seinen Interessen vor allem, und mit religiösen Meinungen wird unersättlicher Ehrgeiz zugedeckt. Karls des Neunten Partei ist die allerschwächste. Die des Königs von Navarra, des Polenkönigs, des Herzogs von Alençon, die der Condé und der Guisen verbinden sich mit denen meiner Mutter und lassen mich selbst in meinem Conseil allein. Inmitten so vieler aufrührerischer Elemente ist meine Mutter die Stärkste. Eben hat sie mir meiner Pläne Eitelkeit bewiesen. Von Untertanen sind wir umgeben, die die Justiz verhöhnen. Ludwigs des Elften Beil, von dem du sprichst, fehlt uns. Das Parlament würde weder die Guisen, noch den König von Navarra, weder die Condés, noch meine Brüder verurteilen; es würde das Königreich in Brand zu stecken glauben. Man müßte den Mut haben, den der Mord verlangt; dahin wird der Thron bei solchen Unverschämtheiten, welche die Justiz unterdrückt haben, noch gelangen. Wo

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