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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Geschichte bekannt ist. Der heimliche Haß, welchen Katharina wider Dianen nährte, offenbarte sich in vielen Umständen, denen die von politischen Interessen voreingenommenen Historiker keinerlei Aufmerksamkeit schenken. Katharinas Zuneigung zu dem Vizedom war die Folge einer Insulte, die sich der junge Mann der Favoritin gegenüber herausgenommen hatte. Diana wünschte die besten Verbindungen für ihre Töchter, die übrigens zum höchsten Adel des Reiches gehörten. Vor allem erstrebte sie die Ehre einer Heirat in das Haus von Frankreich: von ihrer Seite aus schlug man ihrer zweiten Tochter Hand, die später Herzogin von Aumale wurde, dem Vizedom vor, den Franz' des Ersten sehr weise Politik in Armut hielt. Als der Vizedom von Chartres und der Prinz von Condé an den Hof kamen, gab Franz der Erste ihnen tatsächlich, was? Eine einfache Kammerherrncharge mit zwölfhundert Talern Pension, die er simplen Edelleuten verlieh. Obwohl Diana von Poitiers immense Reichtümer, ein schönes Amt der Krone und des Königs Gunst bot, lehnte der Vizedom ab. Dann heiratete dieser schon aufrührerische Bourbone Johanna, des Barons von Estissac Tochter, von der er keine Kinder hatte. Dieser stolze Zug empfahl den Vizedom natürlich Katharinen, die ihn mit auffälliger Gunst an sich zog und ihn sich zu einem ergebenen Freunde machte. Die Historiker haben den letzten zu Toulouse enthaupteten Herzog von Montmorency seiner Kunst zu gefallen, seines Verdienstes und Talentes wegen mit dem Vizedom von Chartres verglichen. Heinrich der Zweite bezeigte sich nicht eifersüchtig und schien nicht anzunehmen, daß eine Königin von Frankreich es an dem fehlen ließe, was sie sich selber schuldig war, oder daß eine Medici vergäße, welche Ehre ihr ein Valois erwiesen. Im Augenblick, als die Königin mit dem Vizedom, wie es heißt, kokettierte, war sie seit der Geburt ihres letzten Kindes vom Könige fast aufgegeben. Dieser Versuch diente also zu nichts, denn mit Diana von Poitiers' Farben geschmückt starb der Fürst.
    Bei des Königs Tode sah sich Katharina also in einen galanten Handel mit dem Vizedom von Chartres verwickelt, eine Situation, die den Sitten der Zeit angemessen war, wo die Liebe zugleich so ritterlich und so frech war, daß die schönsten Handlungen in ihr ebenso natürlich waren wie die tadelnswertesten; nur haben die Historiker wie stets den Fehler begangen, die Ausnahme für die Regel zu halten. Von den vier Söhnen Heinrichs des Zweiten verbesserte keiner die Lage der Bourbonen, die alle maßlos arm waren und unter der Geringschätzung litten, welche des Konnetabels Verrat trotz der Gründe, die ihn zwangen das Königreich zu verlassen, über sie brachte. Der Vizedom von Chartres, welcher für den ersten Prinzen von Condé das war, was Richelieu für Mazarin bedeutete: sein Vater in politicis, sein Vorbild und, überdies sein Meister in der Galanterie, verbarg den maßlosen Ehrgeiz seines Hauses unter den Äußerlichkeiten des Leichtsinns. Da er außerstande war, mit den Guisen, den Montmorencys, den Fürsten aus Schottland, den Kardinälen, den Bouillons zu kämpfen, zeichnete er sich durch seine Verbindlichkeit, durch Manieren und Geist aus, was ihm die Gunst der reizendsten Frauen und das Herz derer einbrachte, an die er nicht dachte. Er war ein privilegierter Mann, dessen Verführungen unwiderstehlich waren und der der Liebe die Mittel verdankte, seinen Rang behaupten zu können. Die Bourbonen würden sich nicht wie Jarnac über la Châtaigneraies Schmähsucht geärgert haben; sehr gern nahmen sie Ländereien und Schlösser von ihren Geliebten an; Beweis dafür ist der Prinz von Condé, der sich von der Frau Marschallin von Saint-André die Besitzung Saint-Valery schenken ließ.
    Bei Heinrichs des Zweiten Tode, während der ersten zwanzig Trauertage änderte sich des Vizedoms Lage völlig. Da er ein Gegenstand der Aufmerksamkeit der Königin-Mutter war, der er den Hof machte, wie man ihn der Königin machen konnte, nämlich sehr verschwiegen, schien er dazu bestimmt, eine Rolle zu spielen, und Katharina war tatsächlich entschlossen, sich seiner zu bedienen. Der Fürst empfing von ihr Briefe für den Prinzen von Condé, worin sie die Notwendigkeit dartat, sich wider die Guisen zu verbünden. Von dieser Intrige unterrichtet, drangen die Guisen in der Königin Gemach, um ihr den Befehl abzuringen, den Vizedom in die Bastille zu sperren, und Katharina befand sich in der bittren Notwendigkeit, gehorchen zu müssen. Nach

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