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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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glücklich, viel glücklicher sein, als wenn ich wirklich Königin von Frankreich wäre.«
    »Bist du denn aber nicht mehr als die Königin? Sie hat den König Karl nur zum Wohle des Königsreichs, denn gehört die Königin nicht auch zur Politik?«
    Marie lächelte und zog ein schiefes Mäulchen; dann sagte sie:
    »Das weiß man, Sire. Und ist mein Sonett fertig?«
    »Liebe Kleine, Verse lassen sich ebenso schwer machen wie Friedensedikte; deine werd' ich bald vollenden. Mein Gott, das Leben ist mir so leicht hier, und ich möchte gar nicht wieder fortgehen. Und doch müssen wir die beiden Florentiner vernehmen. Haupt Gottes voller Reliquien! Ich fand, daß wir gerade genug hatten an einem Ruggieri im Reiche, und nun findet man wahrlich ihrer zweie. Hör, mein liebes Herz, dir fehlt's nicht an Verstand, du würdest einen prächtigen Polizeileutnant abgeben, denn du kommst hinter alles ...«
    »Aber, Sire, wir vermuten alles, was wir fürchten, und für uns ist das Wahrscheinliche das Wahre: das ist in zwei Worten unsere ganze Schlauheit.«
    »Nun gut, hilf mir also die beiden Männer sondieren. Jetzt im Moment hängen alle meine Entschließungen von diesem Verhör ab. Sind sie unschuldig? Sind sie schuldig? Meine Mutter steht hinter ihnen.«
    »Ich höre Jakobs Stimme auf der Wendeltreppe«, sagte Marie.
    Jakob war des Königs Lieblingsdiener, der ihn bei allen seinen Lustpartien begleitete; er wollte nachfragen, ob es in seines Herrn Absicht stünde, mit den beiden Gefangenen zu sprechen.
    Auf ein bejahendes Zeichen hin erteilte die Dame des Hauses einige Befehle.
    »Jakob,« sagte sie, »laßt jedermann im Hause das Feld räumen außer der Amme und dem gnädigen Herrn von Auvergne, die bleiben können. Was Euch anlangt, so haltet Euch im Parterresaal; vor allem aber macht die Fenster zu, zieht die Vorhänge vor im Salon und zündet die Kerzen an!«
    Des Königs Ungeduld war so groß, daß er sich während dieser Vorbereitungen in der Ecke bei einem hohen weißen Marmorkamin, in welchem ein helles Feuer brannte, auf einen Stuhl setzte, bei dem sich seine hübsche Geliebte niederließ. Des Königs Bild hing in einem roten Sammetrahmen an Stelle eines Spiegels dort. Karl der Neunte stützte den Ellbogen auf die Stuhllehne, um die beiden Florentiner besser betrachten zu können.
    Als die Fensterflügel geschlossen, die Vorhänge heruntergelassen waren, zündete Jakob die Kerzen in einem Leuchter, einer Art silbergetriebenem Kandelaber, an und stellte ihn auf den Tisch, wo sich die beiden Florentiner niedersetzen mußten, welche Benvenuto Cellinis, ihres Landsmanns, Arbeit erkennen konnten. Die Reichtümer dieses Saales, der in Karls des Neunten Geschmack ausgestattet war, schimmerten hell. Besser als bei lichtem Tage sah man das Braunrot der Tapisserien. Die kostbar gearbeiteten Möbel reflektierten in den Kehlungen ihres Ebenholzes Kerzenlicht und Kaminfeuer. Die sparsam verteilten Vergoldungen glänzten da und dort wie Augen und belebten die braune Farbe, die in diesem Liebesneste vorherrschte.
    Jakob pochte zweimal, und auf ein Wort hin ließ er die beiden Florentiner eintreten. Sofort ward Marie Touchet von der Größe betroffen, die Lorenz Hoch und Niedrig beachtenswert machte. Dieser Greis, dessen Silberbart noch durch einen schwarzsamtnen Mantel gehoben ward, hatte eine Stirn ähnlich einer Marmorkuppel. Sein strenges Antlitz, in welchem zwei schwarze Augen stechende Flammen sprühten, ließ das Fluidum eines Genies, das aus seiner tiefen Einsamkeit herausgerissen, um so tiefer wirkt, als seine Kraft durch die Berührung mit den Menschen nicht stumpf wurde, auf die Anwesenden übergehen. Man möchte es das Eisen einer Klinge nennen, die noch nicht gebraucht wurde.
    Was Kosmus Ruggieri anlangt, so trug er das Höflingsgewand der Epoche.
    Marie machte dem König ein Zeichen, ihm zu sagen, daß er bei seiner Schilderung nicht übertrieben habe, und um ihm zu danken, ihr diese außergewöhnlichen Männer gezeigt zu haben.
    »Auch die Zauberinnen würde ich gern sehen«, flüsterte sie dem König ins Ohr.
    Karl der Neunte war wieder nachdenklich geworden und antwortete nicht. Besorgt schnippte er einige Brotkrümchen fort, die auf seinem Wams und den Beinkleidern lagen.
    »Eure Wissenschaften vermögen weder etwas über den Himmel noch können sie Sonnenschein erzwingen, meine Herren aus Florenz«, sagte der König auf die Vorhänge deutend, die man der grauen Pariser Atmosphäre wegen heruntergelassen hatte. »Der

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