Katharina von Medici (German Edition)
Frauen aber verharrte sie in ihrer Heuchelei und hörte nicht auf, voller Zärtlichkeit von Heinrich dem Zweiten zu reden. Wie man weiß, trug Diana ihr ganzes Leben lang Trauer um Herrn von Brézé, ihren Gatten. Ihre Farben waren weiß und schwarz, und der König trug sie beim Turnier, als er starb. Zweifelsohne ahmte Katharina ihre Nebenbuhlerin nach und behielt die Trauer um Heinrich den Zweiten ihr ganzes Leben lang bei. Diana von Poitiers gegenüber war sie von vollendeter Perfidie, der die Historiker nicht genügend Aufmerksamkeit schenken. Beim Tode des Königs geriet die Herzogin von Valentinois in Ungnade und ward von dem Konnetabel, einem Manne, der durchaus unter seinem Rufe stand, in unanständigster Weise in Stich gelassen. Diana ließ der Königin ihren Besitz und Schloß Chenonceaux anbieten. In Gegenwart von Zeugen sagte Katharina hingegen: »Ich kann nicht vergessen, das sie meines Heinrichs Wonne war, ich schäme mich das anzunehmen, ohne ihr als Tausch eine Besitzung zu geben und schlage ihr Chaumont an der Loire vor.« Tatsächlich wurde der Tauschakt 1559 zu Blois festgemacht. Diana, deren Schwiegersöhne der Herzog von Aumale und der Herzog von Bouillon – ein damals souverainer Fürst – waren, behielt all ihr Vermögen und starb 1566 siebzigjährig. Sie war also neunzehn Jahre älter als Heinrich der Zweite. Diese, ihrem Epitaph entnommenen Daten, welche der Historiker, der sich gegen Ende des letzten Jahrhunderts mit ihr beschäftigte, von ihrem Grabmal abschrieb, klären viele historische Irrtümer auf; denn viele Historiker geben ihr bei ihres Vaters Verurteilung anno 1523 vierzig, andere sechzehn Jahre. Sie war damals vierundzwanzig Jahre alt. Nachdem wir alles gelesen haben, was für und wider ihr Benehmen Franz dem Ersten gegenüber im Augenblicke, als das Haus Poitiers eine so große Gefahr lief, geschrieben ward, wollen wir weder etwas bekräftigen, noch Einwendungen dagegen erheben. Das ist eine jener Stellen in der Geschichte, die immer dunkel bleiben werden. An dem, was zu unseren Tagen geschieht, können wir erkennen, daß die Historie selbst im Augenblicke, wo sie vor sich geht, gefälscht wird. Katharina, die große Hoffnungen auf ihrer Rivalin Alter gründete, hat sie mehrere Male zu stürzen versucht. Das war ein stiller und schrecklicher Kampf. Eines Tages war Katharina nahe daran, ihre Hoffnungen mit Erfolg gekrönt zu sehen. Als Madame Diana 1554 krank war, bat sie den König, während sie sich erholen wollte, nach Saint-Germain zu gehen. Die Erzkokette wollte weder inmitten des für die Medizin notwendigen Apparates noch ohne den Glanz der Toilette gesehen werden. Um den König bei seiner Rückkehr zu empfangen, ließ Katharina ein prächtiges Ballett aufführen, worin ihm sechs junge Mädchen ein Stück in Versen deklamierten. Zu diesen jungen Mädchen hatte sie Miß Fleming erwählt, eine Verwandte ihres Oheims, des Herzogs von Albany, die schönste Person, die man sich vorstellen konnte, blond und weiß; dann eine ihrer Verwandten, Klarissa Strozzi, eine wundervolle Italienerin mit herrlichen schwarzen Haaren und Händen von seltener Schönheit; dann Fräulein Lewiston, Maria Stuarts Ehrendame, Maria Stuart selber, Madame Elisabeth von Frankreich, die nachmals so unglückliche Spanierkönigin, und Madame Claudia. Elisabeth war neun, Claudia acht, Maria Stuart elf Jahre alt. Augenscheinlich wollte die Königin Klarissa Strozzi und Miß Fleming zur Schau stellen und sie ohne Rivalinnen dem König zur Auswahl anbieten. Der König widerstand nicht: er verliebte sich in Miß Fleming und hatte ein natürliches Kind von ihr, Heinrich von Valois, den Grafen von Angoulême und Großprior von Frankreich. Dianas Kredit und Einfluß aber waren noch nicht erschüttert. Wie es später bei Frau von Pompadour und Ludwig dem Fünfzehnten der Fall war, verzieh die Herzogin von Valentinois. Auf welche Liebe aber läßt dieser Versuch bei Katharina schließen? Ist das Macht- oder Gattenliebe? Die Frauen mögen entscheiden.
Man spricht heute viel von der Freiheit der Presse; man kann sich aber keinen Begriff davon machen, bis zu welchem Punkte sie beim Anbeginn der Presse getrieben wurde. Wohl weiß man, daß Aretino, der Voltaire seiner Zeit, die Könige und Karl den Fünften an der Spitze zittern machte. Aber man weiß vielleicht nicht, wie weit der Mut der Pamphletisten reichte.
Jenes Schloß zu Chenonceaux ward Dianen aufgedrungen, nicht geschenkt; kniefällig wurde sie gebeten es
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