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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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einigen Monden Gefangenschaft starb der Vizedom an dem Tage, an welchem er, einige Zeit vor der Amboiser Verschwörung, das Gefängnis verließ. Das war das Ende der ersten und einzigen Liebschaft, die Katharina von Medici hatte. Die protestantischen Schriftsteller haben erklärt, daß die Königin den Vizedom vergiften ließ, um das Geheimnis ihrer Galanterien dem Grabe anzuvertrauen ...
    So verlief für diese Frau die Lehrzeit der königlichen Macht.

Der calvinistische Märtyrer
    Wenige Leute wissen heutzutage noch, wie naiv die Behausungen der Pariser Bürger des vierzehnten Jahrhunderts waren und wie einfach sich ihr Leben abspielte. Vielleicht ist solche Einfachheit in Werken und Gedanken die Ursache der Größe dieser alten Bourgeoisie gewesen, die wahrlich groß, frei und edler vielleicht als das heutige Bürgertum war. Ihre Geschichte ist noch zu schreiben, sie erheischt einen klugen Geist und harrt eines genialen Mannes. Von dem wenig bekannten Vorfall inspiriert, welcher den Grund zu dieser Studie bildet und sich als einen der bemerkenswertesten in der Geschichte des Bürgertums erweisen dürfte, wird nach dieser Erzählung die Bestätigung dieses meines eigenen Eindrucks sicherlich auf jedermanns Lippen zu lesen stehen. Wäre es etwa das erstemal, daß in der Geschichte die Schlußfolgerung vor den Geschehnissen steht?
    Anno 1560 säumten die Häuser der alten Kürschnerstraße das linke Seineufer zwischen der Liebfrauenbrücke und Wechslerbrücke ein. Die öffentliche Straße und die Häuser nahmen den Platz in Anspruch, welcher von dem Fahrdamme des heutigen Quais ausgefüllt wird. Jedwedes über der Seine selber stehende Haus gestattete den Bewohnern auf steinernen oder hölzernen Treppen, die mit starkem Eisengittern oder Türen aus nägelbeschlagenem Holz verwahrt waren, zu ihr hinunterzusteigen. Wie die Venezianischen hatten diese Häuser ein Tor auf dem festen Lande und eine Wasserpforte. Im Augenblick, wo diese Skizze veröffentlicht wird, gibt es nur mehr ein einziges Haus, welches an das alte Paris zu erinnern vermag, und auch das wird bald verschwinden; es steht in der Ecke der kleinen Brücke gegenüber dem Pförtnerhause des großen Spitals. Früher zeigte jede Behausung auf der Flußseite die wunderliche Physiognomie, welche ihm, sei es der Beruf des Mieters und seine Gewohnheiten, sei es die Originalität der Bauwerke aufprägten, die von den Besitzern zur Benutzung oder zur Ausnützung der Seine erfunden worden waren. Brücken hatte man gebaut und fast alle waren sie durch mehr Mühlen versperrt worden, als bei den Bedürfnissen der Schiffahrt zulässig sein mochten, daher zählte man in Paris denn ebensoviele geschlossene Wasserbecken wie Brücken. Bestimmte Wasserbecken dieses ehemaligen Paris würden der Malerei köstliche Farbentöne dargeboten haben. Welch einen Wald stellten nicht die gekreuzten Balken dar, welche die Mühlen, ihre riesigen Schützen und ihre Räder stützten! Welch seltsame Wirkungen erzeugten die Stützbalken, die eingeraumt worden waren, um die Häuser über den Fluß auszubauen! Leider gab es dazumal noch keine Genremalerei und die Stecherkunst lag noch in den Windeln; verlustig gegangen sind wir also des Anblicks dieses interessanten Schauspiels, das heute noch, aber im kleinen, in gewissen Provinzstädten gezeigt wird, wo die Flüsse von Holzhäusern eingerahmt und wo, wie in Vendôme, die von langbärtigen Wasserpflanzen angefüllten Becken durch riesiges Gitterwerk geteilt sind, welches die sich an beiden Ufern entlangziehenden Besitzungen voneinander trennt. Der Name dieser jetzt vom Stadtplan verschwundenen Straße zeigt zur Genüge an, welches Handelszweiges man sich dort befleißigte. Zu jenen Zeitläuften ließen sich die Kaufleute, die sich dem nämlichen Berufe widmeten, statt sich in der Stadt zu zerstreuen, in einunddemselben Viertel nieder und beschützten sich so gegenseitig. Sozial durch die Zunft vereinigt, die ihre Zahl beschränkte, waren sie durch die Kirche noch als Bruderschaft verbunden. So behaupteten sich denn auch die Preise. Da waren die Meister noch nicht ihren Arbeitern als Beute überlassen und gehorsamten, wie das heutzutage der Fall ist, deren Launen; sie sorgten im Gegenteil für sie, machten sie zu ihren Kindern und weihten sie in die Feinheiten der Arbeit ein. Um Meister zu werden, mußte ein Geselle damals ein Meisterwerk schaffen, welches immer dem Heiligen, der die Bruderschaft schirmte, dargebracht wurde. Würdet ihr zu

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