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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sagen wagen, daß der Mangel an Konkurrenz das Gefühl der Vollkommenheit raubte und der Schönheit der Erzeugnisse hindernd in den Weg trat, ihr, die ihr mit eurer Bewunderung vor den Werken der ehemaligen Innungen den neuen Beruf des Antiquitätenhändlers geschaffen habt?
    Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert bildete der Handel mit Rauchwerk eine der blühendsten Industrien. Die Schwierigkeit, sich die Pelze zu verschaffen, die, aus dem Norden bezogen, lange und gefahrreiche Reisen erforderten, sorgte dafür, daß die Erzeugnisse der Kürschnerei rasend teuer waren. Damals wie heute reizte der übermäßige Preis zum Verbrauch an, denn die Eitelkeit kennt keine Hindernisse. In Frankreich und in anderen Königreichen behielten Verfügungen das Pelztragen nicht nur dem Adel vor, – Beweis dafür ist die wichtige Rolle, die das Hermelin auf alten Wappen spielte – sondern es durften gewisse seltene Pelze wie das Grauwerk, welches ohne allen Zweifel der kaiserliche Zobel war, auch nur von den Königen, den Herzögen und von Edelleuten getragen werden, die ein bestimmtes Hofamt bekleideten. Man unterschied das große und kleine Grauwerk. Zum größten Vergnügen der Kürschner wurden die Verordnungen über das Tragen von Pelzwerk natürlich ständig übertreten. Der hohe Preis für Stoffe und Rauchwerke machten damals aus einem Kleidungsstücke eine jener dauerhaften Sachen, welche dem Hausrat, den Waffen und den Einzelheiten des herzhaften Lebens des fünfzehnten Jahrhunderts angemessen waren. Eine adlige Dame, ein Edelmann, jeder Reiche wie jedweder Bürgersmann besaß höchstens zwei Kleider für die Jahreszeit, welche ihr Leben lang und noch darüber hinaus hielten. Diese Gewänder wurden den Kindern vermacht. Auch war die Klausel bezüglich der Waffen und Kleidungsstücke in den Ehekontrakten – heute ist sie des geringen Wertes der unaufhörlich erneuerten Garderobe wegen fast zwecklos – zu jenen Zeiten von unendlichem Interesse. Der hohe Preis hatte die Solidität mit sich gebracht. Die Toilette einer Frau stellte ein enormes Kapital vor, das mit zum Hausrat gerechnet und in jene ungeheuren Truhen eingepfercht wurde, welche den Decken unserer modernen Wohnungen gefährlich werden. Das Festtagskleid einer Frau von 1840 würde das Negligé einer Dame von anno 1540 vorgestellt haben. Die Entdeckung Amerikas, die Leichtigkeit der Transporte, der Ruin sozialer Unterschiede, welcher den Ruin vornehmer Standesunterschiede vorbereitete, all das hat die Kürschnerei auf das, was sie heute darstellt, nämlich auf fast nichts reduziert. Der Gegenstand, den ein Kürschner heute wie früher für zwanzig Taler kauft, hat sich nach der Geldentwertung gerichtet; früher war der Taler mehr wert als zwanzig Franken heutiger Währung. Heute wissen Spießbürgerin und Dirne, welche ihre Pelerinen mit Marderpelz verbrämen, nicht, daß anno 1440 ein übelwollender Stadthäscher sie unverzüglich festgenommen und vor den Châteletrichter geschleppt haben würde. Die so auf Hermelin versessenen Engländerinnen ahnen nicht, daß ehedem Königinnen, Herzoginnen und die Kanzler Frankreichs als einzige dies königliche Rauchwerk tragen durften.
    Diese Abschweifung enthielt nicht nur die Erklärung für die langen Streitereien über den Vorrang, welche die Bruderschaft der Tuchmacher zwei Jahrhunderte über mit der Bruderschaft der Kürschner und der Schnittwarenhändler anstellte (jede von ihnen wollte als die angesehenste in Paris, als die erste im Zuge schreiten) sondern auch noch für die Wichtigkeit des Ehren Lecamus, eines Kürschners, welcher durch die Kundschaft der beiden Königinnen, Katharina von Medici und Maria Stuart, und die Kundschaft des Parlaments ausgezeichnet ward, seit zwanzig Jahren Syndikus seiner Zunft war und in dieser Straße wohnte.
    Lecamus' Haus war eines von den dreien, welche die drei einspringenden Ecken der Straßenkreuzung bildeten, die am unteren Ende der Wechslerbrücke lag; heute steht dort nur noch der Turm des Justizgebäudes, welches die vierte bildete. An der Kante dieses Hauses, das an der Ecke von Wechslerbrücke und Quai lag, welches heute den Namen Blumenquai führt, hatte der Architekt einen Mauervorsprung für eine Madonna angebracht, die ständig von Kerzen beleuchtet, mit natürlichen Blumen in der schönen Jahreszeit und mit künstlichen Blumen im Winter geschmückt ward. Auf der Seite der Brückenstraße, wie auf der alten Kürschnerstraße war das Haus auf hölzerne Pfeiler

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